Deutschland gegen England ist ein Klassiker im Fußball. Weil die Duelle mit Emotionen aufgeladen sind. Weil sich beide Kämpfe geliefert haben, die im Gedächtnis geblieben sind. Im Eishockey gilt das Aufeinandertreffen zwischen Deutschland und der Schweiz als Klassiker. Im Viertelfinale am Donnerstag (16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) stehen sich die beiden Nationen wieder einmal gegenüber. Zum dritten Mal in vier Jahren in der Runde der letzten Acht. 2021 und 2023 bezwang die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes die Schweizer in der K.-o.-Runde. Auch bei Olympia 2018 war die deutsche Mannschaft Endstation für die Eidgenossen.
WM-Viertelfinale: Optimismus der Schweizer, die Deutschen zu schlagen
Eishockey ist bei unserem Nachbarn aus dem Süden im Gegensatz zu Deutschland der Mannschaftssport Nummer eins. In der Schweiz ist der Optimismus groß, dass es in Ostrava gelingt, die Deutschen zu schlagen. Weil man zu Hause eine stärkere Liga als die Deutsche Eishockey Liga hat. Weil die Schweizer ihren Nachwuchs besser ausbilden und schneller Schlittschuh laufen können. Weil das aktuelle Team der Eidgenossen viel stärker besetzt sei, als vor einem Jahr in Finnland.
Herausragende Figur ist Kapitän Roman Josi. Der 33-jährige Verteidiger spielt seit 2011 für die Nashville Predators und ist seit Jahren Kapitän des NHL-Klubs sowie in der Nationalmannschaft. "Roman Josi schreitet übers Eis wie einst Jesus übers Wasser", schrieb Klaus Zaugg, der Schweizer Eishockey-Kolumnist mit Legenden-Status auf Watson. Mit elf Punkten (drei Tore/sieben Vorlagen) ist Josi zudem Topscorer seines Teams. Auf den Schweizer Star angesprochen, antwortete Bundestrainer Harold Kreis trocken: "Wir haben keinen Jesus. Wir haben eine ehrlich hart arbeitende Mannschaft."
Leo Pföderl ist einer der besten WM-Spieler
Im Team von Coach Patrick Fischer stehen sieben NHL-Spieler. Deutschland mit "nur" fünf NHL-Profis (Grubauer/Seattle; Sturm/San Jose; Reichel/Chicago, Szuber/Arizona und Peterka/Buffalo) dagegen scheint zumindest im Angriff besser aufgestellt. Topscorer der DEB-Auswahl sind John-Jason Peterka, Leo Pföderl und Yasin Ehliz mit jeweils neun Scorerpunkten. Und: Den bislang zuverlässigsten aller 350 WM-Spieler hat Bundestrainer Kreis in seinen Reihen. Der Berliner Pföderl ist der einzige WM-Akteur, der in jedem seiner sieben WM-Einsätze gepunktet hat.
Ein Blick auf die Mannschaftsteile verrät, dass Deutschland als offensiv stärkstes Vorrundenteam mit 34 Toren auf die beste Defensive trifft. Lediglich zwölf Gegentreffer schnappten die Schweizer bislang. Bei den Torhütern, der mit Abstand wichtigsten Position, haben die Eidgenossen statistisch die Nase vorn. Leonardo Genoni und Akira Schmid weisen eine Fangquote von über 92 Prozent auf. Philipp Grubauer dagegen musste in 40 Minuten gegen Schweden fünf Mal den Puck aus dem eigenen Netz fischen, ehe ihn Trainer Kreis erlöste und die Nummer zwei, Mathias Niederberger, brachte. Der Schlussmann der Seattle Kraken liegt mit der Fangquote von 89,1 Prozent lediglich auf Rang zehn der WM-Torhüter, ist aber ein zuverlässiger und erfahrener Rückhalt.
Deutschland liegt in der Statistik vorne
Letztendlich werden Kleinigkeiten das Duell entscheiden. Die Gesamtbilanz könnte kaum ausgeglichener sein: 161-mal traten beide Teams gegeneinander an. Dabei gab es 73 Siege für Deutschland, 71 Erfolge für die Schweiz und 17 Unentschieden. Zuletzt standen sich beide Kontrahenten im Viertelfinale der WM 2023 gegenüber – mit dem besseren Ende für die DEB-Auswahl: 3:1 in Riga. "Die Ergebnisse dieser Begegnungen kennen wir alle. Aber es ist ein neues Jahr, es sind andere Mannschaften, die dieses Mal aufeinandertreffen. Deshalb wird eine neue Geschichte geschrieben", sagte Kapitän Moritz Müller von den Kölner Haien.
Sein Teamkollege Nico Sturm sieht die Schweizer auch wegen ihrer sieben NHL-Profis ein wenig im Vorteil. "Vom Namen her sind sie schon Favorit. Ich sehe uns aber nicht als krasser Underdog", sagte der Stürmer des NHL-Klubs San Jose Sharks. Unter dem Strich trifft deutsche Offensiv-Power auf Schweizer Maurermeister. Vor einem Jahr machte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey Bundes mit dem 3:1-Erfolg auf den Weg ins WM-Finale. Dort wollen auch die Schweizer hin.
Auf dem Eis wird nicht gekuschelt
Man kennt und schätzt sich. Was aber nicht heißt, dass auf dem Eis gekuschelt wird. Deutschland will gegen die Schweiz das nächste erfolgreiche WM-Kapitel schreiben. Nico Sturm kündigte schon mal an, was ein Teil der deutschen Taktik im Eishockey-Klassiker sein wird: "Es muss eklig für die werden."