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Augsburg
André Hahn kämpft um sein Comeback, aber nicht mehr beim FCA
Im Oktober 2022 zieht sich André Hahn beim Auswärtsspiel in Schalke eine schwere Knieverletzung zu, die er zuerst gar nicht bemerkt. Es folgen drei Operationen und eine Enttäuschung durch den FC Augsburg.
DSC_1479.jpeg       -  Andre Hahn kämpft in der Reha um sein Comeback.
Foto: Ulrich Wagner | Andre Hahn kämpft in der Reha um sein Comeback.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:29 Uhr

Wann genau die Verletzung passiert ist, die das Ende seiner Karriere bedeuten kann, weiß André Hahn gar nicht. Vielleicht hatte ihn an diesem 6. Oktober 2022 das Adrenalin in seinem Körper so aufgeputscht, dass er die Schmerzen gar nicht spürte. Verwunderlich wäre es nicht. Hahn hatte den FC Augsburg an diesem Sonntag zum 3:2-Auswärtssieg bei Schalke 04 geschossen. 2:0 hatte der FCA schon geführt, Schalke ausgeglichen, die Veltins-Arena kochte, der FCA war in Unterzahl, Mergim Berisha hatte in der 71. Minute Gelb-Rot gesehen, als Hahn die Schalker Spieler und ihre 60.000 Fans mit dem 3:2-Siegtreffer (77.) schockte. Sein traumatisches Erlebnis kam erst ein paar Tage später. 

André Hahn spielt gegen Schalke 04 durch

„Ich habe durchgespielt. Ich habe es erst nach dem Spiel etwas gespürt, hatte aber keine riesigen Schmerzen. Ich war selbst schockiert, als ich dann die Nachricht nach dem MRT bekommen habe“, erzählt Hahn fast genau ein Jahr und drei Operationen später. Er steht im VIP-Raum der WWK-Arena, hat das Abschiedsspiel von Daniel Baier von der Tribüne aus verfolgt. 

Diagnose nach MRT: Knorpelschaden im rechten Knie

Hahn hatte sich einen Knorpelschaden im rechten Knie zugezogen, der bei einer Operation behoben wurde. Aber dann vernarbte das Gewebe, ein weiterer Eingriff war nötig. Wieder hoffte Hahn, dass alles gut werden würde. Doch wieder gab es einen Rückschlag. Der Knorpel hob sich. Wieder musste Hahn unters Messer. Der Super-Gau für einen Fußball-Profi. Heute sagt Hahn: „Ich bin mit meiner Situation, so wie sie gerade ist, zufrieden. Gucken wir mal, wie es weitergeht.“ 

Knapp zehn Wochen ist die letzte Operation her, Hahn schuftet jeden Tag in der Reha. Aber nicht mehr in Augsburg, nicht mehr für ein Comeback beim FCA. Sein Vertrag ist zum 1. Juli ausgelaufen. Seitdem ist Hahn vereinslos. Der Verein hatte ihn angesichts der Verletzung und auch aufgrund der Neuausrichtung hin zu jungen, talentierten Spielern nicht mehr verlängert. Nach insgesamt sechseinhalb Jahren im FCA-Trikot kam der Abpfiff für den 33-Jährigen. 

André Hahn kam von den Offenbach Kickers zum FC Augsburg und wird Nationalspieler

Im Januar 2013 hatte der FCA André Hahn vom Drittligisten Kickers Offenbach in die Bundesliga geholt. Der kometenhafte Aufstieg des Flügelspielers begann. Im Mai 2014 nominierte Jogi Löw ihn für die Nationalmannschaft, für zwei Freundschaftsspiele. Gegen Chile saß er nur auf der Bank, gegen Polen gab er sein Debüt, durfte beim 0:0 in der zweiten Hälfte ran. Es sollte das erste und einzige Länderspiel bleiben. Hahn wechselte dann im Sommer 2014 zu Borussia Mönchengladbach, spielte in der Champions League. 

Drei Jahre später kehrte der Norddeutsche, der in Otterndorf bei Cuxhaven geboren ist, zum Hamburger SV zurück, wo er in der Jugend spielte, aber als Profi nicht fur gut befunden wurde. Doch dort läuft es nicht. 2018 nützt der FCA das aus, holt Hahn in seine zweite Heimat Augsburg zurück. Diesmal für länger. Er kauft sich ein Haus in Zaisertshofen (bei Mindelheim), fühlt sich dort mit Frau und Kindern wohl. Sportlich läuft es. Doch irgendwann muss Hahn auch langsam die Zeit nach dem Fußball planen. Und die planen die Hahns in der Heimat seiner Frau. In Rödermark bei Offenbach bauen sie ein Haus. Doch Hahn würde gerne noch in Augsburg verlängern. 

Hahn zum FCA: "Wir können uns in die Augen schauen"

Dann kommt der 6. Oktober. Am Ende entscheidet sich die FCA-Führung, den Vertrag von Hahn nicht zu verlängern. Es ist nicht absehbar, wann und ob Hahn überhaupt zurückkehrt. Er würde einen Platz im Kader belegen. Außerdem verjüngt der FCA seinen Kader. „Ich kann die Vereinsseite verstehen aufgrund der Verletzung und meines Alters, aber ich hätte gerne hier versucht, auf die Beine zu kommen“, sagt Hahn mit etwas Abstand. 

Den hat er aber auch gebraucht, um seine Enttäuschung zu verarbeiten. Der Fan-Liebling hat immer alles für den FCA gegeben, war immer ein Vorbild, auch wenn es nicht so lief, war immer loyal. Dem FCA war das Risiko aber zu groß. „Am Ende sind wir im Guten auseinandergegangen. Die Situation ist, wie sie ist, aber wir können uns in die Augen schauen und wir reden miteinander.“ 

André Hahn will noch einmal als Profi spielen

Hahn schaut nach vorne. „Es bleibt definitiv erst einmal mein Ziel, noch einmal als Profi zu spielen. Ich arbeite hart jedenTag in der Reha. Ich versuche auf jeden Fall, wieder auf den Platz zurückzukehren. Natürlich ist der Markt nicht so einfach und mit meiner Verletzung erst recht nicht. Aber ich tue alles dafür.“ Vielleicht klappt es ja in der Winterpause. 

Das Haus in Zaisertshofen ist ausgeräumt, soll demnächst verkauft werden. Trotzdem: Hahn bleibt dem FCA verbunden. „Der FCA ist für mich wie eine Heimat geworden. Ich verbinde viel mit diesem Verein. Er hat es mir ermöglicht, in die Bundesliga zu kommen. Die insgesamt über sechs Jahre, die ich dann hier war, waren wunderschön, tolle Menschen, tolle Stadt, tolles Stadion. Ich bin immer wieder gerne hier und wir werden immer wieder zurückkommen.“ Vielleicht sogar auf dem Platz. Für diesen Traum kämpft Hahn jeden Tag. 

 
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