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FUßBALL: ZWEITE BUNDESLIGA
Der Alleinherrscher der Löwen
Fussball       -  Schluss mit lustig: Aufsichtsratsvorsitzender Hasan Ismaik (Mitte) und Geschäftsführer Anthony Power (links) führen 1860 München nach Gutsherrenart. Präsident Peter Cassalette (rechts) scheint den beiden nichts entgegenzusetzen.
Foto: SebastianWidmann (Witters GmbH) | Schluss mit lustig: Aufsichtsratsvorsitzender Hasan Ismaik (Mitte) und Geschäftsführer Anthony Power (links) führen 1860 München nach Gutsherrenart.
Von dpa-Korrespondent Manuel Schwarz
 |  aktualisiert: 14.12.2017 03:02 Uhr

Als noch unbekannter Retter bei 1860 München träumte Hasan Ismaik von der Champions League, von Kraftproben mit dem FC Bayern und dem FC Barcelona mit Weltstar Lionel Messi. Selbst die Bundesliga schien damals, im fernen Frühjahr 2011, in den Plänen des jordanischen Geschäftsmannes nur ein Zwischenschritt auf dem Weg in die internationale Fußball-Elite. Fast sechs Jahre, ebensoviele Präsidien und Sportchefs, 13 Trainer, drei Beinahe-Abstiege und unzählige Skandale später steht der Name Ismaik an der Grünwalder Straße in München-Giesing längst für etwas anderes als Hoffnung. Wie konnte es in gut einer halben Dekade so weit kommen? Und welchen Anteil am Absturz des Zweitligisten hat der Milliardär?

Mit einem Investment von 18 Millionen Euro hatte Ismaik die Löwen im Mai 2011 vor dem finanziellen Kollaps gerettet und sich damit 60 Prozent der Aktien des Klubs gesichert. Im Laufe der Zeit kamen weitere acht Darlehen dazu über insgesamt 17,8828 Millionen Euro hinzu, berichtete die „Sport Bild“ in dieser Woche. Der Einfluss wuchs parallel. Ismaik ist inzwischen längst der Mann, der bei den Löwen final das Sagen hat.

Formal verbietet die 50+1-Regel der Deutschen Fußball Liga (DFL), dass Investoren über den Stammverein hinweg Entscheidungen treffen können. Und rein juristisch sicherte sich Ismaik bei seinem Einstieg auch nur 49 Prozent der stimmberechtigen Anteile.

Ein Blick auf das Organigramm der Profi-Abteilung genügt aber, um Ismaiks Ruf als Alleinherrscher zu verstehen: Im fünfköpfigen Aufsichtsrat sitzen Ismaik als Vorsitzender sowie seine Brüder Yahya und Abdelrahman, der Verein stellt zwei Vertreter. Der Beirat besteht aus Hasan und Yahya Ismaik sowie TSV-Präsident Peter Cassalette als Klub-Abgesandtem. Geschäftsführer ist ein gewisser Anthony Power, ein langjähriger, fußballferner Ismaik-Mitarbeiter. „Die Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik war unmöglich“, resümierte der bis dato letzte 1860-Sportchef Thomas Eichin. Er verlor Anfang Dezember seinen Job nach nur 165 Tagen.

Gegenwind und offene Kritik in den Gremien hat Ismaik inzwischen nicht mehr zu befürchten. Das scheint dem Selbstverständnis des Immobilien- und Öltycoons zu entsprechen. Der 1977 in Kuwait geborene Ismaik arbeitete sich nach eigener Aussage von Null in die Liga der Superreichen vor. Das Magazin „Forbes“ kürte ihn 2014 zum ersten jordanischen Milliardär und schätzt sein Vermögen auf 1,6 Milliarden Euro. Seine Firma HAMG hat ihren Sitz in den Etihad Towers von Abu Dhabi.

Nichts mit Glamour und Prestige

Glamour und Prestige, das hatte sich Ismaik auch beim TraditionsKlub aus Giesing erhofft. Mit den Löwen wollte der Geldgeber, der sich bei seinen Stippvisiten standesgemäß im Maybach vorfahren lässt, die Zweite Liga verlassen und den Stadtrivalen FC Bayern attackieren. Zudem soll ein eigenes Stadion im Osten der Stadt her. Aber sportlich läuft es seit Jahren ebenso wenig wie organisatorisch. Querelen des Geldgebers aus Nahost mit immer wieder neuen Vereinsbossen bestimmten an der Grünwalder Straße die Tagesordnungen.

Erst der aktuelle Präsident Peter Cassalette scheint Ismaik nichts entgegenzusetzen. So knöpft sich der unberechenbare Investor andere vor, die Schuld seien an der 1860-Misere. Frühere Vereinsbosse, die einen schlechten Arena-Deal mit dem FC Bayern ausgehandelt hätten; Mitarbeiter, die den Verein plünderten; Sportdirektoren, die versagt hätten; Medien, die voreingenommen und schändlich berichten sowie Lügen verbreiten. Die Liste seiner angeblichen Feinde in Ismaiks Welt ist lang.

Die Konsequenzen häufen sich: Einigen Münchner Zeitungen wurden die Dauerakkreditierungen für Heimspiele entzogen, eine Reporterin der „Bild“-Zeitung darf gar nicht mehr ins Stadion. Während des letzten Heimspiels gegen den FC St. Pauli, das die Löwen mit 1:2 verloren, folgte der nächste Aufreger. Dass 1860 nach der Führung noch zwei Gegentreffer hinnehmen musste, schlug Ismaik offenbar aufs Gemüt. Laut Andreas Rettig, dem Sportchef der Hamburger, soll Ismaik Ordner in der Arena angewiesen haben, Gäste-Funktionäre von ihren Plätzen zu vertreiben. Das Vergehen der Pauli-Verantwortlichen: Sie hatten zu sehr über die Tore gejubelt.

An diesem Freitag kommen die Würzburger Kickers in die Allianz Arena. Allzu lauter Jubel scheint für die Kickers-Spitze nicht angesagt, sollte Ismaik da sein. Außer vielleicht, Kickers-Aufsichtsratchef Thorsten Fischer besänftigt den Löwen-Alleinherrscher mit einem Zigarrenkistchen aus Gastgeschenk . . .

 
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