LeBron James ist kein Mann für Sentimentalitäten. Nachdem er sieben Jahre lang für sein Heimatteam Cleveland Cavaliers gespielt hatte, gab er live in einer Fernsehsendung mit dem Titel "The Decision" (Die Entscheidung) bekannt, dass er künftig seine Talente für die Miami Heat einbringen möchte. Begründung: Er möchte die besten Chancen auf Siege haben.
Bis zu diesem Zeitpunkt nämlich war James der herausragende Basketballer seiner Zeit gewesen, hatte aber noch keinen Titel in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, gewonnen. Die Titel kamen. Mit Miami, später mit Cleveland– wohin er zurückgewechselt war – schließlich mit den Los Angeles Lakers. Überall hatten sie ein Team um James herum geformt, überall war er erfolgreich.
Basketball-Star LeBron James wurde als "Auserwählter" bezeichnet
Auch die anderen Klubbesitzer der NBA versuchen, um einen Starspieler eine Mannschaft zu bauen, die erfolgreich ist. Kein Star aber ist wie James. Er ist seit 20 Jahren der Regent der NBA– die Fans nennen ihn "King James". Eine Zeitschrift bezeichnete ihn einst als "The chosen one" (Der Auserwählte). Auf seinem Rücken prangt eine großflächige Tätowierung: chosen. An Selbstbewusstsein darf es nicht fehlen, wer sich in der an Egoismen reichen NBA durchsetzen will. James hat sich nicht bloß durchgesetzt, er ist der Anführer.
Kommende Woche wird er aller Voraussicht nach den Rekord für die meisten Punkte in der NBA brechen. Bislang führt Kareem Abdul-Jabbar diese Liste mit 38.387 Punkten an – James liegt 62 Punkte dahinter. Der 38-jährige James wird die Bestmarke in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren pulverisieren. Anders als der Deutsche Dirk Nowitzki, der sich die letzten Jahre seiner Karriere teilweise nur noch über das Feld quälte, ist James topfit. Er ist ein Bulldozer unter den Körben, ragt aus dem Raritätenkabinett der Muskelmänner immer noch heraus. Trifft aber auch von jenseits der Dreierlinie. Spielt zudem ungemein mannschaftsdienlich.
Auch deswegen fragen sich die Fans, wer denn nun der beste Basketballer aller Zeiten ist. Der eigentlich unantastbare Michael Jordan, His Airness? Oder vielleicht doch King James? Es ist die abgewandelte Maradona-Pele-Messi-Ronaldo-Diskussion. Irrelevant und daher so unterhaltsam. James interessiert der Rekord erwartungsgemäß mäßig. Sein Ziel sei es nie gewesen, Abdul-Jabbar zu übertreffen, aber er wisse "natürlich, wie man den Ball in den Korb befördert". Spektakulär und unsentimental.