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Dallas
Ein Engel namens Diana
Warum eine Sicherheitskraft im John-F.-Kennedy-Museum eine Art Oscar verdient hat. Und weshalb sie gut als "Vom Winde verweht"-Figur durchgehen würde.
Eingang zum Museum 'The Sixth Floor' in Dallas.
Foto: Thomas Brandstetter | Eingang zum Museum "The Sixth Floor" in Dallas.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 06.07.2019 02:11 Uhr

Diana Adams - ein Name wie aus einem Roman von Margaret Mitchell. Autorin jenes Werkes, das die wenigstens gelesen haben - die meisten aber wegen der Verfilmung kennen. Diana Adams könnte eine Figur sein in "Vom Winde verweht", dem wohl größten aller Südstaatenepen. Sie hätte Mammy sein können, also diejenige, die auf das Biest Scarlett O'Hara aufpassen soll in einer der größten Liebesgeschichten der Literatur und des Films. Für die Rolle bekam damals, vor fast 80 Jahren, Hattie McDaniel als Erste Afro-Amerikanerin einen Oscar. Diana Adams hätte heute eine ähnliche Auszeichnung verdient. 

Vor 26 Jahren kam Diana Adams auf diesen Planeten, und es ist zwar nicht überliefert, wem sie was Gutes getan hat seitdem - aber sie ist ein Engel. Und hat zumindest einem Menschen das vorübergehende Überleben in ihrer Heimatstadt Dallas gerettet.

Die schwarze Amerikanerin verdient ihre Brötchen als Sicherheitskraft in "The Sixth Floor Museum - At Dealey Plaza". In dem ehemaligen Schulbuchdepot wird in einer beeindruckenden, zwischendurch auch atemraubenden Ausstellung im sechsten Stock John Fitzgerald Kennedy gedacht. Dem 35. US-Präsidenten, der unten auf der Elm-Street im Cabrio vorbeifuhr und von hier aus, aus einem Eckfenster heraus, am 22. November 1963 um 12.30 Uhr von Lee Harvey Oswald mit zwei Schüssen aus einem Gewehr ermordet worden sein soll. So ganz genau weiß man ja bis heute nicht, ob das alles so wirklich stimmt, weil es neben allerlei Verschwörungstheorien noch immer ziemlich viele Ungereimtheiten gibt in einer der größten Krimigeschichten zumindest des 20. Jahrhunderts.

Wenn man dann also - durchaus ergriffen und von den Eindrücken zumindest abgelenkt, wenn nicht sogar überwältigt - durch diese Ausstellung spaziert und dabei zu dämlich ist, darauf aufzupassen, was einem aufgrund der Hitze und der Menschenmenge aus der über den Arm gelegten Jacke herausfällt, dann ist Diana Adams zur Stelle. Sammelt Kreditkarte, Presseausweis, Geldscheine vom Boden auf, tippt einem auf die Schulter - und erklärt höflich, man könne all das dann beim Rausgehen am Service-Schalter bei "Lost and Found" wieder abholen. Sie sei verpflichtet, es dort abzugeben und dürfe es einem nicht einfach wieder in die Hand drücken.

Diana Adams gibt sehr gut acht auf ihre Scarletts.

 
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