Zwei Stunden vor Beginn des DFB-Pokal-Achtelfinalspiels beim Hamburger SV grölten Fans des 1. FC Nürnberg am U-Bahnhof Reeperbahn das Lied „Europapokal“. In selbigem wird darüber fantasiert, welche Orte die FCN-Anhänger ansteuern würden, sollte es demnächst zum Einzug in einen europäischen Wettbewerb reichen. Doch nach der Nürnberger 0:1 (0:0)-Niederlage beim Zweitliga-Tabellenführer in Hamburg und dem damit verbundenen Pokalaus dürften Reiseplanungen nach Mailand oder Teneriffa, wie sie in dem Lied besungen werden, allerfrühestens in der Saison 2020/21 in Betracht kommen. Erst einmal kann sich das Team von Trainer Michael Köllner auf den Bundesliga-Abstiegskampf konzentrieren.
Vielleicht mag sich nach dem Spiel so mancher Club-Fan die Frage gestellt haben, ob es überhaupt eine gute Idee ist, mit dem FCN in die Fremde zu reisen. Denn der Auftritt in Hamburg war ein desolater und für die Anhänger daher äußerst unerfreulich. Mit dem 0:1 waren die Nürnberger noch gut bedient in einer Partie, in der das Torschussverhältnis 19:0 für die Gastgeber lautete.
Wie Komparsen in Slapstickfilm
Bei dem Tor wirkten die Club-Verteidiger wie Komparsen in einem Slapstickfilm, bis schließlich nach mehreren Versuchen der Hausherren Berkay Özkan den Ball zum einzigen Treffer der Begegnung über die Linie brachte (54.). „Wir können uns bei den Leuten, die mitgefahren sind, nur entschuldigen“, erklärte Nürnbergs Kapitän Hanno Behrens, der ebenso wie Keeper Christian Mathenia schon selbst für die Hamburger gespielt hatte. Der Torwart schüttelte nach dem Schlusspfiff nur den Kopf: „Das ist unerklärlich. Wir haben uns vorgenommen, mit Leidenschaft aufzutreten. Was da passiert ist, ist unfassbar“, sagte Ma-thenia, der vor der Partie nach seinem Zusammenprall mit einem Gegenspieler beim Bundesliga-Spiel gegen Bremen noch in einer Hamburger Klinik neurologisch untersucht worden war und für den Einsatz im Pokalspiel Grünes Licht bekommen hatte.
Doch sein Team schaffte es kaum einmal, einen konstruktiven Angriff aufzuziehen. Bester Nürnberger auf dem Platz war mit Ewerton ein Innenverteidiger, der ein ums andere Mal Fehler seiner Nebenleute ausbügelte und der als einer der wenigen Nürnberger Ruhe im Passspiel zeigte. Daneben wirkten zahlreiche Gästespieler schlichtweg überfordert.
Köllner hofft auf Besserung in Bundesliga
FCN-Coach Michael Köllner sprach von einem „hoch verdienten Sieg“ der Hausherren und räumte ein, dass sein Team schlecht Fußball gespielt habe. „Gewinnen wollten wir schon, aber wir haben einfach die Leistung nicht gebracht“, so der Nürnberger Coach. Er tat seine Hoffnung kund, dass seine Mannschaft am Samstag wieder besser Fußball spielen werde.
Denn da steht für den Club dann mit dem Kellerduell in Hannover der Bundesliga-Abstiegskampf an. „Wenn wir da so auftreten wie heute, geht es böse aus“, erklärte Mathenia. Ziel der Nürnberger ist es natürlich weiter, den Sturz in die Zweitklassigkeit zu vermeiden, wo die Gegner Heidenheim oder Sandhausen heißen. Städte, in denen die Fans weder berühmte Amüsiermeilen besuchen noch U-Bahn fahren können.