
Sloweniens Hauptstadt sollte für die deutschen Basketballerinnen in Jubeljana umgetauft werden. Nach ihrem 79:69-Triumph gegen die Slowakei stürmte das komplette Team die Pressekonferenz, jubelte und tanzte. Für Duschen und Umziehen war vor lauter Feierlaune noch keine Zeit gewesen. „Who let the Germans out?“, skandierten die euphorisierten deutschen Spielerinnen nach der Melodie des Baha Men Songs „Who let the dogs out.“ Ja, wer hat diese Truppe um das bayerische Trio Geiselsöder, Fiebich, Bessoir von der Leine gelassen und wer fängt sie wieder ein? Mit dem Einzug ins Viertelfinale bei den Europameisterschaften ist der Mannschaft um Topscorerin Marie Gülich bereits jetzt Historisches gelungen. Das bisher einzige Mal, dass eine deutsche Basketball-Nationalmannschaft unter die besten Acht Europas vorgedrungen ist, war im vergangenen Jahrtausend, 1997, um genau zu sein.
Nur am Anfang war die Slowakei ein gleichwertiger Gegner
Das K.o.-Spiel gegen die Slowakei am Dienstagabend war ein Viertel lang eine enge Kiste, wobei beide Teams hochprozentig von außen trafen. Als die Trefferquoten zu sinken begannen, sanken auch die Aussichten für die Slowakei, denn unter den Körben war für sie nichts zu holen. Vor allem die 1,95 m große Innenspielerin Marie Gülich erklärte die Zone zu ihrem Hoheitsgebiet. Ihre 16 Punkte in Halbzeit eins waren ausschlaggebend für die 44:36-Halbzeitführung der Deutschen. Bundestrainerin Lisa Thomaidis spielte über weite Strecken der Partie mit zwei Center- und zwei großen Flügelspielerinnen, also vier Akteurinnen über 1,90 m. Dieser körperlichen Überlegenheit hatte die Slowakei wenig entgegenzusetzen.
Gegen Spanien geht es auch gegen einige bekannte Gesichter
Das deutsche Team auf seine Größe zu reduzieren, wäre jedoch zu kurz gegriffen. 25 Assists zeugen von Spielfreude und 47 Prozent Trefferquote aus dem Dreierland von Treffsicherheit. Am Ende stand ein ungefährdeter 79:69-Sieg mit Gülich (26 Punkte, 9 Rebounds) und Fiebich (15/8) als Topscorerinnen. Sie verdienen ihre Brötchen in Valencia bzw. Saragossa, treffen also auf viele bekannte Gesichter im Viertelfinale, wenn der Gegner an diesem Donnerstag (20.45 Uhr, Magentasport) Spanien heißt. Vier Athletinnen aus Valencia stehen heute ihrer Vereinskameradin Gülich gegenüber. „Ich freue mich darauf, gegen sie zu spielen. Ich weiß aber nicht, was mich erwartet. Es wird interessant", rang die deutsche Anführerin hörbar um die richtigen Worte.
Deutschland ist jetzt gegen Spanien klarer Außenseiter
Waren die Deutschen gegen die Slowakei leicht favorisiert, sind sie gegen Spanien klarer Außenseiter. Der mehrfache Europameister (1993, 2013, 2017, 2019) steht seit vielen Jahren konstant im Halbfinale großer Meisterschaften und besticht durch individuelle Klasse, hervorragendes Teamplay und viel Erfahrung. Gülich, die den spanischen Basketball besser kennt als jede andere im deutschen Team, charakterisiert deren Spielstil als schnell und lobt vor allem die Pass-Qualitäten der Gegnerinnen. Außerdem seien sie schwer auszurechnen, weil auf jeder Position jemand spielt, der scoren und kreieren könne. Dass die Spanierinnen nicht unschlagbar sind, bewies jedoch die Niederlage, die sie zum Turnierstart gegen Lettland kassierten. Bundestrainerin Thomaidis freut sich jedenfalls auf die Partie und spricht von einer Riesen-Challenge. „Wir haben eine aufregende Truppe,“ sagt Thomaidis. „Wir dürfen uns nicht zu sehr mit den Gegnerinnen beschäftigen. Es gibt noch so viel, was wir lernen können, und wir müssen deshalb ganz bei uns sein.“
Die Rolle des Underdogs hat ihrem Team gutgetan und es bis unter die besten acht Nationen Europas geführt. Jetzt winkt sogar der Einzug unter die Top4 oder, im Falle einer Niederlage, noch die Chance, Fünfter zu werden und sich anschließend für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Anlässe genug, um erneut zu jubeln in Jubljana.