Es ist Tradition, dass der Eishockey-Weltverband (IIHF) am Rande einer WM seinen Kongress abhält. Einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte ist dann auch immer die Vergabe künftiger Weltmeisterschaften. Diesmal geht es um die des Jahres 2027. Die beiden Bewerber heißen Kasachstan und Deutschland. Aus Sicht des DEB dürfte dieses Duell mindestens genauso wichtig sein wie das sportliche Abschneiden der deutschen Mannschaft, die an diesem Freitag in das Turnier startete. Es ist kein Geheimnis, dass sich der Verband finanziell stets gerade so von einer WM zur nächsten hangelt. Im Eishockey ist, anders als im Fußball, die Akquise von Sponsoren und Werbepartnern ein mühsames Geschäft. Mit vergleichsweise wenig Geld müssen unter anderem die Förder- und Trainingsmaßnahmen der diversen Nationalmannschaften finanziert werden. 2017 hatte zuletzt eine Weltmeisterschaft in Deutschland stattgefunden. Die Gewinne von damals dürften aufgebraucht sein.
DEB spricht von einem ambitionierten Mitbewerber
Beim DEB gibt man sich auf Anfrage optimistisch, von der IIHF auf deren Kongress (25. bis 27. Mai) im finnischen Tampere den Zuschlag zu erhalten. "Wir haben mit Kasachstan einen ambitionierten Mitbewerber um die Ausrichtung der 2027-IIHF-WM. Wir sind davon überzeugt, eine inhaltsstarke Bewerbung abgegeben zu haben. Diese werden wir beim IIHF-Kongress präsentieren und hoffen, damit die Delegierten zu überzeugen", heißt es in der schriftlichen Antwort. Über den Gegner werden nicht viele Worte verloren. Nur so viel: Kasachstan sei ein ernst zu nehmender Mitbewerber, der ebenfalls um die Stimmen der Delegierten werben werde. Das zentralasiatische Land ist alles andere als demokratisch regiert. Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte im Januar des vergangenen Jahres Proteste mithilfe Russlands gewaltsam niederschlagen lassen. Die Unruhen forderten mindestens 238 Tote, rund 10.000 Menschen wurden verhaftet. Seitdem versucht sich Tokajew an einem Spagat. Einerseits ging er auf Distanz zu Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, andererseits will er es sich mit dem großen Nachbarn (7644 Kilometer lange Grenze im Norden), von dem Kasachstan wirtschaftlich abhängig ist, nicht verderben. Überraschend nahm er kürzlich an den Feierlichkeiten in Moskau zum 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland teil.
Norwegen hat sich aus dem WM-Rennen verabschiedet
Die kasachische Bewerbung um die Eishockey-WM sei stark, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Vor allem die Spielstätten genügten höchsten Ansprüchen und könnten die deutsche Bewerbung, die mit Düsseldorf und Mannheim ins Rennen geht, ausstechen. Aus NRW-Kreisen sickerte durch, dass Deutschland plant, das Eröffnungsspiel in der Schalker Fußball-Arena auszutragen.
Hinter den Kulissen dürfte schon alles unternommen worden sein, die deutschen Erfolgschancen zu erhöhen. Norwegen beispielsweise, das sich ursprünglich ebenfalls beworben hatte, zog wieder zurück. Angeblich mit der Zusage, dafür dann von den Deutschen ein Jahr später unterstützt zu werden. Für den DEB sitzt mit Franz Reindl ein alter Bekannter im IIHF-Council und zieht Strippen. Der ehemalige DEB-Präsident war im September 2021 mit seiner Bewerbung um den Präsidentenposten des Weltverbandes gescheitert. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass die Staatsanwaltschaft München damals schon wegen des Verdachts der Untreue gegen ihn ermittelte.
Finanziell sind Weltmeisterschaften für den DEB überlebenswichtig
Auf die Frage, wo sich der DEB besser aufgestellt sehe als Kasachstan heißt es: "Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Präsentation unserer Bewerbung. Zudem sind uns die Inhalte der kasachischen Bewerbung nicht bekannt." Ähnlich schmallippig fällt die Antwort aus, wenn es um die Finanzen geht. Wie wichtig wäre die WM 2027 für den Haushalt des DEB? "Zu den finanziellen Aspekten einer möglichen Weltmeisterschaft in Deutschland möchten wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern." Einiges deutet darauf hin, dass man beim DEB den Gürtel deutlich enger schnallen müsste, sollte Kasachstan den WM-Zuschlag bekommen. Offen ist, ob sich Deutschland in diesem Fall dann gleich um die WM 2028 bewerben würde – entgegen der mutmaßlichen Zusage an Norwegen, dann doch eigentlich deren Bewerbung zu unterstützen. Vom DEB ist dazu nur zu hören: "Wir konzentrieren uns aktuell voll und ganz auf die bevorstehende Weltmeisterschaft sowie den für die WM-Bewerbung entscheidenden Kongress Ende Mai."