Zu einem Sieg hat es für den 1. FC Nürnberg auch im siebten Anlauf nacheinander nicht gereicht. Das 1:1 (0:1)-Unentschieden gegen Bayer Leverkusen vor 32 238 Zuschauern im strömenden Regen war jedoch ein Zeichen dafür, dass die Moral des Aufsteigers nach wie vor intakt ist. Und auch nach dem 13. Spieltag steht der Club nicht auf einem der drei Abstiegsplätze.
Leverkusen ist so etwas wie die Wundertüte der Bundesliga. Die Frage, ob Bayer nun einen guten oder einen schlechten Abend erwischen würde, schien sich schnell zu beantworten. Der Europa-League-Teilnehmer beherrschte Ball und Gegner mit seiner hohen Spielkultur. Und das trotz der widrigen, fast irregulären Bedingungen, mit denen beide Mannschaften zu kämpfen hatten. Der stundenlange Dauerregen sorgte für Pfützen auf dem Rasen, die den Lauf des Balles ständig überraschend abbremsten und für erhebliche Standschwierigkeiten bei den Mitwirkenden sorgten.
Leverkusen war mit seinem schwarmartigen Aufbauspiel zunächst eine Nummer zu groß für den Club, der kaum geordnet aus dem ersten Spielfelddrittel heraus kam und sein Heil – entgegen der eigentlichen Spielidee – meist in weiten Schlägen suchte. An der Pausenführung der Gäste durch Regisseur Kai Havertz (30.) gab es, wenn man noch den Lattentreffer von Lars Bender in Betracht zog (10.), nichts zu mäkeln.
Fehler vor dem 0:1
Der Ausgangspunkt zum 0:1 war ein Fehler von Club-Linksverteidiger Kevin Goden, dem Trainer Michael Köllner wegen der Sperre von Robert Bauer den ersten Bundesliga-Einsatz verschafft hatte. Er scheiterte bei einem Doppelpass-Versuch mit Yuya Kubo kurz über der Mittellinie. So etwas kann in der Bundesliga fatale Folgen haben. Am Ende faustete Torwart Fabian Bredlow die Flanke von Kevin Vollandt bedrängt in die Strafraummitte, Havertz sagte mit einem seelenruhigen Chip Danke.
Da wurde es dann doch ziemlich still im Max-Morlock-Stadion. Bis dahin hatten die im Stadion befindlichen Besucher phonmäßig erfolgreich dagegen angekämpft, dass drei Blöcke in der Nordkurve aus Protest gegen die Montagspiele in allen Ligen leer geblieben waren. Erst in der Halbzeitpause kamen die Club-Ultras dann herein und empfingen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, deren Mangel an Gespür zuvor vor allem auf Kosten der Nürnberger gegangen war, mit einem lauten Pfeifkonzert.
Die meiste Entlastung kam beim durchaus willigen Club im ersten Durchgang noch von Virgil Misidjan, auch wenn sich der Niederländer häufig zu spät vom Ball trennte. Die beste Chance hatte Kubo mit einer Volleyabnahme, die Bayer-Schussmann Lukas Hradecky aber sicher aus dem Toreck fischte (38.). Ein Kopfballaufsetzer von Kapitän Hanno Behrens ging zudem knapp vorbei (45.).
Schon in der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte hatte der Club mutiger agiert, das setzte sich mit Wiederbeginn noch deutlicher fort. Der Lohn stellte sich schnell ein. Nach einer zu kurz geklärten Flanke von Sebastian Kerk schaffte der aufgerückte Innenverteidiger Georg Margreitter mit einem noch abgefälschten Linksschuss den überraschenden Ausgleich (56.). Ein Wirkungstreffer, von dem sich Bayer aber relativ schnell wieder erholte. Der Club – mit Patrick Erras für den Platzverweis-gefährdeten Ondrej Petrak (46.), Adam Zrelak für Kubo (58.) und Federico Palacios für Kerk (76.) – wurde der schnellen Angriffe weiter nur mit Mühe Herr. Ein Abschluss wie der von Volland, den Bredlow um den Pfosten lenkte (75.), gelang der Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich aber zu selten. Auf der Gegenseite scheiterte Palacios aus spitzem Winkel an Hradecky (87.). So blieb es bei einem Remis, mit dem der Club weiter an seiner schwierigen Mission Klassenerhalt werkelte.
Jobgarantie für Köllner
Schon vor dem Spiel hatte Sportvorstand Andreas Bornemann – ganz gegen den Liga-Trend – seinem Trainer Michael Köllner einmal mehr eine Jobgarantie ausgestellt. Selbst bei einer Rückkehr in die Zweite Liga würde der Trainer weiter Köllner heißen, sagte Bornemann. Auf seine Qualität, Spieler zu entwickeln, könne der Verein nicht verzichten. Einzige Einschränkung, so Bornemann: ein tiefgreifende Störung des Verhältnisses zwischen Trainer und Mannschaft. Aber diese sei nicht in Sicht.