Letzte Woche war er zu einem Besuch in der unterfränkischen Heimat. Den er dann schneller beenden musste, als gedacht. Gerade ist zwar Urlaub, aber in Wien gab es einen Termin für Rapid, der wichtig war. Und wenn es gilt, Österreichs wichtigsten Fußballverein zu repräsentieren, dann darf Steffen Hofmann selten fehlen. Seit 15 Jahren spielt er für Rapid. Der Kapitän ist die Vereinsikone, hochgeachtet und beliebt. Daran konnte auch die letzte Saison, die für den Klub chaotisch und für Hofmann selbst problematisch verlief, nichts ändern. Ein Gespräch mit dem Musterprofi, der im September 37 wird – auch über das Älterwerden.
Steffen Hofmann: Es macht nach wie vor sehr viel Spaß. Ich weiß schon, dass ich nicht mehr die Anzahl von Einsätzen haben werde, wie ich sie vorher gehabt habe.
Ich weiß aber auch, dass ich den Jungs noch helfen kann, sowohl auf dem Platz als auch außerhalb. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, weiterzumachen. Nach so einer Saison aufzuhören, ist ja auch nicht gerade das, was man sich vorstellt.
Hofmann: Es war jede Menge los, wir hatten alleine vier Trainer in einem Jahr. Eigentlich ist der Verein nicht dafür bekannt, dass die Trainer kommen und gehen. Aber dieses Jahr war halt wirklich sehr kompliziert.
Hofmann: Ja, leider. Im Eröffnungsspiel des neuen Stadions gegen Chelsea habe ich mir den Meniskus eingerissen und musste operiert werden. Kaum war ich wieder dabei, ist das mit den Adduktoren passiert. Jetzt im Frühjahr ist es aber gut gelaufen – und von daher hoffe ich natürlich, dass es so weiter geht.
Hofmann: Ja. Als ich zum ersten Mal in der Saison zweimal 90 Minuten innerhalb von vier Tagen gespielt hatte, habe ich mich gut gefühlt. Natürlich zwickt?s am Tag nach dem Spiel ein bisserl mehr, als das früher noch der Fall war. Aber ich habe gesehen, es funktioniert noch.
Hofmann: Der Vertrag war schnell ausgehandelt, aber es gab einige wichtige Punkte für die Zukunft, die man einfach klären musste. Darum hat es sich so lange hinausgezögert.
Hofmann: Ja, so ist es. Wenn ich sage, ich möchte noch ein Jahr spielen, dann möchte ich auch als Spieler gesehen werden und nicht in meiner neuen Funktion. Zuerst wollte ich das mit dem Talentemanager eigentlich nicht machen.
Aber dann habe ich darüber nachgedacht, dass ich mich eigentlich schon immer um die jungen und die neuen Spieler im Verein gekümmert habe. Von daher ändert sich nicht so viel. Ich stelle mir die Aufgabe mittlerweile sehr interessant vor. Wie schön wäre es für mich gewesen, wenn sich als junger Spieler bei Bayern München einer von den Profis um mich gekümmert hätte! Manchmal ist es vielleicht nur ein Telefonat oder mal auf einen Kaffee zu gehen. Das gibt den Jungs Auftrieb und für mich ist es eine spannende Geschichte, weil ich sie auf ihrem Weg begleiten kann.
Hofmann: Es war sehr schade, weil es unser bestes Spiel gegen Salzburg in dieser Saison war. Die Jungs haben einen Riesenaufwand betrieben und sind nicht belohnt worden.
Hofmann: Ich habe mir schon erhofft, dass der Trainer mich bringt. Aber es ist, wie es ist. Wenn wir gewonnen hätten, hätte ich mich genauso gefreut wie alle. So ärgert?s mich, dass wir verloren haben.
Hofmann: Schon. Es war sehr bewegend für mich, das war sehr schön gemacht vom Verein. Aber das war ja noch keine Verabschiedung! Ich hatte mir sehr lange keine Gedanken über den Rekord gemacht. Aber wenn man so kurz davor steht, dann möchte man ihn auch erreichen. Heutzutage ist es selten, dass ein Spieler so lange bei einem Klub ist wie ich. Von daher macht mich das auch stolz.
Hofmann: Das stimmt. Es ist seine erste Station im Profigeschäft, und das bei einem sehr emotionalen Verein, das ist nicht leicht. Aber bisher macht er seine Sache sehr gut. Die Ergebnisse, die wir unter ihm eingefahren haben, waren in Ordnung.
Hofmann: Ich hätte kein Problem, auf einen Kaffee mit ihm zu gehen. Aber diese Situation liegt bereits wieder hinter uns, ich konzentriere mich mehr auf das Kommende.
Hofmann: Eine Saison wie die letzte wird uns nimmer passieren. Es wäre natürlich verwegen, von der Meisterschaft zu sprechen. Red Bull Salzburg ist mit seinen Möglichkeiten so weit entfernt von allen anderen, dass es in Österreich immer nur einen Meister geben kann. Aber wir wollen zumindest einen internationalen Startplatz erreichen.
Hofmann: Alles war plötzlich eine Nummer größer. Die Erwartungen waren gigantisch vor der Saison, viele haben von der Meisterschaft geträumt. Aber das neue Stadion, so schön es ist, schießt keine Tore. Und so ist es in dem neuen Umfeld plötzlich schwieriger geworden. Ich hoffe, dass es im zweiten Jahr hier besser wird.
Hofmann: Ich kenne nach so vielen Jahren natürlich viele der Fans persönlich und rede mit ihnen. Ich versuche, alle Seiten zu verstehen und darauf hinzuwirken, dass wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen und das Beste für den Verein erreichen. Das ist nicht immer leicht, aber man muss es zumindest probieren.
Hofmann: Bis zum Winter hat es für die Kickers sehr gut ausgeschaut. Da haben wahrscheinlich einige in und um den Verein eher in die andere Richtung gedacht als nach unten. Es geht dann oft schnell, wenn die Aufstiegseuphorie weg ist und die Ergebnisse nicht mehr so passen. Dann wird es schwer. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, ist es manchmal schon zu spät. So war es bei uns diese Saison, wir haben es Gott sei dank noch drehen können. Für die Kickers und Würzburg tut es mir natürlich sehr leid, dass sie abgestiegen sind.
Hofmann: Da kann ich nicht viel dazu sagen. Mein Bruder war da Trainer und deshalb halte ich mich da lieber zurück (lacht).
Zur Person
Steffen Hofmann wurde am 9. September 1980 in Würzburg geboren, kommt aber aus Kirchheim im Landkreis Würzburg. 1996 wechselte der begabte Fußballer in das Jugendinternat von Bayern München. Von 1999 bis 2002 spielte er für Bayern München II in der Regionalliga Süd, hatte aber nur einen Bundesliga-Einsatz.
2002 ging Hofmann zu Rapid Wien, wo er mit einer halbjährigen Unterbrechung bei 1860 München im Jahr 2006 noch heute spielt und mittlerweile den Vereinsrekord von 527 Pflichtspielen eingestellt hat. Mit Rapid holte sich Hofmann 2005 und 2008 die österreichische Meisterschaft. 2010 wurde er als Mittelfeldspieler mit 20 Treffern auch österreichischer Torschützenkönig. Für Rapid bestritt er bisher 423 Bundesliga-Spiele mit 97 Toren und 178 Torvorlagen. Dazu kamen 73 Europapokal-Spiele mit 25 Toren und 21 Vorlagen.
Zu Österreichs Fußballer des Jahres wurde er von Trainern, Spielern oder Zeitungslesern insgesamt neunmal gewählt. Hofmann ist verheiratet und hat drei Kinder. hst