Wirklich gebraucht hätte dieses Szenario beim FC Augsburg niemand. Über weite Teile der Saison hinweg wirkten Spieler, Trainer und Verantwortliche des Fußball-Bundesligisten entspannt, stets vermittelte der Abstand zu den Abstiegsplätzen ein wohliges Gefühl. Umso härter trifft den FCA nun die Realität. Vor dem letzten Spieltag trennen ihn vom Relegationsplatz lediglich zwei Punkte. Sollten die Augsburger ihre Partie gewinnen, wären sie gerettet. Verlieren sie, sind sie auf die Mitkonkurrenten VfB Stuttgart und VfL Bochum angewiesen. Augsburg spielt bei Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Nicht zum ersten Mal ist eine Begegnung mit dem Klub schicksalsträchtig.
Wie liefen bislang die Begegnungen des FCA und Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga?
Grundsätzlich scheint die Borussia den Augsburgern zu liegen, von den aktuellen Bundesligisten ist nur gegen Bremen, Mainz und Stuttgart die Siegquote höher. In 23 Begegnungen gab es acht Siege, acht Unentschieden und sieben Niederlagen. Einige Partien sind nachhaltig in Erinnerung geblieben. In der Bundesliga-Premierensaison gelang dem FCA in Mönchengladbach der Klassenerhalt. Unterstützt von einem Sonderzug voller FCA-Fans holte die Mannschaft des damaligen Trainers Jos Luhukay ein 0:0. Der eine Punkt genügte am vorletzten Spieltag. Historisch war das Auswärtsspiel am letzten Spieltag der Saison 2014/15. Höjbjerg, Matavz und Mölders trafen beim 3:1, das den Einzug in die Gruppenphase der Europa League bekannt machte."Irres Jahr" für den FCA: Der Lohn für Kontinuität und RuheKommentar In der Spielzeit 2016/17 traf Trainer-Neuling Manuel Baum in seinem ersten Bundesligaspiel mit dem FCA auf Mönchengladbach. Nach dem 1:0 im Heimspiel (Tor: Hinteregger) und dem folgenden 1:1 in Dortmund durfte Baum bleiben.
Welche Spieler haben bereits das Trikot beider Bundesligisten getragen?
Aktuell stehen mit André Hahn (2014 bis 2017) und Tobias Strobl (2016 bis 2020) zwei Spieler im Augsburger Kader, die schon bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag standen. Aktiv eingreifen werden die Ü30-Routiniers am Samstag nicht, Hahn (Knorpelschaden) und Strobl (Kreuzbandriss) sind verletzt. Zudem laufen ihre Verträge aus, vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund hat der FCA die Spieler bereits verabschiedet. Christian Hochstätter, Neffe von Helmut Haller, wechselte 1982 an den Niederrhein, um dort eine große Karriere in der Bundesliga zu starten. Später war der gebürtige Augsburger Borussia-Manager. Ein Mitspieler Hochstätters war zwischenzeitlich Armin Veh. Von Mönchengladbach zum FCA wechselte im Januar 2011 Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Der Innenverteidiger ist in Augsburg sesshaft geworden, gehört dort dem Aufsichtsrat des Bundesligisten an. Zur Europapokal-Legende wurde Raúl Bobadilla. Der Angreifer aus Südamerika ermöglichte mit seinen Toren den Einzug in die K.-o.-Phase der Europa League. Sorgte aber auch abseits des Rasens für Schlagzeilen. Im Sommer 2017 wechselte Bobadilla zurück zur Borussia, wo er zuvor schon einmal unter Vertrag gestanden hatte.
Warum muss Trainer Daniel Farke am Saisonende gehen?
Nach übereinstimmenden Medienberichten wird Daniel Farke am Saisonende seinen Job verlieren. Der Grund: Erfolglosigkeit. Bestenfalls beendet Mönchengladbach die Spielzeit auf dem zehnten Tabellenplatz, gestartet war der Klub mit internationalen Ambitionen. Mit dem ehemaligen Macher Max Eberl hat sich zugleich der Erfolg verabschiedet. Vor Farke hatte Adi Hütter die Borussia nach nur einer Saison wieder verlassen müssen. Den Gladbachern fehlt die Konstanz in den Leistungen; so holten sie gegen den FC Bayern vier Punkte, kassierten aber hohe Niederlagen gegen Hertha BSC, Mainz oder Leipzig. Das zweite Jahr in Folge wird die Borussia den Europapokal verpassen, entsprechend fehlen Einnahmen und sportlicher Anreiz, um Spitzenspieler zu verpflichten. Zugleich steht Sportdirektor Roland Virkus vor der Herausforderung, einen Umbruch einzuleiten. Mit Angreifer Marcus Thuram, Linksverteidiger Ramy Bensebaini und Kapitän Lars Stindl (alle ablösefrei) werden Stammkräfte den Klub verlassen.
Worauf muss sich der FCA einstellen?
Der sportliche Wert der Begegnung ist aus Sicht der Borussia überschaubar. Werder Bremen kann in der Tabelle nicht mehr vorbeiziehen, einziger Anreiz ist, den Dauerrivalen 1. FC Köln noch von Platz zehn zu verdrängen. Andererseits: Der letzte Eindruck ist ein bleibender. Nach einer Saison mit mehr Höhen als Tiefen wird die Borussia das letzte Heimspiel nicht verlieren wollen, Stindl und Co. werden sich gebührend verabschieden wollen. Zudem hat der FCA das Hinspiel 1:0 gewonnen. Zwei Niederlagen gegen Augsburg würden zwar zur verkorksen Saison passen, vertragen sich aber kaum mit den eigenen Ansprüchen.