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Krefeld
Eishockey-Nationalmannschaft holt Deutschland Cup: Das System Söderholm funktioniert
Mit drei Siegen holt sich die Nationalmannschaft den Turniersieg beim Deutschland Cup. Sportlich und taktisch scheint das Team gerüstet für Peking. Doch abseits des Eises kämpft der Verband mit Problemen.
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Foto: Bernd Thissen, dpa | Marcel Noebels (mit dem Pokal) und die Nationalmannschaft freuen sich über den Sieg beim Deutschland Cup.
Milan Sako
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:00 Uhr

Marcel Noebels wollte den Pokal gar nicht mehr hergeben und fuhr mit dem Kristallhumpen auf die Ehrenrunde. Soeben hatte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nach einem 4:1 gegen die Slowakei die 32. Auflage des Deutschland Cups gewonnen. Mit drei Siegen aus drei Auftritten lautet die wichtigste Erkenntnis: Olympia kann kommen, die deutsche Nationalmannschaft wird bereit sein. Die Treffer zum finalen Erfolg gegen die Slowaken erzielten zweimal Tobias Rieder, Leo Pföderl und Dominik Bittner.

Nur wenige Tage Pause gewährte die Deutsche Eishockey Liga ihren Profis, um sich für das Kräftemessen in Peking mit den weltbesten Eishockeyspielern zu präparieren. Aus dem Stand lief der deutsche Motor. Dem 4:3 zum Auftakt gegen Russland ließ die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes am Samstag ein 3:0 gegen die Schweiz folgen. Und auch im Schlussspiel dominierten die Gastgeber von Beginn an.

Stars wie Leon Draisaitl sind im DEB-Team bei Olympia in Peking dabei

In Peking werden Stars wie Leon Draisaitl, Philipp Grubauer, Nico Sturm oder Moritz Seider die DEB-Auswahl dann auf ein ganz anderes Niveau heben. Doch das System Söderholm funktioniert. Zum einen, weil die Profis hungrig nach der Nationalmannschaft sind. „Sie spielen mit sehr viel Leidenschaft. Aber sie agieren nicht überemotional, sondern taktisch clever“, lobt der Finne sein Team. Der 43-Jährige gibt seiner Mannschaft allerdings auch das taktische Werkzeug mit, um die Gegner zu knacken. Das Muster: lieber noch einmal umdrehen und den Angriff neu strukturieren, anstatt die Scheibe nur ins gegnerische Drittel zu dreschen und hinterherzuspringen. Das heiß nicht, dass Deutschland nicht unter Druck geraten ist. So wie in den ersten zehn Minuten des Auftaktspiels gegen Russland, als die Sbornaja schnell mit 2:0 führte und die Gastgeber mühsam zu ihrem Spiel fanden. Auch am Samstag gegen die Schweiz war das Match lange Zeit offen. „Wir waren in den ersten zwei Dritteln schon viel in der Waschmaschine“, analysierte Söderholm das druckvolle Schweizer Auftreten. Doch in all den Umdrehungen behielt die DEB-Auswahl den Überblick. Vor der erneut enttäuschenden Kulisse von nur 2678 Zuschauern in Krefeld schossen Ex-NHL-Stürmer Tobias Rieder (28. Minute), Leo Pföderl (59.) und Patrick Hager (60.) die Tore. „Es ist beeindruckend, wie die Jungs füreinander kämpfen. Ich hoffe, dass das jeder in Deutschland sieht“, sagte Söderholm zu den Auftritten seines Teams.

DEB-Team im Deutschland-Cup: Nur wenige Zuschauer in Krefeld

In der Krefelder Yayla-Arena waren es wieder nicht viele. Schon am Donnerstag waren nur 1560 Fans gekommen. Das Schlussspiel sahen lediglich 2309 Besucher. Der DEB erklärt sich das Problem in erster Linie mit der verschärften Corona-Situation im Land; der Verband hatte am Wochenende aber eigentlich mit mehr Zuschauern gerechnet. DEB-Sportdirektor Christian Künast gab sich dennoch entspannt. „Es ist, wie es ist. Jeder weiß, es ist keine einfache Zeit. Wir sind froh, dass überhaupt Zuschauer kommen können“, sagte der ehemalige Nationalkeeper, dem eine wichtige Aufgabe in den kommenden Tagen zukommt. Es stehen Gespräche mit Söderholm über eine weitere Zusammenarbeit an. Den Finnen zieht es offensichtlich schon direkt nach Olympia auf eine Assistentenstelle in der NHL. Die Personalie Franz Reindl bleibt ebenfalls spannend. Der in Teilen des eigenen Verbands umstrittene DEB-Präsident will 2022 – entgegen früherer Verlautbarungen – wohl erneut für den Posten kandidieren. Seit Monaten wird der DEB-Präsident von einigen Landesverbänden wegen seiner langjährigen Tätigkeit als bezahlter Geschäftsführer einer DEB-Tochtergesellschaft parallel zu seinem Ehrenamt als DEB-Präsident kritisiert. Unsere Redaktion hatte darüber früh berichtet.

Vorwürfe gegen den Chef: DEB-Präsident Franz Reindl zeigt sich angriffslustig

Kritiker werfen dem 66-Jährigen vor, indirekt über die Tochtergesellschaft von der Schweizer Vermarktungsfirma Infront bezahlt worden zu sein, mit der er als DEB-Präsident TV-Verträge verhandelt hat. Reindl ist sich keiner Schuld bewusst: „Natürlich mussten wir unternehmerische Entscheidungen treffen. Das haben wir nach bestem Wissen und Gewissen getan.“

In Krefeld zeigte sich der 66-Jährige angriffslustig: „Die Schläge, die jetzt kommen, motivieren mich noch mehr.“ Es klingt, als würde der DEB-Präsident um sein Vermächtnis kämpfen.

 
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