
Für Niko Kovac war nach einem 1:5 Schluss, für Damir Canadi reichte schon ein 1:3. Und so wenig wie dem abgelösten Bayern-Trainer eine lange Unterzahl seiner Mannschaft in Frankfurt als mildernde Umstände angerechnet wurden, so wenig half dem beurlaubten Club-Coach, dass in Bochum ein notgedrungen nominierter Nachwuchstorwart daneben griff. Das Maß war einfach voll - in beiden Fällen, die ansonsten natürlich wenig vergleichbar sind.
Geduld ist eine Tugend, die im Profifußball keinen großen Stellenwert mehr hat. Canadi bekam den Neuaufbau der Nürnberger Mannschaft nicht in den Griff, obwohl man den aktuellen Zweitliga-Kader durchaus für stärker halten kann als den der letzten Saison in der Bundesliga. Das gilt aber nicht durchgängig: In der Abwehr, dem größten Sorgenkind, hat der FCN die Abgänge von Ewerton und Leibold bisher nicht verkraftet.
Manchmal wollen auch hochbezahlte Profis in den Arm genommen werden
Der Trainer aus Österreich lernte erst unter Schwierigkeiten, dass der deutsche Zweitliga-Alltag eher rustikal geprägt ist und höhere taktische Ansprüche schnell scheitern, wenn sie das Personal überfordern. Sein Verhältnis zur Mannschaft war nach eigener Einschätzung, entgegen aller Gerüchte, sehr stimmig. Mag aber sein, dass er da zu kühl agierte, wo es bei Aufstiegstrainer Michael Köllner zu viel gemenschelt hatte. Manchmal wollen auch hochbezahlte Profis in den Arm genommen werden.
Die Kommunikation mit Journalisten jedenfalls gehörte nicht zu Canadis liebsten Disziplinen. Die in Nürnberg übliche Extra-Fragerunde nach den Spielpressekonferenzen musste man ihm eher aufnötigen, länger aus drei Minuten dauerte sie selten, dann zog es ihn weg. Ins Detail ging er ungern, seine Spielanalysen empfanden viele zunehmend als schönfärberisch. Sie nährten sein Oberlehrer-Image - auch bei den Fans, deren Meinung vom Club und dessen Aufsichtsrat bekanntlich sehr ernst genommen wird.
Als am Montag erstmals Canadi-Raus-Rufe ertönten, war das Schicksal des Trainers also quasi besiegelt. Köllner-Raus-Rufe hat es, allem Nürnberger Misserfolg im Oberhaus zum Trotz, interessanterweise nie gegeben. Aber entlassen hat man ihn trotzdem.