Mit dem neuen Präsidenten Gianni Infantino gibt es beim Fußball-Weltverband Fifa einen Generationswechsel. Der 45-jährige Schweizer folgt seinem 79-jährigen Landsmann Joseph Blatter und muss dem skandalumwitterten Verband nun nicht nur Frische verpassen, sondern vor allem Integrität. Aus dem Feld der Kandidaten ist der Uefa-Generalsekretär eine gute Wahl – das in ihn gesetzte Vertrauen muss er nun beweisen.
Ist das nun also der angekündigte Neuanfang der Fifa? Diese Frage wird sich sicher erst in einer späteren Rückschau auf diesen 26. Februar 2016 zuverlässig beantworten lassen. Große Hoffnungen auf eine Besserung der verlotterten Fußball-Politik schürte dieser außerordentliche Kongress nicht: Die Signale aus Zürich sind laut, aber inhaltlich schwach. Außerdem: Zu schwer wiegt die Hypothek aus Korruption und Bestechungen. Zu dicht sind die Verflechtungen und Abhängigkeiten. Zu oft schon wurden in Zürich Reden geschwungen, die eine Zeitenwende propagierten. Am Ende standen immer wieder neue Skandale.
Auch diesmal unterschied sich das Werben der Kandidaten um den Präsidentenposten kaum von dem in der Vergangenheit. Das wurde am Freitag noch einmal deutlich, als die zunächst fünf Kandidaten ihr Programm in einer jeweils knapp 15-minütigen Rede verdichten sollten. Auch der neue Präsident Gianni Infantino („Wir können viel für Afrika tun“) scherte da nicht aus. Immerhin vermied die große Fifa-Familie einen Skandal und verabschiedete mit großer Mehrheit ein Reformprogramm, mit dem die Fifa bis 2018 ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen will.
Dabei erscheint Infantinos Rolle, der vermehrt repräsentative Aufgaben übernehmen soll, noch reichlich diffus. Aber Begrenzungen von Amtszeiten, Integritätschecks und extern besetzte Ethikkommission sind zumindest Anfänge, Infantino muss nun schnell und zuverlässig für eine Umsetzung sorgen.
Denn wie ernst es die Fifa und ihr neuer Boss meinen mit ihren wohlfeilen Absichtserklärungen, wird sich jetzt erst zeigen müssen. Transparenz war das wohl meistgehörte Wort an diesem langen Tag in Zürich. Doch Transparenz lässt sich nicht mit Worten herstellen – sie muss erwachsen aus Taten.