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Fußball-EM 2024
Der EM-Kader füllt sich – doch ein wenig Zauber bleibt
Der DFB zieht die Nominierung des EM-Kaders über mehrere Tage. Ein paar Überraschungen könnten noch folgen – doch zwei Stars sollten sich keine Hoffnungen machen.
Sane und Hummels.jpeg       -  Leroy Sané (links) wird bei der EM dabei sein. Für Mats Hummels schaut es dagegen schlecht aus.
Foto: Christian Charisius, dpa | Leroy Sané (links) wird bei der EM dabei sein. Für Mats Hummels schaut es dagegen schlecht aus.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 20.05.2024 02:41 Uhr

Überraschungen sind immer noch möglich. Diesen einzigen kleinen Zauber, der den ansonsten schnöden Vorgang einer Kader-Nominierung im Inneren zusammenhält, hat der Deutsche Fußball-Bund den Fans noch gelassen. Seit Sonntagabend präsentiert der DFB auf etlichen Kanälen scheibchenweise jenes Aufgebot, das bei der kommenden Europameisterschaft Deutschland vertritt. Den Anfang machte Nico Schlotterbeck, dessen Berufung von Jens Riewa in der "Tagesschau" bekannt gegeben wurde. Eingebettet zwischen die Ergebnisse des 33. Spieltags und einem Großbrand in Warschau, fand eine Nachricht ins Programm, die bislang eher im Boulevardjournalismus zu verorten war. 

Nachdem in den folgenden Stunden und Tagen aber auch Influencer (Jonathan Tah, Manuel Neuer) und Bäckereiangestellte (Chris Führich) Nominierte präsentieren durften, offenbarte sich die Taktik des Fußballverbandes. In der Vergangenheit gelangten interne Informationen häufig zu einem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit, als sie noch nicht dafür bestimmt waren. Jetzt ist der DFB ein selbstbestimmter Durchsickerer. Außerdem sollen unterschiedliche Zielgruppen auf unterschiedliche Art und Weise angesprochen werden. Ein wenig EM-Stimmung erzeugt werden. Nicht immer ist alles schlecht, was Marketing-Experten ersinnen.

Julian Nagelsmann präsentiert den Kader am Donnerstag

Sie haben beispielsweise nicht den Fehler gemacht, sich an jenem Zauber der Überraschung zu vergehen. Bis Julian Nagelsmann am Donnerstag in seiner Funktion als Bundestrainer den Kader in Gänze bekannt geben wird, werden den Fans noch nicht alle Planstellen unterbreitet worden sein. Etwa die Hälfte seines 26 Mann starken Kaders wird der DFB bis dahin noch unter Verschluss gehalten haben. Für einige Profis aber wird die Verkündung auch nur die Bestätigung ihrer Befürchtungen. Mats Hummels und Leon Goretzka sind die prominentesten Vertreter dieser Gattung.

Nachdem Frauke Ludowig bei RTL Exklusiv die ja tatsächlich exklusive Meldung verbreitet hatte, dass Aleksandar Pavlovic in den Kader berufen wird, dürfte sich Goretzka nicht über das Mindestmaß hinaus für seinen Münchner Mannschaftskollegen gefreut haben. Beide bekleiden eine ähnliche Position im Mittelfeld. Bei den vergangenen Länderspielen hatte Nagelsmann bereits Pavlovic nominiert, der aber krankheitsbedingt absagen musste. Goretzka fehlte schon damals. Fortan zeigte er zwar einige starke Spiele im Dress der Bayern, doch bei Nagelsmann verfingen die offenbar nicht. Der hatte bereits nach den erfolgreichen Spielen gegen Frankreich und die Niederlande im März angekündigt, nur wenige Personalwechsel hinsichtlich der EM vorzunehmen. 

Gemeinhin hatte Nagelsmann für die Nominierung viel Lob erhalten – wozu nachträglich sicherlich auch die Siege beigetragen hatten. Der Bundestrainer hatte es beispielsweise geschafft, in Toni Kroos den besten deutschen Mittelfeldspieler des vergangenen Jahrzehnts von einem Comeback zu überzeugen. Dazu verhalf er etlichen der aufstrebenden Stuttgarter zu ihren ersten Länderspielen. Dem verhältnismäßig jungen Trainer waren alte Pfründe reichlich egal. Je näher die EM rückt, desto eher könnte man nun aber meinen, dass aber auch das Leistungsprinzip nicht zwingend ausschlaggebend ist. Nagelsmann würde dem auch nicht widersprechen. Schließlich hat er angekündigt, dass er viel Wert auf eine klare Hierarchie in seinem Team legt. Jeder Spieler werde wissen, welche Rolle ihm zugedacht ist.

Die Nominierung von Pavlovic dürfte das Aus für Goretzka sein

Für Pavlovic und Goretzka wird zusammen kein Platz im Kader sein. Auch, weil Nagelsmann neben dem Leverkusener Robert Andrich wohl auch Pascal Groß als potenziellen Kroos-Bodyguard berufen wird. Der hat mit seinem Klub Brighton allerdings nur eins der vergangenen acht Spiele gewonnen. Das Momentum, wie nicht nur Nagelsmann die aktuelle Form beschreibt, spricht nicht für Groß. Dafür allerdings, dass er seine Rolle als Ergänzungsspieler wohl klaglos annehmen würde. Bei Mats Hummels ist man sich innerhalb des DFB in dieser Hinsicht nicht so sicher. Mit Schlotterbeck, Jonathan Tah und Robin Koch sind bereits drei Innenverteidiger fix, Antonio Rüdiger wird der vierte sein. Für Hummels wird kaum mehr ein Platz frei sein. Seine fehlende Endgeschwindigkeit wird oft als Argument gegen ihn ins Feld geführt. Mangelnde Schnelligkeit hinderte ihn allerdings nicht daran, Kylian Mbappé in der Champions League abzumelden. 

Vielleicht gibt aber auch der Innenverteidiger selbst auf seinen Social-Media-Kanälen seine Nominierung bekannt. Möglicherweise verliert der DFB allmählich den Überblick, nun da Peter Schilling nicht nur Major Tom von der Erde losgelöst hat, sondern auch Maximilian Mittelstädt in den Kader-Orbit berief und Leroy Sane von der Frankfurter Kunsthalle Schirn verkündet wurde. 

Möglicherweise aber wird die Nominierung von Mats Hummels am Donnerstag auch zur großen Überraschung. Noch ist alles möglich.

 
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