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Gurgl
Ein Brite ist der Star auf Österreichs Skipisten
Der Liverpooler Dave Ryding liefert sich im österreichischen Gurgl ein außergewöhnliches Duell mit den zwei Tourenwagen-Fahrern Feller und van der Linde.
Der Brite Dave Ryding feiert während der Siegerehrung auf dem Podest. Foto: Giovanni Auletta/AP/dpa       -  Der Brite Dave Ryding feiert während der Siegerehrung auf dem Podest.
Foto: Giovanni Auletta/AP/dpa | Der Brite Dave Ryding feiert während der Siegerehrung auf dem Podest.
Milan Sako
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:33 Uhr

Ob wir noch weit kommen mit Dave Ryding, wenn das so weitergeht? Aus dem Skikeller des Hotels Edelweiss & Gurgl geht es auf einer Rolltreppe direkt vor die Bergbahn in Obergurgl. Wir wollen hoch hinaus für einen besonderen Skitag, mit einem der besten Slalomfahrer des Ski-Weltcups und den beiden Tourenwagen-Piloten Ricardo Feller und Kelvin van der Linde vom Kemptener Rennstall Abt-Sportsline. Die Gruppe kommt jedoch nicht so bald in die Gondel. Der Skitag beginnt mit Selfies. Die zahlreichen britischen Gäste, die mit Vorliebe den Wintersport-Ort im Pitztal ansteuern, erkennen den prominenten Gast. Mit seinem Helm im Union-Jack-Design sticht Ryding allerdings auch heraus. "Sind die es wirklich? Sind sie Dave Ryding?", fragen immer wieder Skifahrerinnen und Skifahrer den 36-Jährigen. Ja, er ist es und kommt den Wünschen zum gemeinsamen Foto nach. Mal eben bei den Verwandten in London oder Manchester damit prahlen, mit wem man durch den Schnee in Österreich wedelt. 

Der nächste Winterheld nach "Eddie the Eagle"

Nach seinem Slalom-Sieg auf dem Ganslernhang von Kitzbühel vor gut einem Jahr feierten die Briten einen neuen Nationalhelden. Das hatte die Skiwelt noch nicht gesehen: Ein Flachland-Engländer aus Liverpool lederte Österreicher, Schweizer, Italiener oder Deutsche ab. Das Echo fiel gewaltig aus. "Ich habe viel Respekt von den anderen Nationen erfahren, weil ich endlich gewonnen habe. Nach meinem Kitzbühel-Sieg haben alle Medien in Großbritannien eine Woche lang über meinen Sieg berichtet", blickt Ryding auf das Rennen seines Lebens zurück. Jahrzehnte nach dem skurrilen Skispringer "Eddie the Eagle" Edwards schrieb ein Liverpooler ein neues, ernsthaftes Kapitel Wintersport-Geschichte. Am 2. Januar 2022 wurde er der erste britische Sieger eines Rennens in der Geschichte des alpinen Ski-Weltcups. 

Im Ötztal ist Ryding unterwegs mit den beiden Rennfahrern van der Linde und Feller. Das Kemptener Abt-Team hatte sich das außergewöhnliche Duell zur Saison-Eröffnung ausgedacht. Zuerst traten die drei Sportler in einem Rennsimulator gegeneinander an. Den hatte das Allgäuer Rennteam im höchstgelegenen Motorrad-Museum der Welt auf dem Timmelsjoch aufgebaut. Allein der Ort beeindruckt: 450 Motorräder aller Hersteller und jeden Alters auf 4500 Quadratmetern bieten im "Mountain Crosspoint Museum" hautnah Motorsportgeschichte. Nach einer virtuellen Fahrt im GT3-Audi zeigt sich der Skifahrer beeindruckt. "Ich habe von den beiden Jungs gute Tipps für den Simulator bekommen, bin trotzdem in den beiden ersten Kurven in der Mauer gelandet. Danach lief es besser."

Van der Linde lebt seit sieben Jahren in Kempten

Im Schnee sollte bei dem Aufeinandertreffen eines Südafrikaners, eines Briten und eines Schweizers eigentlich klar sein, wer am elegantesten den Hang bewältigt. Die Praxis sieht anders aus. Audi-Sport-Fahrer Feller stammt zwar aus der Schweiz, hat aber bislang nur wenig Erfahrung auf Skiern. Als Kind habe er nie Skifahren gelernt und sich frühzeitig auf den Motorsport konzentriert. "Es war interessant zu sehen, wie es Dave runterfliegen lässt. Da kann ich definitiv nicht mithalten", sagt der 22 Jahre junge Schweizer. Dem Südafrikaner van der Linde (26) dagegen ist anzusehen, dass er seit sieben Jahren in Kempten mit den Allgäuer Bergen vor der Nase wohnt. Gleich hinter Ryding stürzt sich der Rennfahrer auch die schwarzen und damit steilsten Abfahrten hinunter. 

Der beste Fahrer des ungleichen Trios hatte in seiner Kindheit riesige Hürden zu überwinden. Dave Ryding erzählt von seinen ersten Schwüngen: "Ich habe auf Plastikmatten das Skifahren gelernt. Das war 40 Autominuten von unserem Haus in Liverpool entfernt. Eine Fahrt hat nur elf Sekunden gedauert. Da war ich sechseinhalb Jahre alt." Nach einem Sieg als 13-Jähriger bei einem Matten-Rennen durfte er erstmals auch auf Schnee trainieren. "Das war so großartig. Danach wurden mir die Augen für das alpine Skifahren geöffnet. Das Skifahren wurde meine Leidenschaft", erzählt der 16. des Slalom-Weltcups im abgelaufenen Winter und fügt an: "Vielleicht hat es deshalb so lange gedauert, bis ich in die Weltspitze vorgedrungen bin." 

DTM-Fahrer haben ein Ziel: den Titel

Für die kommende Saison hat sich der Brite einen Plan zurechtgelegt: "Im nächsten Winter bin ich 37 Jahre. Ich bin der älteste Slalom-Sieger aller Zeiten, und ich will der älteste Fahrer auf dem Podium sein. Das ist mein Alleinstellungsmerkmal. Das motiviert mich im Training." Vom Ötztal ging es für ihn zunächst nach Holland, um seine Frau und seine Tochter zu sehen. Den Sommer verbringt die Familie Ryding größtenteils nahe Liverpool. Während der Brite sich von den Strapazen einer langen Skisaison erholt, geht es für die Auto-Rennfahrer jetzt richtig los: Am 15. und 16. April stehen die offiziellen Testfahrten auf dem Red Bull Ring in Österreich an. Der erste Lauf des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) steigt am Pfingst-Wochenende (27./28. Mai) in Oschersleben. Das Podium ist für Feller und van der Linde nicht genug. "Wir wollen den Titel", sagen beide Fahrer.

 
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