Der frühere Fußballfunktionär Heribert Bruchhagen spricht sich für eine Erweiterung der Bundesliga auf 20 Clubs aus. „Wir müssten uns das in Deutschland doch erlauben können, unser Land ist größer geworden, aber die Bundesliga hat wie in den Achtzigerjahren immer noch 18 Clubs”, sagte der 75-Jährige in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung”. Anders als etwa in anderen Ländern mit großen Ligen wie England, Spanien oder Italien wurde in Deutschland nur nach der Wiedervereinigung in der Saison 1991/1992 mit 20 Mannschaften gespielt.
„Der Vorteil bei einer Erweiterung auf 20 Vereine wäre: Man würde niemandem etwas wegnehmen. Und man hätte weniger Hektik und ein bisschen mehr Ruhe in der ersten Liga - weil mehr Clubs ihr Ziel, den Klassenerhalt, erreichen würden”, meinte der langjährige Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt. „Dadurch würden auch weniger Trainer entlassen und es entstünde mehr Kontinuität. Aber das ist natürlich alles im Konjunktiv gesprochen.”
Bruchhagen geht von etlichen Trainerwechseln aus
Vor der am Freitag beginnenden Bundesliga-Saison geht Bruchhagen von einigen Cheftrainer-Wechseln aus, da nur eine Minderheit der Clubs ihre Wünsche umsetzen könne. „Mindestens acht von 18 Trainern werden in der ersten Liga das Saisonende nicht in ihrem jetzigen Job erleben”, sagte Bruchhagen, der einst auch bei Schalke 04, Arminia Bielefeld, der Deutschen Fußball Liga und zuletzt beim Hamburger SV Führungspositionen bekleidete.
Dass sich ehemalige Topclubs wie die aktuellen Zweitligisten Schalke und der HSV so schwertun, wundert Bruchhagen nicht. „Die großen Traditionsvereine sind wie schwere Tanker, sie bedienen einen riesigen Apparat. Das kostet Geld und erzeugt Druck und führt an der Spitze zu Diadochenkämpfen wie in Hamburg, Hannover oder Schalke.”
Kleinere Clubs wie Mainz „machen es clever”
Von Investoren geführte Clubs wie Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim oder Leipzig hätten es aufgrund verlässlicher Geldquellen und schlankerer Strukturen leichter, erläuterte Bruchhagen. „Und die kleineren Clubs wie Augsburg, Mainz oder Heidenheim machen es clever, sie müssen aber auch nicht die Erwartungen eines großen Publikums managen.”
Bruchhagens Fazit: „Das Gleichgewicht stimmt nicht: Die Traditionsclubs ziehen die Massen an und sorgen für die Einschaltquoten, sind aber finanziell im Nachteil.” Unter diesen Bedingungen sieht er auch die 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren begrenzen soll, „dauerhaft infrage gestellt und bedroht”. Sinn ergebe die Regel dennoch.