Nicht Fortuna Düsseldorf, sondern Holstein Kiel ist Herbstmeister der Zweiten Fußball-Bundesliga – was angesichts eines vor der Winterpause noch folgenden Rückrunden-Spieltags aber noch mehr ein bedeutungsloser Folklore-Titel ist als ohnehin. Doch die Mannschaft der Stunde heißt 1. FC Nürnberg. Mit ihrem aufgrund einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte vollauf verdienten 2:0 (0:0)-Sieg verdrängten die Cluberer Düsseldorf, den Gastgeber des Spitzenspiels, vom zweiten direkten Aufstiegsplatz. Nur einen Zähler liegt Nürnberg noch hinter den Kielern – das sorgt für die schönsten Hoffnungen im Frankenland.
Keine Experimente: Club-Trainer Michael Köllner nominierte für den Zweitliga-Gipfel die Startelf vom letzten 1:0-Sieg gegen Sandhausen. Das hieß aber, dass unter anderem der in dieser Saison lange als unverzichtbar angesehene Eduard Löwen zum zweiten Mal in Folge auf der Bank blieb. Dass Cedric Teuchert vor der Reise ins Rheinland nicht einmal einen Platz im Kader fand, nährt die Spekulationen um einen Weggang des U-21-Nationalspielers in der Winterpause.
Nich einmal zur Hälfte volle Arena
Mit 22 848 Zuschauern war die Esprit-Arena überraschend nicht einmal zur Hälfte besetzt. An der Atmosphäre im größten Zweitliga-Stadion konnte es also nicht gelegen haben, dass der Nürnberger Mannschaft in der ersten Spielhälfte das Herz derart in die Hose rutschte. Vielmehr war es die bissige Gangart der Gastgeber, die dem Club so gar nicht behagte. Immer wieder setzte Düsseldorf in den Zweikämpfen nach und sorgte für Ballgewinne, wenn die Kugel nach Pässen in die Tiefe schon verloren schien.
Die Nürnberger reagierten unerwartet nervös. Dass nach 45 Minuten mit Enrico Valentini, Patrick Kammerbauer, Mikael Ishak und Tobias Werner bereits vier Spieler mit Gelb vorbelastet waren, ließ sich vor allem als eine Folge von Ungeschicklichkeit bewerten. Für den schmalen Kammerbauer, der als Abfangjäger vor der Abwehr mit der Körperlichkeit der Gegner besondere Mühe hatte, war wegen Platzverweis-Gefahr bereits nach 33 Minuten Schluss. Ihn ersetzte Ondrej Petrak, der mit seiner Erfahrung für etwas mehr Ruhe sorgte.
Innenverteidiger gewohnt zuverlässig
Die beste Fortuna-Chance hätte eigentlich für die Pausenführung reichen müssen. Doch der von Sturmpartner Rouwen Hennigs per Lupfer bediente Benito Raman zielte beim Abschluss genau auf Club-Torwart Fabian Bredlow, der den Schuss des Belgiers abwehrte (27.). Viel mehr hatte Bredlow nicht zu tun, weil die Innenverteidiger Georg Margreitter und Ewerton in gewohnter Zuverlässigkeit ihren Job machten.
Was man von vielen ihrer Kollegen nicht behaupten konnte. Kevin Möhwald und Werner waren sogar ein Totalausfall. Offensiv brachte der Club bis zum Pausenpfiff überhaupt nichts zuwege.
Werner steigerte sich am meisten
Die Frage war, ob Köllner mit seiner Pausenansprache mal wieder für Besserung sorgen würde. Tatsächlich war es so. Die Club-Aktionen wurden deutlich selbstbewusster, führten nun auch mal in den gegnerischen Strafraum. In der Düsseldorfer Abwehr taten sich große Lücken auf, das Spiel kippte. Drei Chancen benötigten die Gäste, dann lagen sie nicht einmal unverdient in Führung. Was vor allem an Werner lag, der den Fortunen nun große Rätsel aufgab. Durchgebrochen scheiterte er aus spitzem Winkel an Fortuna-Schlussmann Raphael Wolf, servierte dann Salli den Nachschuss zu ungenau, als dass der ihn hätte verwerten können (61.
). Kapitän Hanno Behrens scheiterte, von Werner per Diagonalball in Szene gesetzt, am Pfosten (65.). Zwei Minuten später war es dann aber so weit: Eine Kopfball-Abwehr des Fortunen Hennings gelangte – natürlich – zur Stuttgarter Leihgabe Werner, der aus kurzer Distanz sicher vollstreckte (67.).
Diskussionen und Rudelbildung
Wie würde die Antwort der seit fünf Spielen sieglosen Düsseldorfer ausfallen? Nicht sehr überzeugend. Nürnberg brachte den Sieg sicher nach Hause. Vor allem, weil Marg-reitter einen Valentini-Freistoß zum 2:0 einnickte (77.). Danach durfte Bredlow gegen Hennings sein Können erstmals zeigen (79.). Hektik kam nochmals auf, als Schiedsrichter Rene Rohde nach einer fairen Aktion von Valentini auf Strafstoß entschied. Diskussionen und eine Rudelbildung folgten, dann parierte Bredlow den Elfmeter des eingewechselten Emir Kujovic exzellent (89.) und machte das Glück der rund 1500 Club-Fans perfekt.