
Robin Krasniqi hat viel erlebt. In all seinen Kämpfen als Profiboxer. Er hat 60 Profikämpfe bestritten, von denen die meisten gut endeten. 2020 war er IBO-Weltmeister. In diesen Tagen aber spricht der 36-Jährige sehr viel von Emotionen und ganz besonderen Momenten. Von einem ganz speziellen Kampf, auf den er sich schon lange freut.
Am 5. August wird Krasniqi in Pristina in den Ring steigen. In einem Fußballstadion wird er vor 20.000 Fans gegen Nadjib Mohammedi um den WBC-Silver-Titel im Halbschwergewicht boxen. Im Kosovo also, in dem er aufgewachsen ist. Mit 17 Jahren war er 2004 erst nach München, später nach Augsburg gekommen. In der Zeit davor hat er in seiner Heimat viel Schlimmes gesehen. Den Kosovokrieg, der die Familie zur kurzzeitigen Flucht nach Albanien zwang. 1999 kehrten sie zurück in ein völlig verändertes Land. In ein vom Krieg gezeichnetes Land. Krasniqi sah Bilder, die er nicht mehr vergessen wird.
Im Ring muss Krasniqi die Gefühle ausblenden
Viele Verwandte und Freunde wohnen noch in Pristina. Auch für sie veranstaltet Krasniqi diesen besonderen Kampf. Noch nie hat er in seiner Heimat geboxt. "Ich möchte den Leuten etwas Freude geben", sagt er, "es wird sicherlich mein emotionalster Kampf bislang." Ihm muss es gelingen, all die Gefühle im Ring auszublenden.
Seinen Gegner wird er nicht unterschätzen. "Das wird ein extrem harter Kampf", sagt Krasniqi voraus. Intensiv bereitet er sich seit Wochen darauf vor. Zunächst im Bayerischen Wald, wo die konditionellen Grundlagen gelegt werden. Jetzt ist er in sein Boxstudio nach Gersthofen zurückgekehrt, wo an der Technik und Taktik gearbeitet wird. Zweimal am Tag steigt er in den Ring, er will optimal auf seinen großen Kampf vorbereitet sein.
Krasniqi will noch einmal um den WM-Gürtel kämpfen
Krasniqi steigt an diesem Abend Anfang August nicht nur in den Ring, er ist auch der Organisator dieser Veranstaltung. Beinahe wöchentlich war er zuletzt in Pristina, um die Planungen voranzutreiben. Seine Eisdiele, die er in Augsburg betrieben hat, hatte er Ende 2021 aufgegeben. "Ich habe auch so genug zu tun", sagt Krasniqi, der nach wie vor in Hirblingen wohnt.
Mit 18 Jahren, kurz nach seiner Ankunft in Deutschland, war Krasniqi Profiboxer geworden, ohne je einen Amateurkampf bestritten zu haben. Mittlerweile neigt sich die Karriere dem Ende zu, der 36-Jährige ist auf der Zielgeraden. Trotz aller Emotionalität soll der Kampf in Pristina aber nicht der letzte sein. "Ich möchte nächstes Jahr noch einmal um den WM-Gürtel kämpfen, ich habe noch genug Dampf und bin jetzt viel erfahrener", sagt er. Zwei Auftritte plant er entsprechend noch, bis Schluss ist. "Danach werde ich den Weg frei machen", sagt er.