
Also ist nun auch noch diese Marke geknackt. 10 000 Defensiv-Rebounds. Lediglich vier Spieler in der Geschichte der NBA haben sich unterm eigenen Korb mehr Abpraller geschnappt als Dirk Nowitzki, der sich am Sonntag beim 129:127-Sieg nach Verlängerung der Dallas Mavericks bei den Memphis Grizzlies fünf gekrallt hat und nun auf 10 004 kommt. Für Bobby Karalla - ein Name, der erfunden werden müsste, gäbe es ihn nicht nicht schon - war das natürlich ein Fest. Der 27-Jährige ist ein Reporter der Dallas Mavericks, der vor allem deren Social-Media-Kanäle bedient. Seit 2013 arbeitet Karalla für den Nowitzki-Klub, und am Sonntagabend war er eingeladen, sich in einem Hotel in Dallas mit einer Gruppe Deutscher die Partie in Memphis anzuschauen. Und anschließend ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Spitzname "Mr. Numbers"
Das tat Karalla dann durchaus unterhaltsam, im Gespräch mit Matthias Bielek, dem aus Dettelbach bei Würzburg stammenden Fernsehmoderator, der in Dallas im Auftrag von Nowitzkis Werbepartner ING durchs Rahmenprogramm führt. Karalla eilt der Ruf voraus, ein ziemlicher Nerd zu sein, sein Spitzname ist "Mr. Numbers", und es erscheint tatsächlich so, als sei er eine Art fleischgewordene Datenbank. Wenn man dann nach dem offiziellen Teil ein wenig mit ihm plaudert, über ihn, seinen Werdegang und den großen Blonden aus Würzburg, über den er angeblich mehr weiß als über sein eigenes Leben, und ihm dann sagt, dass einem diese Basketballer grundsätzlich als ziemlich durchgeknallte Zahlen-Fetischisten vorkommen und einem das bisweilen ein wenig suspekt ist, dann lacht Karalla herzlich, nickt und meint: "Understand. You're right. Absolutely!"

Karalla kann aber nicht nur Zahlen. Zwei nette Anekdoten gibt er zum Besten. Dirk Nowitzki sei der einzige Spieler, der regelmäßig im Büro vorbeikomme. Er habe außerhalb von Pflichtbesuchen der Mannschaft oder einzelner Spieler noch nie einen freiwillig im Office gesehen. Nowitzki aber kommt einmal im Monat. Unaufgefordert. Um all die Memorabilien zu signieren, die Fans aus aller Welt dem Verein zuschicken mit der Bitte um ein Autogramm. Zwei Stunden kann das dann schon mal dauern, bis Nowitzki "all that stuff", das ganze Zeug, unterschrieben hat.
Die Grußbotschaf für Bastian Schweinsteiger
Das zweite Geschichtchen, das Karalla erzählt, sagt vielleicht noch ein wenig mehr über "Dööööörk" aus. Der Fußballklub Chicago Fire hatte die Mavericks darum gebeten, Nowitzki möge doch eine Video-Grußbotschaft einsprechen für den deutschen Weltmeister Bastian Schweinsteiger, die der Klub vor dessen erstem Spiel in der Major League Soccer abspielen wollte. Karalla nahm das Video auf. Andere Spieler würden bei ähnlichen Anlässen meist gelangweilt zwei Sätze Plattitüden ins Mikro sprechen und froh sein, möglichst schnell wieder gehen zu dürfen.
Fußballfan Nowitzki fragte ihn nach dem ersten Take, ob das alles so okay gewesen sei. Karalla bestätigte und lobte ihn. Aber da er offenbar nicht ganz zufrieden war, bestand Nowitzki darauf, die Aufnahme zu wiederholen. Dann hat sie auch für ihn gepasst.
Zahlen über Zahlen über Zahlen
Ein Gespräch mit dem Zahlen-Guru der Mavericks kann durchaus interessant sein und auch ein wenig neugierig machen. Da vermutlich in keiner Sportart eine derartige Zahlenhuberei betrieben wird wie im Basketball, und selbst Karalla nicht alles auswendig weiß, hat er noch einen Tipp für alle Ziffern-Freunde, die sich gerne durch Statistiken wühlen: www.basketball-reference.com. Es würde nicht verwundern, wenn diese Internetplattform auch eine Liste führte, in der die Schuhgröße aller Hausmeister der NBA-Arenen steht. Bleiben wir erstmal an der Oberfläche und schauen nach dem Gröbsten eines der Größten (Stand vor den letzten beiden Saisonspielen am Dienstag und Mittwoch):
Spiele
Dirk Nowitzki stand 51 304 Minuten auf NBA-Parkett, das sind 855 Stunden. In 388 Spielen waren es jeweils mindestens 40 Minuten Spielzeit.
Er war in 16 seiner 21 Spielzeiten in allen seiner bis zu 82 Saisonpartien in der Startformation. Er begann in 1457 seiner 1520 Begegnungen und erzielte im Durchschnitt 20,7 Punkte pro Spiel.
Er wurde 14 Mal ins Allstar Game berufen, dem Showauftritt der Besten der Besten.
Punkte
Insgesamt erzielte er 31 510 Punkte. Erst vor kurzem verdrängte er die NBA-Legende Wilt Chamberlain vom sechsten Platz der ewigen Scorerliste. Auf Platz fünf rangiert mit Michael Jordan eine weitere Legende (32 292 Zähler), die Nowitzki aber selbst dann kaum noch einholen kann, wenn er noch ein Jährchen dranhängt, weil der Rückstand von knapp 800 Punkten zu groß erscheint. Erfolgreichster Werfer in der NBA-Geschichte ist der legendäre Center Karem Abdul-Jabbar. Seine 38 387 Punkte scheinen für die Ewigkeit zu stehen. Nowitzki ist der einzige Nicht-Amerikaner ist der Top Ten.
Die Saison 2005/06 war seine offensiv erfolgreichste: Im Schnitt 26,6 Punkte in jeder Begegnung. In jener Runde warf er 2151 Zähler.
In 20 Spielen erzielte er mindestens 40 Punkte. Zweimal kam er auf über 50: am 23. März 2006 gegen die Golden State Warriors (51) und am 21. Februar 2004 gegen die Houston Rockets. Da waren es gar 53.
In 410 Begegnungen gelang ihm ein sogenanntes Double-Double, also zweistellige Werte in den wichtigen Kategorien Punkte und Rebounds. Er kann zudem auf zwei Triple-Double stolz sein: Da gab er zusätzlich noch mindestens zehn Vorlagen.
Man könnte diese Zahlen-Spielereien nahezu bis ins Unendliche fortsetzen. Viele Meilensteine scheinen nicht mehr erreichbar für den 40-Jährigen - selbst wenn er nach seiner 21. Saison nicht aufhören sollte. Im Grunde nur noch dieser: Hängt er doch noch ein Jahr an, wäre er der einzige Spieler in der Geschichte, der 22 Spielzeiten in der stärksten Liga der Welt zugebracht hätte.