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Augsburg
Ex-FCA-Trio steckt mit dem FC Basel tief in der Krise
Der FC Basel galt lange Zeit als der FC Bayern der Schweiz. Die Zeiten haben sich aber geändert. Das merken auch Torhüter Marwin Hitz, Maurice Malone und Renato Veiga.
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Foto: Ulrich Wagner | Fußball, 1. Bundesliga / FCA / FC Augsburg - VfB Stuttgart 1:1Bild: Ulrich Wagnerwer schießt den Freistoß?danke an die Fans / Zuschauer: Renato Veiga
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:51 Uhr

Als Marwin Hitz im Sommer 2022 seinen Vertrag beim FC Basel unterschrieb und damit nach 14 Jahren Bundesliga beim VfL Wolfsburg, FC Augsburg und Borussia Dortmund in sein Heimatland Schweiz zurückkehrte, da war dem inzwischen 36-jährigen Torhüter klar, dass der Renommierklub nicht mehr die Strahlkraft wie Anfang der 2000er Jahre hatte. Allein zwölf seiner 20 Meistertitel hatte der FC Basel von 2002 bis 2017 geholt. Er galt als der FC Bayern der Schweiz. „Ich wusste, dass es nicht mehr der FC Basel von früher ist, auch finanziell. Aber für mich ist der FC Basel immer noch ein Traditionsklub mit viel Potenzial und ich wollte wieder spielen“, sagt Hitz im November 2023. 

Das gelang auch. Hitz, der von 2013 bis 2018 beim FCA im Tor stand und dann zum BVB wechselte, ist die klare Nummer eins. Doch dass er derzeit mit dem Traditionsklub, der 1893 gegründet wurde, mitten im Abstiegskampf der Schweizer Super League steckt, das hört sich fast unglaublich an, ist aber die bittere Realität. Dabei war der FC Basel im Mai erst im Halbfinale der Conference League mehr als unglücklich gegen den AC Florenz ausgeschieden. 2:1 hatte der FC Basel das Hinspiel in der Toskana gewonnen. Im Rückspiel vor über 38.000 Zuschauern im heimischen St.-Jakobs-Park machte man sich schon für das Elfmeterschießen bereit, als Florenz in der neunten (!) Minute der Nachspielzeit in der Verlängerung das entscheidende 3:1 gelang. „Das hat Kraft gekostet. Wir sind dann Fünfter (in der Liga) geworden, haben im Pokal das Halbfinale erreicht. Mein Jahr war voll in Ordnung“, erzählt Hitz. 

Der FC Basel kaufte 23 Spieler, darunter Maurice Malone und Renato Veiga

Doch dann begann in der Sommerpause eine wahnwitzige Wechselorgie. 21 Spieler verließen die Basler, 23 kamen hinzu. Wie auch die beiden Ex-FCA-Profis Maurice Malone und Renato Veiga. „Wir hatten im Sommer einen sehr großen Umbruch, die meisten Zu- und Abgänge in ganz Europa. Ein Großteil der Vorbereitung war von Wechseln geprägt. Erst kurz vor der ersten Länderspielpause, ich glaube es war der fünfte Spieltag, waren wir komplett. Da ist es normal, dass noch nicht alle Automatismen greifen“, umschreibt Hitz den Transferwahnsinn diplomatisch. 

Der FC Basel lebte lange Zeit über seine Verhältnisse

Um diesen zu verstehen, muss man ein wenig zurückblicken in der Historie des FC Basel. Anfang 2000 stieg Gigi Oeri, die Frau des Miterbens des Basler Pharmariesen Hoffmann-La Roche, Andreas Oeri, beim FC Basel ein. Es begann die Blütezeit des FCB. Die milliardenschwere Mäzenin investierte aber nicht nur in die Mannschaft, sondern auch in das Stadion und in den Nachwuchs und schuf damit eine Basis, die ihr Nachfolger Bernhard Heusler von 2012 bis 2017 nutzte. Der Schweizer Rechtsanwalt machte Basel sportlich in Europa gesellschaftsfähig. Dreimal erreichte man das Achtelfinale der Champions League, den bis jetzt letzten nationalen Titel gab es aber schon 2017. Doch das hatte seinen Preis. Basel lebte über seinen Verhältnissen. Heusler zog sich zurück. Seine Nachfolger, zuerst der Medienunternehmer Bernhard Burgener und dann, ab 2021, Ex-Profi David Degen, mussten sparen. Konkurrent Young Boys Bern hat Basel als Top-Klub längst überholt.

Ins Jahr 2023 startete Basel, laut der Süddeutschen Zeitung, mit einem strukturellen Defizit von 30 Millionen Franken. Einziger Ausweg: junge Spieler holen, ausbilden, mit Gewinn weiterverkaufen und dann mit ungeschliffenen Talenten den Kader wieder auffüllen. „Früher hat man die besten Spieler der Liga geholt, mittlerweile – und da muss man einfach ehrlich sein –, ist es schwierig, Spieler von direkten Konkurrenten zu bekommen“, sagt Hitz und fügt an: „Man hat die Philosophie geändert, setzt auf junge Spieler. Dass man sich immer von ein, zwei guten Spielern trennen muss, um Transferüberschüsse zu generieren, war mir schon bewusst.“ 

Maurice Malone und Renato Veiga kamen spät in die Schweiz

Dass es allerdings in diesem Sommer zuging wie im Taubenschlag, überraschte auch Hitz. Zwar erwirtschafte Basel so einen Überschuss von rund 17 Millionen Euro, doch der Umbau des Kaders dauerte bis weit in die Saison hinein, die Ende Juli startete.So unterschrieb der gebürtige Augsburger Maurice Malone, 23, erst am 11. August einen 4-Jahres-Vertrag in Basel, der FCA soll rund zwei Millionen Ablöse eingestrichen haben.

Renato Veiga kam erst Ende August von Sporting Lissabon für 4,6 Millionen Euro. Die Leihe des Verteidigers war beim FCA schon im Januar vorzeitig aufgelöst worden. „Es sind zwei super Spieler, die für die Schweiz viel Qualität haben, aber es ist der Situation geschuldet, dass sie noch nicht so überzeugen können, wie sie es sich wohl auch selbst vorgestellt haben. Aber sie machen es super und ich bin überzeugt, dass sie durchstarten werden“, sagt Hitz. 

Durchstarten – das muss jetzt der ganze Verein, denn wirtschaftlich machte die Personalrochade Sinn, sportlich war die Kaderplanung ein Fiasko. In der Conference League-Qualifikation schied der neu geholte deutsche Trainer Timo Schultz mit seinem Team gegen Tobol Kostanay aus Kasachstan aus. War schon das eine Blamage, kostete der Liga-Fehlstart Schultz dann den Job. Nach nur sieben Spieltagen mit fünf Punkten wurde Schultz entlassen. Sein Vorgänger Heiko Vogel, der dann als Sportdirektor Schultz geholt hatte, sprang wieder interimsweise als Coach ein, verlor vier Spiele und musste dann ebenfalls gehen. Seit Oktober ist Fabio Celestini Trainer. 

Marwin Hitz analysiert Tohuwabohu gewohnt sachlich

Marwin Hitz analysiert das Tohuwabohu gewohnt sachlich, so wie er es auch beim FCA tat: „Am 6. Spieltag waren Fabian Frei und ich die einzigen Spieler aus der vergangenen Saison in der Startelf. Das kann alles gut gehen, aber wenn man nicht gut startet, dann besteht auch die Möglichkeit, dass es in die andere Richtung geht. Dazu kamen noch die Wechsel auf der Trainerposition. Es waren sicher keine optimalen Bedingungen, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir uns jetzt, auch mit dem neuen Trainer, finden werden.“ 

Die Situation ist weiter brenzlig, doch der Modus der Schweizer Liga könnte Basel helfen. Die oberen Sechs der Tabelle spielen am Ende den Meister und die Europacup-Plätze aus, die unteren einen direkten Absteiger und einen Teilnehmer an der Relegation. Die Punkte der regulären Saison werden mitgenommen. Hitz ist zuversichtlich: „Wir haben in der Länderspielpause viel gearbeitet und die Qualität der Arbeit im Training macht mir Mut. Wir haben für Schweizer Verhältnisse qualitativ trotz allem eine Mannschaft, die durchaus viele Spiele gewinnen kann. Wir haben es nur noch nicht gezeigt, wie man auf der Tabelle sieht.“ 

Basel gewinnt gegen St. Gallen mit 2:0 und verlässt den letzten Tabellenplatz

Unter dem neuen Trainer Celestini scheint der FC Basel langsam in Schwung zu kommen. Am Sonntagabend gewann der FCB zu Hause gegen den Tabellenvierten FC St. Gallen mit 2:0. Es war der zweite Sieg im dritten Spiel unter Celestini. Der FC Basel hat jetzt elf Punkte und den letzten Tabellenplatz verlassen. 

Maurice Malone fehlte mit Kniebeschwerden. Der Ausfall des Stürmers, der bisher ein Tor in sieben Einsätzen erzielte, war ein großes Thema in den Schweizer Sport-Medien vor dem Duell mit St. Gallen. Er wird mehrere Wochen ausfallen. Renato Veiga, beim FCA hauptsächlich wegen seiner Afro-Frisur und seiner sehr freien Pünktlichkeitsauslegung aufgefallen, hat sich längst im defensiven Mittelfeld als Stammspieler etabliert. Und Marwin Hitz? Der spielte gegen St. Gallen in dieser Saison zum ersten Mal zu Null. 

Transfers, News, Personalien: Sie sind interessiert am schnellen FCA-Update? Dann schauen Sie bei unserem FCA-Ticker vorbei.

 
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