Nein, so richtig wie Verlierer sahen sie nicht aus, die Fußballer des Zweitligisten 1. FC Nürnberg. „Wir haben uns zurückgekämpft“, erklärte Angreifer Guido Burgstaller. „Wir haben Moral gezeigt“, betonte Keeper Thorsten Kirschbaum. „Wir können gute Dinge aus der zweiten Hälfte mitnehmen“, versicherte Mittelfeldspieler Tobias Kempe. Und doch: Als die Spieler das am Mittwochabend sagten, da war ihr Club gerade nach einem 2:3 (0:3) im DFB-Pokal-Zweitrundenspiel gegen den FC Schalke 04 ausgeschieden. Dabei hatten die Nürnberger vor knapp 28 300 Zuschauern im heimischen Stadion beinahe alles gezeigt, was den FCN im Herbst 2016 ausmacht. Und das im Guten wie im Schlechten.
Über weite Strecken des ersten Spielabschnitts hatte sich die ohne die verletzten Stamminnenverteidigung spielende Club-Abwehr Georg Margreitter und Dave Bulthuis wie ein chaotischer Haufen präsentiert. Die Gäste kombinierten mitunter schneller, als die Verteidiger schauen konnten. Die Schalker Tore von Yevhen Konoplyanka (20., 44.) und Klaas-Jan Huntelaar (31.) waren die logische Folge dieses Durcheinanders. Und hätte Club-Keeper Thorsten Kirschbaum nicht zweimal gegen den durchgelaufenen Konoplyanka und einmal gegen den frei stehenden Huntelaar prächtig pariert, so hätte es zur Pause auch schon 6:0 für den Bundesligisten stehen können.
Den Auftritt seines Teams in den ersten 45 Minuten kommentierte FCN-Trainer Alois Schwartz mit Worten, die nahelegten, er habe seine Mannschaft kaum wiedererkannt: „Das sind nicht wir, das ist nicht unser Gesicht.“
Was man seinen Fußballern allerdings zugute halten muss, ist der Umstand, dass sie im zweiten Durchgang engagiert an einer Wende im Spiel werkelten. Und zwar mit Tugenden, die einem Zweitligisten gegen ein Team aus der Beletage des Fußballs Erfolg versprechen: Mut, Engagement und Leidenschaft. Der Club erzielte gegen ein Schalker Team, das sich gedanklich schon im Revierderby am Samstag in Dortmund zu befinden schien, wie sein Trainer Markus Weinzierl süffisant anmerkte, mehrere Wirkungstreffer. Zunächst bugsierte Schalkes Abdul Rahman Baba einen Schuss von Tobias Kempe ins eigene Tor (59.). Dann verkürzte Kempe per Foulelfmeter auf 2:3 (68.). Und eine vergebene Schusschance des eingewechselten Edgar Salli veranlasste Keeper Kirschbaum zu der Aussage: „Mit etwas Glück machen wir hier noch das 3:3.“
Trainer Schwartz mochte die positive Grundstimmung seiner Spieler allerdings nicht so recht teilen. „Fehlende Konstanz“ hatte er auf Grund der doch recht schwankenden Leistung seiner Mannschaft ausgemacht. Und auch die Verletzung von Hanno Behrens schlug ihm aufs Gemüt. Der Mittelfeldspieler hatte nach knapp 70 Minuten mit lädiertem Schlüsselbein vom Feld gemusst. „Es sieht bei ihm nicht gut aus“, kommentierte Schwartz Behrens' Einsatzchancen für nächste Zweitliga-Aufwärtsspiel am Montag beim FC St. Pauli. Und dabei wirkte der Coach so, als bedrücke ihn der mögliche langfristige Ausfall eines weiteren Leistungsträger – nach Akteuren wie Patrick Erras oder Georg Margreitter – fast noch mehr als die Niederlage gegen Schalke.