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PARIS/WÜRZBURG
DFB-Präsident Koch: „Rechtsstaat darf Terror nicht weichen“
DFB-Interimspräsident Rainer Koch (Archivfoto)       -  DFB-Interismpräsident Rainer Koch (Archivfoto)
Foto: Arne Dedert (dpa) | DFB-Interismpräsident Rainer Koch (Archivfoto)
Achim Muth
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:48 Uhr

Es sind bewegte Tage für Rainer Koch. Der 56-jährige Jurist ist Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Seit dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach im Zuge der Schmiergeld-Affäre rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 führt Koch gemeinsam mit Ligapräsident Reinhard Rauball als kommissarischer Präsident die Geschicke des DFB. Koch gehörte zur Delegation des Verbands in Paris, wo die deutsche Nationalelf am Freitagabend gegen Frankreich spielte. Nach seiner Rückkehr am Samstagvormittag sprach er in einem Telefoninterview mit dieser Redaktion über die dramatischen Ereignisse und Erlebnisse der Terrornacht in der französischen Hauptstadt.

Frage: Herr Koch, Sie sind eben wieder mit der Nationalmannschaft in Frankfurt gelandet. Wie geht es Ihnen, wie haben Sie diese schreckliche Nacht von Paris erlebt?
 
Rainer Koch: Wir sind alle noch schockiert darüber, was passiert ist. Das war Terror der allerschlimmsten Kategorie. Wir sind froh, dass es der Mannschaft und dem Team hinter dem Team gut geht. Unser Dank geht an die französischen Offiziellen, an die Polizei, an alle, die dafür gesorgt haben, dass wir in Sicherheit waren. Unser Mitgefühl indes geht an alle Opfer der Anschläge und ihre Familien, Angehörigen und Freunde. Ich bin immer noch erschrocken über das Ausmaß des Terrors.

 
Ist es richtig, dass die Mannschaft die komplette Nacht im Stadion verbrachte?
 
Koch: Ja, wir sind die ganze Nacht über im Stadion geblieben. Den Offiziellen war die Gefahrenlage in der Stadt zu groß, zumal es ja bereits am Tag eine Bombendrohung in unserem Mannschaftshotel gegeben hatte. Es war auch eine tolle Geste der französischen Mannschaft, dass die Spieler bei uns geblieben und erst weggefahren sind, als klar war, dass wir die Nacht im Stadion verbringen werden.
 
Wann fiel diese Entscheidung?
 
Koch: Im Laufe der Nacht. Unsere Sicherheitsbeauftragten und auch Liga-Präsident Reinhard Rauball hatten ständigen Kontakt zu den Sicherheitsbehörden, auch den deutschen.
 
Können Sie beschreiben, wie die Nationalspieler reagiert haben?

 
Koch: Die Mannschaft hat sehr ruhig und diszipliniert reagiert. Manager Oliver Bierhoff hat für Beruhigung gesorgt und alles sehr gut abgestimmt. Natürlich waren auch alle Spieler damit beschäftigt, ihre Angehörigen und Freunde darüber zu informieren, dass die Mannschaft in Sicherheit war.
 
Eigentlich sollte am Dienstag in Hannover gegen Holland ein weiteres Länderspiel stattfinden. Unter dem Eindruck der Ereignisse erscheint es schwer vorstellbar, dass das Spiel stattfindet.
 
Koch: Ich tendiere dazu, dass das Spiel stattfindet. Natürlich haben wir Vorgaben der Sicherheitsbehörden und Empfehlungen der Bundesregierung zu beachten. Grundsätzlich sehe ich den DFB und die Nationalmannschaft aber in der gesellschaftspolitischen Verantwortung, mitzuhelfen, klare Zeichen zu setzen, dass der demokratische Rechtsstaat dem Terror nicht weichen darf. Unter diesen Aspekten werden wir morgen eine finale Entscheidung über die Austragung des Länderspiels treffen.

 
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