Mit großen Erfolgen ist das manchmal ja so eine Sache. Sie führen zum stetigen Streben nach mehr und größeren Triumphen. Triumphal aufgetreten ist der ESV Kaufbeuren in der DEL2-Saison 22/23 sicherlich ein ums andere Mal. Dass es zum Ende der Hauptrunde nur für den dritten Platz reichte, war deshalb für den ein oder anderen Fan schon eine Enttäuschung. Den Leistungsabfall auf hohem Niveau nannte der langjährige ESVK-Geschäftsführer Michael Kreitl nun rückblickend einen "schleichenden Prozess ohne Turnaround".
In Erinnerung sind die Niederlagen am Saisonende geblieben
Zweifelsfrei sind auch die Niederlagen zum Saisonende in Erinnerung geblieben, insbesondere das 0:4-Ausscheiden aus den Play-offs gegen den späteren Finalisten Bad Nauheim. Und so bewegt sich die Erwartungshaltung des Kaufbeurer Umfelds in den Tagen vor dem Saisonstart 23/24 irgendwo zwischen dem Wunsch nach ähnlich begeisternden Spielen wie im Herbst 2022 und dem Realismus, dass sich solch kleine Sensationen eben schwer wiederholen lassen. Kreitl gibt als Saisonziel daher vorsichtshalber auch in diesem Jahr wieder aus, so schnell als möglich genug Punkte für den Klassenerhalt zusammenzuhaben. Das dürfte Aufgabe genug werden, haben doch insbesondere manche vermeintlich kleineren Teams ordentlich aufgerüstet.
Die Selber Wölfe sorgten mit der Verpflichtung des langjährigen DEL-Verteidigers Frank Hördler für Schlagzeilen. Christian Ehrhoff ist für Krefeld zurück auf dem Eis. Und dass Rosenheim kein normaler Aufsteiger ist, der Anlaufzeit in der neuen Liga braucht, konnten Kaufbeurer Fans vor rund einer Woche bei einer 1:6-Niederlage gegen die Starbulls sehen.
Die Joker aus Kaufbeurer müssen indes weiter ohne den ganz, ganz großen Namen auskommen. Sie setzen erneut eher auf das Ensemble. Wichtige Säulen haben sie jedoch bis 2025 gebunden.
Keine großen Namen in Kaufbeuren
Geblieben sind auch die ausländischen Stürmer John Lammers und Kapitän Tyler Spurgeon. Hinzu kommen zahlreiche Spieler aus der eigenen Nachwuchsschmiede. Johannes Krauß, Bruder von Philipp, will die nächsten Schritte in Richtung Eishockey-Oberhaus machen, Leon Sivic und Fabian Nifosi sollen regelmäßig Profi-Eishockeyluft schnuppern.
Ausgebaut wird die Zusammenarbeit mit Red Bull München. Vom deutschen Meister kam vergangene Saison Verteidiger Nicolas Appendino zu regelmäßigen Einsätzen an der Wertach, 23/24 haben nun die Stürmer Thomas und Nikolaus Heigl sowie Verteidiger Sten Fischer Förderlizenzen erhalten.
Rückkehr eines alten Bekannten nach Kaufbeuren
Nicht abschließend geklärt sind derweil alle Sachverhalte rund um Sami Blomqvist. Der einstige Joker-Topscorer hatte sich im Sommer 2022 für einen mehrjährigen Vertrag in Bayreuth entschieden und Kaufbeuren verlassen. Das Jahr bei den Tigers ging aber für ihn und das Team in die Hose. Der Vertrag wurde im Sommer aufgelöst, das Comeback bei den Jokern perfekt gemacht. Den in Schweden geborenen Finnen macht insbesondere so attraktiv, dass er einen deutschen Pass erhalten wird. "Wir hoffen, dass dieser Prozess zügig vorangeht", erklärt Kreitl, der keine exakte Prognose abgeben möchte, wann das Dokument final vorliegt. Fix ist, dass Blomqvist in den ersten Spielen noch nicht einsetzbar ist, weil er nicht als Ausländer registriert wird.
Somit ist die Staatsbürgerschaft des Stürmers ein Fragezeichen vor einer ESVK-Saison, die auch aufzeigen wird, ob die Verantwortlichen den Erfolg vergangener Monate wirklich dauerhaft werden manifestieren können. Andernfalls wird es auf das Umfeld und die Anhängerschaft ankommen: Wie schnell es in Kaufbeuren unruhig wird, dürfte davon abhängen, ob die vergangene Saison wirklich mehrheitlich als Maßstab genommen wird.