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Fussball: 2. Bundesliga
Der Club wirkt gezeichnet vom Abstiegskampf
Das 1:3 in Stuttgart mehrt die Zweifel, ob die Nürnberger Selbstheilungskraft ausreichen wird. Johannes Geis geht K.o., das Gegentor zählt trotzdem.
„Ich war kurz weg“: Johannes Geis wird nach seinem Zusammenprall benommen vom Platz geführt. 
Foto: Heiko Becker | „Ich war kurz weg“: Johannes Geis wird nach seinem Zusammenprall benommen vom Platz geführt. 
Hans Strauß
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 24.05.2020 02:10 Uhr

Die Zweifel, ob die Selbstheilungskraft des 1. FC Nürnberg ausreichen wird, um der Schmach eines Abstiegs in die Drittklassigkeit zu entgehen, haben neue Nahrung bekommen. Bei der 1:3 (1:0)-Niederlage am Montagabend in Stuttgart wirkte die Mannschaft gezeichnet vom unerwarteten Abstiegskampf: nicht gestärkt vom Führungstor, wirr und mutlos in vielen Aktionen. Dass es am Saisonende noch drei Klubs geben wird, die hinter dem FCN in der Tabelle stehen werden, ist alles andere als eine ausgemachte Sache. Momentan befindet er sich auf dem Relegationsplatz.

„Die Situation ist nicht mehr zu unterschätzen“, gab Mittelfeldspieler Lukas Jäger zu. „Wir brauchen jetzt drei Punkte, um da hinten weg zu kommen.“ Der oft als zu rustikal geschmähte Österreicher hatte bei seiner Rückkehr ins defensive Mittelfeld zumindest nicht enttäuscht. Er hielt Kapitän Hanno Behrens und Johannes Geis den Rücken frei. Dass sie mehr daraus hätten machen können, stand auf einem anderen Blatt.

Trainer Jens Keller hob hervor, seine Mannschaft sei „durch zwei fragwürdige Entscheidungen ins Hintertreffen geraten“. Doch das stimmte nur zur Hälfte. Das Handspiel von Fabian Schleusener, das den Elfmeter zum Stuttgarter Ausgleich brachte, war unglücklich, aber es ließ sich nicht wegdiskutieren. Strittiger war, dass sich Schiedsrichter Robert Schröder nicht dafür interessierte, dass dem VfB-Führungstor durch den erstmals seit Juli erfolgreichen Mario Gomez ein K.o.-Treffer für Geis vorausgegangen war. Beim Kopfball-Duell mit Stuttgarts Wataru Endo erwischte der Nürnberger die Kugel, der Japaner hingegen nur den Schädel seines Gegenspielers, der ausgewechselt werden musste.

Aber Schiri Schröder, der bereits zwei Stuttgarter Toren nach Videobeweis korrekterweise die Anerkennung versagt hatte, wollte sich die Szene nicht mehr am Bildschirm ansehen. Geis hatte sogar das Bewusstsein verloren („Ich war kurz weg“), da sein linkes Jochbein bereits zum zweiten Mal in Mitleidenschaft gezogen worden war. Bei der Vorarbeit zum Führungstor von Michael Frey hatte ihn Gonzalo Castro dort übel getroffen und dafür Gelb gesehen. Sollte bei Geis eine Gehirnerschütterung diagnostiziert werden, kann er im Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Holstein Kiel (Geis: „Die sind gut drauf“) nicht auflaufen.

Da braucht der Club einen Sieg, wenn die folgende Jahresabschlusspartie gegen Kellerkonkurrent Dynamo Dresden nicht zu einem überlebensgroßen „Druckspiel“ (Geis) werden soll. Der Unterfranke hat seinen Optimismus nach neun sieglosen Zweitliga-Partien nicht verloren: „So wie wir uns in der ersten Halbzeit gegenseitig geholfen haben, das muss der Ansatz sein. Wenn wir so in den beiden Heimspielen auftreten, werden wir auch ein paar Punkte holen.“

In den Kommentaren auf der Facebook-Seite des FCN lassen die entsetzten Club-Fans kein gutes Haar an der Einsatzfreude der Profis, an den Personalentscheidungen von Sportvorstand Robert Palikuca und auch an der sportlichen Kompetenz von Aufsichtsratschef Thomas Grethlein, dem eigentlichen Entscheidungsträger im Verein. Etwas besser kommt nur Trainer Keller weg, weil er erst drei Spiele verantwortet, wenngleich seine Videobeweis-Kritik und seine krampfhafte Suche nach dem Positiven auch nicht gut ankamen.

Wenigstens laufen kann der FCN

Im Vergleich zu seinem Einstand beim Derby in Fürth (0:0) habe die Mannschaft in Stuttgart „einen sehr guten Schritt nach vorne“ gemacht, behauptete Keller und führte die Mannschaftslaufleistung an, die mit 123 Kilometern tatsächlich sehr hoch war. Stuttgart war aber auch hier einen Tick besser (124 km). Und es gibt Werte, die alles andere als gut aussahen: Nur 53 Prozent der Nürnberger Pässe kamen an bei gerade mal 26 Prozent Ballbesitz. Wer den Ball selten hat, muss eben mehr laufen. Zumindest das kann der FCN. „Wir hatten letzte Woche einen Laktat-Test. Die Werte waren sehr gut“, verriet Jäger.

Neben dem Führungstor von Michael Frey hatte der Club in der Mercedes-Benz-Arena nur noch eine Torchance. Von Frey blendend geschickt, setzte Felix Lohkemper den Ball aber neben den Pfosten. Es wäre das 2:2 gewesen. Auch das war ein Teil des Abstiegspuzzles, dem der FCN noch relativ ratlos gegenübersteht.

 
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