Im Eishockey-Sport werden die Play-offs gemeinhin als die "geilste Zeit des Jahres" betitelt. Wenn es darum geht, wer sich am Ende den Meisterpokal sichert, nehmen die Intensität und Sprüche auf sowie neben dem Eis im Vergleich zur Hauptrunde nochmals deutlich zu. Auch verwandeln sich die Spieler in diesem Zeitraum zu schmerzresistenten Wesen, bei denen selbst Bänderrisse, Knochenbrüche oder ausgeschlagene Zähne oftmals kein Grund sind, um ihre Mannschaft weiter zu unterstützen.
Viel hätte nicht gefehlt, und der ERC Ingolstadt, seines Zeichens immerhin amtierender Vizemeister, wäre in diesem Jahr nur zum Zuschauer der am Sonntag beginnenden Play-off-Viertelfinals in der Deutschen Eishockey-Liga geworden. Nach einer Punktrunde mit mehr Tiefen als Höhen, in der sich vor allem das Toreschießen als größtes Manko erwies, stand unter dem Strich nur ein enttäuschender neunter Rang. Als dann auch noch im Auftaktspiel der 1. Play-off-Runde gegen die bis dahin ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen gebliebenen Kölner Haie eine 1:5-Heimklatsche folgte, schien das vorzeitige Saisonende bereits besiegelt. Aussagen wie jene von Stürmer Jan Nijenhuis, wonach das Team weiter an sich glaube, erweckten eher den Eindruck einer typischen Durchhalteparole.
Gegen die Kölner Haie zeigte Ingolstadts Michael Garteig seine Klasse
"Wir waren in dieser ersten Partie wirklich schlecht und haben uns an der Ehre gepackt gefühlt", sagt Torhüter Michael Garteig, der letztlich sinnbildlich für die Ingolstädter "Auferstehung" stand. Hatte der Kanadier im ersten Duell nach fünf Gegentreffern vorzeitig das Eis verlassen, untermauerte Garteig in den beiden darauffolgenden Auswärtspartien (3:2; 4:2) in der Lanxess-Arena eindrucksvoll, warum er zweifelsohne zu den besten Goalies in der DEL zählt.
"Uns hat in den Spielen zwei und drei zum einen etwas das Scheibenglück gefehlt. Zum anderen stand bei Ingolstadt mit Garteig ein Schlussmann zwischen den Pfosten, der in den entscheidenden Momenten sehr gut gespielt hat", so Haie-Headcoach Uwe Krupp, der indes bei den Rheinländern nach dem Ausscheiden vor dem Aus steht.
Ingolstadts Trainer Mark French traf gegen Köln mutige Entscheidungen
Seinem Ingolstädter Trainerkollegen Mark French war indes die Erleichterung über das (von vielen Seiten unerwartete) Weiterkommen deutlich anzumerken. Dabei hatte der letztjährige DEL-Coach des Jahres am Erfolg gegen Köln selbst einen großen Anteil, indem er vor dem ersten Auswärtsmatch eine durchaus mutige Entscheidung traf: So schickte er den fehleranfälligen Verteidiger Kevin Maginot sowie den oftmals undiszipliniert agierenden Stürmer Travis St. Denis als überzählige Akteure auf die Tribüne.
"Nach der deutlichen Niederlage zum Auftakt mussten wir etwas verändern. Und Charles Bertrand, der zuvor als zehnter Import-Akteur pausieren musste, hat unserem Spiel mit seiner Schnelligkeit, Disziplin und starkem Defensiv-Verhalten gutgetan", lobte French.
Exakt jene Fähigkeiten dürften nun auch im Viertelfinale gegen den Hauptrunden-Primus Fischtown Pinguins Bremerhaven gefordert sein. "Unser Gegner steht nicht umsonst im DEL-Klassement ganz oben. Aber mit dem Charakter, den mein Team gegen Köln gezeigt hat, ist vieles möglich", so der ERCI-Trainer. Das erste Spiel dieser Best-of-Seven-Serie findet am Sonntag (14 Uhr) statt. In den weiteren Play-off-Duellen stehen sich die Eisbären Berlin und Adler Mannheim, Straubing Tigers und Schwenninger Wild Wings sowie die Grizzlys Wolfsburg und Meister Red Bull München gegenüber.