Mag die Entscheidung um die Meisterschaft erst am letzten Spieltag fallen und als eine der spannenderen der Bundesligageschichte gelten: Sie ist egal. Letztlich vollkommen irrelevant, ob die Münchner nun ihre 72. Meisterschaft einfahren oder die Dortmunder ihre neunte. Es ist eine unter vielen. Austauschbar. Was ja nun auch wieder negativer konnotiert ist, als es das Wort "austauschbar" zu hergeben bereit ist. Schließlich ist doch ein jeder und eine jede austauschbar und der Friedhof ist voll mit all jenen, die sich für unersetzlich hielten.
Nils Petersen hätte gewiss nichts dagegen, als austauschbar bezeichnet zu werden. Zum einen, weil er nun seine Karriere als Fußballer gegen eine als Privatier tauscht. Zum anderen aber auch, weil er der größte Profiteur der Bundesligageschichte war, wenn der Trainer einen Spieler für austauschbar hielt. Petersen war immer eintauschbar. Kein Spieler in der Liga-Geschichte hat mehr Tore erzielt, wenn er von der Bank kam. Insgesamt 34. Seinen möglicherweise letzten Treffer hat er am vergangenen Freitag erzielt, als der den Ball in klassischer Petersen-Manier aus drei Metern über die Torlinie schoss. Kein besonders schönes Tor, in seiner Entstehung völlig austauschbar. Und doch war der Jubel im Stadion lauter als bei manch' bayerischer Meisterschaft.
Fußballer Nils Petersen scheiterte auch immer wieder in der Bundesliga
Petersen bestreitet am kommenden Spieltag seine letzte Partie für den SC Freiburg. Da geht nun also einer, dem eine seltene Eigenschaft vergönnt ist. Es lässt sich leicht mit ihm identifizieren. Freundlich, unspektakulär und auch mal scheiternd. Bei den Bayern konnte er sich nicht durchsetzen – und spielte just in einer der wenigen Saisons in München, als der Klub nicht Meister wurde. Petersen war es, der 2016 einen Elfmeter im Olympia-Finale verschoss. Den entscheidenden verwandelte schließlich Neymar für Brasilien. Mehr Gegensatz geht im Weltfußball kaum.
Vor der WM 2018 strich Joachim LöwPetersen als einen der Letzten aus dem Kader. So blieb Petersen ein Fiasko in Russland erspart, verhindern hätte er es wohl nicht können. Freiburg war Petersens Biotop. Klub und Spieler profitierten voneinander. 34-jährig hat er beschlossen, dass Schluss ist. Wieder verlässt ein Stück Normalität die Liga, Gleiches ließe sich über den Abschied des Kölners Jonas Hector sagen. Beide spektakulär unspektakulär – und so gar nicht austauschbar.