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Augsburg
"Was er gezeigt hat, war überragend": Fredrik Jensen will Stammspieler werden
Fredrik Jensen war beim Sieg in Heidenheim einer der besten Spieler auf dem Platz. Der Finne will in seinem sechsten Jahr beim FCA endlich konstant spielen.
DSC_1479.jpeg       -  Ein Bild aus älteren Tagen: Die damaligen Neuzugänge Felix Götze, Andre Hahn, Julian Schieber und Fredrik Jensen mit Ex-Trainer Manuel Baum (v.l.n.r.).
Foto: Ulrich Wagner | Ein Bild aus älteren Tagen: Die damaligen Neuzugänge Felix Götze, Andre Hahn, Julian Schieber und Fredrik Jensen mit Ex-Trainer Manuel Baum (v.l.n.r.).
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:08 Uhr

Als Fredrik Jensen am Mittwochvormittag bei den letzten Spielformen nicht mehr mitwirkt und an der Seitenlinie Läufe absolviert, da macht sich leichte Unruhe bei den Beobachtern des öffentlichen Trainings des FC Augsburg breit. Ist ausgerechnet der Spieler, der den 5:2-Sieg des FCA beim 1. FC Heidenheim entscheidend mit drei Vorlagen beeinflusst hat, angeschlagen? Kann er vielleicht am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg gar nicht spielen? 

Doch, kann er, sagt Trainer Jess Thorup etwas später direkt am Spielfeldrand: „Er hat erstmals von Anfang an gespielt und viele hochintensive Läufe gemacht.“ Und dann lernt er, assistiert von FCA-Pressesprecher Dominik Schmitz, gleich noch ein neues Wort: Belastungssteuerung. „Be-lastungs-steuerung“, buchstabiert Thorup dann, lacht und sagt. „Wieder etwas gelernt.“ 

FCA-Trainer Jess Thorup lobt Fredrik Jensen

Es scheint, als würde dem 53-jährigen Dänen an seiner ersten Arbeitsstelle in Deutschland alles in den Schoß fallen. Neue Worte, Glück, Punkte und die richtigen Personalentscheidungen. Eine davon war die Startelf-Nominierung von Fredrik Jensen. Der 26-jährige Finne brachte zwei Ecken und eine Vorlage so zielgenau an seine Mitspieler, dass drei Tore fielen. „Ich habe in der ersten Woche gesehen, dass er ein kluger Spieler ist. Der adaptieren kann, was ich von ihm will“, sagt Thorup und fügt an: „Was er in Heidenheim gezeigt hat, war überragend.“

Fredrik Jensen will darum gar nicht so viel Aufhebens machen. Er sitzt im Pressekonferenzraum im Bauch der WWK-Arena. Er sagt: „Es war ein guter Sonntag. Ich will als Spieler immer dem Team helfen. Mir ist das mit drei Vorlagen gelungen. Aber wichtiger war der Sieg, um wieder ein gutes Gefühl zu bekommen.“ 

Jensen ist nach Framberger und Gouweleeuw dienstältester FCA-Spieler

Ein gutes Gefühl. Das gab es beim FCA schon länger nicht mehr. Ex-Trainer Enrico Maaßen konnte machen, was er wollte, es schien nichts mehr so richtig zu fruchten. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt 98 zog der FCA einen Schlussstrich. „Wenn ein Klub den Trainer wechselt, dann sind die Dinge davor nicht so gut gelaufen. Für jeden Spieler beginnt es aber wieder bei null. Der Trainer bringt neue Energie mit und das hat man am Sonntag bei uns gesehen“, sagt Jensen. 

Er ist nach Raphael Framberger und Jeffrey Gouweleeuw der dienstälteste FCA-Spieler. Im Januar erst verlängerte er seinen Vertrag bis 2025. Im Sommer 2018 war er vom niederländischen Erstligisten FC Twente Enschede für drei Millionen Euro Ablöse zum FCA geholt worden. 

Damals war Manuel Baum FCA-Trainer. Dann kam Martin Schmidt, dann Heiko Herrlich, dann Markus Weinzierl und dann Enrico Maaßen. Alle hatten Jensen riesiges Potenzial bescheinigt. Als Spielmacher auf der Zehner-Position, mit einem guten Auge, einem genauen Passspiel und einer schnellen Auffassungsgabe. 

Doch bei keinem schaffte es der Finne, der in der kleinen Stadt Povoo, 50 Kilometer von Helsinki entfernt, geboren ist, zum Stammspieler. Und das lag nicht an seinem Talent. Das führte ihn 2014 mit 16 Jahren schon nach Enschede in das dortige Fußball-Internat. Dort spielte schon sein eineinhalb Jahre älterer Bruder Richard. Der ist heute Profi beim FC Aberdeen. Frederik Jensen immer noch beim FC Augsburg.

Jensen kommt in mehr als fünf Jahren nur auf 66 Bundesligaspiele

Allerdings hat er von rund 180 möglichen Bundesligaspielen nur 66 bestritten. Vom ersten Tag in Augsburg haben ihn neben einer Corona-Infektion immer wieder Verletzungen geplagt. Hauptsächlich das rechte Sprunggelenk, aber auch Corona, Muskelverletzungen oder Entzündungen. Das rechte Sprunggelenk, das getapt in einer Badelatsche steckt, habe er nun im Griff, beteuert er. Mit einem Spezialprogramm, das ihm ein befreundeter finnischer Physiotherapeut schon vor Längerem zusammengestellt hat und das Jensen regelmäßig abarbeitet. . „Ich versuche dabei, dass das Sprunggelenk so frei und beweglich wie möglich bleibt. Momentan ist es top“, sagt er und lächelt. 

Jensen ist eigentlich von Haus aus ein positiv denkender Mensch. So sind er und sein Bruder von seiner Mutter, die in einem Adoptivzentrum arbeitet und seinem Vater, ein ehemaliger Schuldirektor, der sich jetzt mit einer Firma selbstständig gemacht hat, die Reet, also Schilfrohr, erntet und weiter verarbeitet, erzogen worden.Seine Verletzungen haben ihn allerdings schon immer wieder nachdenklich gemacht. „Ich war oft verletzt. Das stimmt. Vor dieser Saison habe ich mir vorgenommen, mir nicht mehr so viele Gedanken darüber zu machen. Ich versuche einfach so lange wie möglich fit zu bleiben und gerade fühle ich mich frisch und fit“, sagt er.

Dazu trägt auch jemand bei, der im Juni in das Leben von Jensen und seiner Freundin Camilla, die er seit der Schule kennt, getreten ist: Töchterlein Sienna. Seit er Vater ist, hat Jensen einen anderen Blick auf seinen Beruf. Egal ob nach Rückschlägen oder euphorischen Momenten wie am vergangenen Sonntag. „Wenn du im Fußball etwas gut gemacht hast, ist das Telefon voll mit Nachrichten. Wenn du Probleme hast oder verletzt bist, ist das nicht so einfach. Jetzt ist es so, wenn ich nach Hause komme, bin ich nicht mehr der Fußballspieler, sondern der Papa. Das hilft mir sehr. Da ist jetzt etwas viel Wichtigeres in meinem Leben als Fußball.“ 

Der Däne Thorup hat einen guten Draht zum Finnen Jensen

Vielleicht hilft ihm diese neue Sicht der Dinge endlich einmal konstant sein Potenzial über eine Saison auf den Platz zu bringen. Den ersten Schritt hat er am Sonntag getan. Auch mithilfe von Jess Thorup. Der Däne scheint von Beginn an einen guten Draht zum Finnen Jensen gefunden zu haben. „Er hat viel Erfahrung und bringt viel Neues mit. Bisher waren meine Trainer immer aus der Bundesliga oder aus Deutschland. Jetzt ist ein Trainer da, der komplett neu ist. Er hat es bisher super gemacht und eine super Energie in die Mannschaft gebracht“, erzählt Jensen. Aber auch er könne nicht selbst auf dem Platz stehen. Jensen weiter: „Er kann uns helfen, aber am Ende treffen wir die Entscheidungen auf dem Feld. Wir müssen es so gut wie möglich machen, dass wir gewinnen. Dieses Gefühl vermittelt er uns.“ 

Doch dieses Pflänzchen Aufschwung ist noch frisch, zart, kann leicht geknickt werden. Jensen hat das in seiner Zeit beim FCA schon oft erlebt. Deshalb ist er noch zurückhaltend auf die Frage, ob der Sieg in Heidenheim der Kipppunkt hin zu einer besseren Saison gewesen sei. „Es ist schwierig zu sagen, wie es im April oder Mai aussehen wird. Wir dürfen nicht so weit nach vorne schauen, sondern müssen uns auf das nächste Spiel konzentrieren und da wartet Wolfsburg. Wolfsburg ist eine super Mannschaft, mit viel Qualität. Aber die haben wir auch. Wir wollen auch zu Hause wieder gut spielen, auch für unsere Fans.“

Transfers, News, Personalien: Sie sind interessiert am schnellen FCA-Update? Dann schauen Sie bei unserem FCA-Ticker vorbei.

 
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