Pro: Der Aufstieg muss möglich und weiterhin das große Ziel bleiben
Natürlich ist es vernünftig, auf den Aufstieg zu verzichten, wenn er für einen Klub finanziell nicht zu stemmen wäre. In den vergangenen Jahrzehnten gab es speziell im Eishockey zahlreiche solche Abenteuer, die allzu oft in der Insolvenz endeten. Doch deswegen den sportlichen Aufstieg gleich ganz abzuschaffen nimmt dem Sport eine seiner wichtigsten Triebfedern. Jeder Sportler will besser werden, will sich mit stärkeren Gegnern messen, will nach oben. Der Aufstieg muss möglich und weiterhin das große Ziel bleiben.
Sinnvoll wäre es, die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Ligen zu verkleinern. Speziell die DEL darf nicht wieder zu einem elitären Klub werden, in dem sich nur tummelt, wer der Gesellschafterversammlung genehm ist. Das Ligensystem muss vor allem im Profibereich grundsätzlich durchlässig bleiben. Die Hürden für potenzielle Aufsteiger müssen verkleinert werden. Wie sinnvoll ist es beispielsweise, als Voraussetzung für den DEL-Aufstieg Arenen zu verlangen, die mindestens 4500 Zuschauer fassen? Sieben der letztjährig 15 DEL-Klubs lagen im Hauptrundenschnitt unter dieser Zahl.
Zudem würden mit der fehlenden Aufstiegsmöglichkeit gleichzeitig auch der Abstieg und der zugehörige Kampf entfallen. Die Mannschaften im Tabellenkeller hätten eine eher langweilige Saisonschlussphase zu bestreiten. Wer soll denn für Spiele Eintritt zahlen, in denen es um nichts mehr geht? Sport lebt von Emotionen - dazu gehören auch Abstiegsangst, Tränen, Trauer und Erleichterung. (Andreas Kornes)
Contra: Das von Nordamerika abgekupferte System einer geschlossenen Gesellschaft ist vernünftig
Von 14 Eishockey-Zweitligisten haben nur drei die DEL-Lizenz beantragt. Welchen Sinn macht eine Aufstiegsregelung in einer Liga, in der nicht einmal ein Viertel der Klubs aufsteigen will? Keinen. Im Fall der Augsburger Panther führte das zu der absurden Hängepartie, eine Mannschaft einkaufen zu müssen, ohne die Ligazugehörigkeit zu kennen. Das ist zwar den Folgen der Pandemie geschuldet. Doch die Auf- und Abstiegsregelung über viele Jahre auszusetzen, machte im extrem teuren Eishockey Sinn. Der AEV hat in den 1980er Jahren schmerzhafte Erfahrungen mit gleich zwei Konkursen gemacht. Beileibe kein Einzelfall. Die Adler Kaufbeuren erwischte es in der vierten DEL-Saison 1997. Viele andere Klubs legten Pleiten hin, weil man sich finanziell übernahm, um die Klasse zu halten oder aufzusteigen.
Das von Nordamerika abgekupferte System einer geschlossenen Gesellschaft, in der ein Großteil der Klubs in den Play-offs spielt, während der Rest nach dem Saisonende wieder die Planungen aufnehmen kann, ist vernünftig. Auch der angeblich ach so spannende Abstiegskampf mobilisiert keineswegs die Massen.
Aus der Oberliga zog sich Landsberg aus wirtschaftlicher Vernunft vor den Play-downs zurück. Königsbrunn verzichtete als Bayernliga-Meister auf den Oberliga-Aufstieg. Wenn ein Standort sich wirtschaftlich entwickelt und über eine moderne Spielstätte verfügt, wird er einen Weg in die passende Liga finden. Auf- und Abstieg, der erst aufwändig ermittelt, und anschließend aus wirtschaftlichen Gründen wieder annulliert wird, macht keinen Sinn. (Milan Sako)