Seit einer Woche läuft in London nun die Darts-WM – und eine der bisherigen Erkenntnisse lautet: Peter Crouch war erfolgreich auf der Toilette. Den Umstand, dass der ehemalige englische Fußball-Nationalspieler und Profi des FC Liverpool bei seinem Besuch im Alexandra Palace auch mal auf der Doppel-Null einchecken musste, widmeten die Darts-Fans einen eigenen Sprechgesang. Crouch selbst, der im Verdacht steht, einen ausgeprägten Humor britischer Prägung zu haben, freute das sichtlich: Mit einem Doppel-Daumen bedankte sich der Ex-Stürmer bei den Sängern.
Es geht eben immer ein bisschen zu wie in einem großen Pub, wenn im Ally Pally der neue Darts-Champion ermittelt wird. Und sehr wahrscheinlich sind es Momente wie dieser, die den besonderen Charme der Veranstaltung ausmachen. Einer, der zu den Gesichtern (und Frisuren) der WM gehört, ist hingegen nach der ersten Runde schon wieder raus. Für Peter "Snakebite" Wright, zweifacher Titelträger aus Schottland und erkennbar an seinem in wechselnden Farben erstrahlenden Irokesenschnitt, ist das Turnier schon wieder zu Ende. Mit 0:3 war gegen den Waliser Jim Williams Schluss. Wright hatte vor dem Start als grüner Grinch die Bühne betreten und so noch mal ein Ausrufezeichen gesetzt – am Ende der Partie bekam er vor allem Mitleid. "Es war echt hart, Peter so kämpfen zu sehen. Ich habe so viel Respekt für diesen Mann", so Williams. Wright hatte einen gebrauchten Tag erwischt, warf nur 83,87 Punkte im Schnitt. So schlecht war der 53-Jährige zuletzt bei der WM 2009.
"Messi des Darts": Die Experten überschlagen sich mit Lob auf Luke Littler
Am selben Tag ging jedoch der Stern eines anderen Spielers auf, der mit gerade mal 16 Jahren auf eindrucksvolle Weise die WM-Bühne betrat: Junioren-Weltmeister Luke Littler ließ seinem Gegner Christian Kist beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance. Der Engländer holte pro Wurf durchschnittlich 106,12 Punkte (Average). Siebenmal gelang ihm die Höchstpunktzahl von 180 Punkten. Damit brach der Teenager, der erst im November den Titel bei den Junioren holte, einen Rekord: Noch nie hat ein Spieler bei seinem WM-Debüt einen so hohen Average gespielt. Am Donnerstag folgte die nächste Demonstration von Littlers Künsten: Gegen seinen Landsmann Andrew Gilding, immerhin auf Nummer 20 der Weltrangliste gesetzt, gab es ebenfalls einen lockeren Sieg, 3:1 hieß es am Ende für Littler.
Gabriel Clemens steht in Runde drei – und hat ein schweres Los bekommen
Nicht ganz so spektakulär, aber dafür sehr souverän ist hingegen die deutsche Nummer eins ins Turnier gestartet. Gabriel Clemens hat sein erstes WM-Spiel mit 3:1 gegen Man Lok Leung aus Hongkong gewonnen. Der Asiate, der zuvor den als heiße Aktie gehandelten Niederländer Gian van Veen ausgeschaltet hatte, lieferte Clemens eine Partie auf Augenhöhe – in den entscheidenden Szenen war der "German Giant", wie Clemens wegen seine Größe von 1,95 Meter genannt wird, aber da. Zudem war für Clemens wie für die anderen Deutschen bei ihren Auftritten in London klar: Der Ally Pally ist ein Heimspiel für Germans. Etwa jede vierte Karte für das Turnier wurde im Vorfeld nach Deutschland verkauft. Zur Freude von Clemens: "Es ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn man einläuft und überall deutsche Fahnen sieht und Gruppen, die deinen Namen singen."
Die Unterstützung der deutschen Fans kann Clemens, der im vergangenen Jahr bis ins Halbfinale vordrang, gut gebrauchen. Nach den Weihnachtsfeiertagen steht sein Spiel gegen den Engländer Dave Chisnall an, der in der Weltrangliste auf Rang elf steht. Clemens wird Weihnachten zu Hause im Saarland verbringen und danach frisch erholt an den Start in London gehen. Dass das Los es nicht unbedingt gut mit ihm gemeint hat, sieht auch Clemens so, gab für sich aber eine einfache Losung aus: " Ich versuche jetzt einfach, gegen Dave Chisnall gut zu spielen." Es muss ja nicht gleich Messi-Niveau sein.