Als Christian Eriksen Lebenszeichen gab, war klar, was folgen würde: The Games must go on – die Spiele müssen weitergehen. Das war schon in der Antike so, das war nach dem blutigen Attentat bei den Olympischen Spielen 1972 in München so und auch nach dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus 2017. Eigentlich nie hielt der Sport wirklich inne, wenn es der Moment einzufordern schien.
Glücklicherweise lebt Christian Eriksen, in den Minutennach dem Zusammenbruch machten die Ärzte und Betreuer ihren Job, die Spieler aus Dänemark und Finnland hielten zusammen, die Fans auf den Rängen verbrüderten sich in gemeinsamen Sprechchören. Das war eine große Leistung der Helfer, das war großartig von den Zuschauern. Ganz großer Sport, in einem für alle Welt sichtbaren dramatischen, schaurigen Augenblick.
Ob es jetzt richtig oder falsch war, dass die Partie fortgesetzt worden ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Wenn eine solche dramatische Situation sich zum Guten auflöst, dann ist das im Kern gar nicht mal abwegig. Sagen zumindest einige. Die überwiegende Mehrheit sieht das anders. Gefordert wäre genau in diesem Moment ein starker Verband, also die Uefa, gewesen.
Stattdessen überließ man dies dem gerade erst reanimierten Christian Eriksen und den Spielern. Das ist das eigentlich Verwerfliche. Christian Eriksen rief zum Weitermachen auf – wen verwundert das? Es gehört zur zweifelhaften Mentalität des Spitzensports, nie aufzugeben, Grenzen überschreiten zu wollen, alles hinter sich zu lassen. Vielleicht hätte man die Protagonisten stoppen müssen und ihren guten Willen, Eriksens Wunsch nicht zu befolgen. Nicht vielleicht, der Wiederanpfiff war die größte Fehlentscheidung.