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Basketball
Leonie Fiebich lebt ihren American Dream
Die Basketball-Nationalspielerin Leonie Fiebich hat es aus Landsberg in die beste Liga der Welt geschafft. Und Olympische Sommerspiele gibt es zwischendurch auch noch.
Kurt Wittmann
 |  aktualisiert: 03.07.2024 02:46 Uhr

„Ich wäre gern einfach nur mal eine Touristin in New York“, sagt Basketball-Nationalspielerin Leonie Fiebich im Video-Chat. Die Landsbergerin spielt seit nunmehr sechs Wochen in der WNBA, der wohl besten Basketball-Liga der Welt und da auch noch in einem absoluten Top-Team: New York Liberty (Tabellen Platz 1). Ihre Mitspielerinnen sind die Superstars der globalen Basketball-Szene: Brianna Stewart oder auch Sabrina Ionescu. An deren Seite wurde Leonie erst einmal die Rolle als Verteidigerin zugeordnet. „Ich muss immer die beste Angreiferin des Gegners verteidigen und sie möglichst aus dem Spiel nehmen“, erzählt die 24-Jährige. „Aber das ist genau mein Ding. Ich liebe die Challenge.“ 

Erfolgreich im direkten Duell gegen den Star der Szene

Als sie gegen Caitlin Clark, den gehypten Star des US-Basketballs, antrat, warf diese der Deutschen erst einmal einen Dreier ins Gesicht, was Fiebich nur noch mehr anstachelte. Mit noch mehr Physis nahm sie Clark anschließend weitgehend aus dem Spiel. „Eigentlich tut sie mir ja leid, bei all dem, was derzeit auch medial auf sie einprasselt. Aber auf dem Feld zählt das nicht. Da wollte ich sie nur ausschalten, heißt: am Punktemachen hindern.“ 

Die mediale Seite des amerikanischen Profi-Basketballs ist Fiebichs Sache nicht. Bei der laufstegartigen Ankunft in der Heimspiel-Halle, wo Spielerinnen ihre Outfits und damit auch ihre Markensponsoren, neudeutsch: Brand-Partnerships, präsentieren, fühlt sie sich unwohl. Viele Spielerinnen haben mittlerweile sogar Stylisten um ihre Social-Media-Präsenz auszubauen, um so weitere Einnahmequellen zu generieren. Gehaltstechnisch ist die WNBA nämlich noch lange nicht da angekommen, wo sich die Männerliga NBA befindet. Durch wachsende Social-Media-Kanäle steigen eben auch die Zuschauerzahlen, die in diesem Jahr neue Rekorde in der WNBA gebrochen haben. 

Die Spielerinnen in der WNBA müssen sich um nichts mehr kümmern

Leonie Fiebich versucht, sich von dieser Seite des Spiels nicht stressen zu lassen, und will fokussiert bleiben auf das, was auf dem Feld passiert. Nicht selten nutzt sie daher den Seiteneingang der Halle, des Barclays Centers in Brooklyn, den ihr ihre Mitspielerin Jonquel Jones, die den Rummel auch gern einmal meidet, gezeigt hat. Zweimal nacheinander wurde Fiebich in der starken spanischen Liga zur MVP, der wertvollsten Spielerin, gekürt. Dennoch: In New York zu spielen ist nicht nur basketballerisch, sondern auch organisatorisch ein anderes Level als in Saragossa. Man müsse sich als Spielerin um nichts mehr kümmern und könne nur mit dem Handy in der Hand zum Training oder zum Spiel kommen.

Die andere Seite des durchgetakteten Profitums ist, dass man viel auf sich allein gestellt ist. Die Abholung am Flughafen erledigt ein Chauffeur, der einem die Schlüssel zum Apartment in die Hand drückt. Es bleibt auch kaum Zeit, um die Wohnung mit Dachterrasse und Pool in Brooklyn zu genießen oder die vielen Sehenswürdigkeiten New Yorks zu besuchen. Reisen und spielen, spielen und reisen, dazwischen ein wenig trainieren. Selbst dafür bleibt kaum Gelegenheit, ein bisschen „Shootaround“, ein wenig taktische Vorbereitung, bevor es wieder heißt: reisen und spielen. Gerne wäre sie einfach mal nur Touristin in New York.

Das, was Leonie Fiebich am Basketball besonders liebt, die Zusammengehörigkeit eines Teams, das Glücksgefühl des gemeinsamen Erfolgs, hat sich in New York noch nicht eingestellt. „Ich werde erst einmal die Saison hier zu Ende spielen und dann entscheiden, ob mir das eigentlich liegt,“ sagt die 1,90 Meter große Flügelspielerin. Um weitergehende Pläne zu schmieden, bleibt ohnehin keine Zeit. In zwei Wochen legt die WNBA eine kurze Pause ein. Wegen Olympia. Fiebich wird zur deutschen Nationalmannschaft stoßen, während einige Teamkolleginnen aus New York sich die Trikots von Team USA überstreifen. In Frankreich wird man sich dann gegenüberstehen. Denn die deutsche Nationalmannschaft hat mit Rekord-Olympiasieger USA (acht Goldmedaillen in Folge), mit Europameister Belgien und mit Japan die denkbar schwerste Gruppe erwischt. „Dabei sein ist alles. Wir haben bereits mit der Quali für Olympia unser Ziel erreicht. Jetzt heißt es, alles, was da noch kommt, zu genießen.“ 

Zwischenstopp in Paris für die Olympischen Spiele

Danach geht es sofort für alle Beteiligten weiter, von Paris direkt zum WNBA-Auswärtsspiel nach Los Angeles. Dann wird Fiebich um den Titel in der WNBA kämpfen. Was danach kommt, weiß die Landsbergerin noch nicht. „Ich werde wohl erst mal eine kleine Pause machen.“ Auf eine Sache freue sie sich ganz besonders: endlich einmal wieder Weihnachten daheim in Landsberg, mit der Familie. Das erste Mal seit vier Jahren.

 
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