Saint-Quentin-en-Yvelines (dpa) - Jens Fiedler, Lutz Heßlich oder auch Michael Hübner - deutsche Sprinter haben über viele Jahrzehnte die Weltspitze dominiert. Wenn bei den olympischen Bahnrad-Wettbewerben in Saint-Quentin-en-Yvelines die Königsdisziplin Sprint heute in die entscheidende Phase geht, bleibt die deutsche Box leer. Kein deutscher Fahrer hat es unter die besten 16 geschafft, Luca Spiegel und Maximilian Dörnbach waren direkt nach der Qualifikation schon in der ersten Runde gescheitert.
Entsprechend schlägt Bundestrainer Jan van Eijden Alarm. „Bei den Männern haben wir definitiv noch viel Arbeit vor uns. Da geht es darum, dass wir uns nach Olympia alle zusammensetzen mit Heimtrainern und Wissenschaftlern und ein Konzept erarbeiten”, sagte van Eijden - einst selbst Sprint-Weltmeister - der Deutschen Presse-Agentur.
Man wisse, woran es liegt, so der Bundestrainer weiter: „Es geht darum, dass man die Jungen in die Schiene lenkt. Wir sind im Kraftbereich nicht da, wo wir sein müssen, um die Gänge zu fahren. Da müssen wir konsequent daran arbeiten.”
Niederländer das Maß der Dinge
Bei den Briten hatte van Eijden einst großen Anteil daran, dass Chris Hoy und Co. Olympiasiege und WM-Titel abräumten. Inzwischen sind die niederländischen Kraftpakete das Maß aller Dinge. Ein Rückstand, der in absehbarer Zeit kaum aufzuholen ist. Der Offenbacher Luca Spiegel sorgte in 9,479 Sekunden über 200 Meter zwar für einen deutschen Rekord, war aber trotzdem weit hinter Oranje-Star Harrie Lavreysen, der in 9,088 Sekunden Weltrekord fuhr.
Das war einst anders: Fiedler gewann 1992 und 1996 zweimal Olympia-Gold, genauso wie Heßlich in den Jahren 1980 und 1988. Die letzte Einzelmedaille holte Maximilian Levy 2012 mit Silber in London. „Wir sind nicht da, wo wir bei den Frauen sind”, sagt van Eijden mit Blick auf seine achtmaligen Weltmeisterinnen Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich. Das Duo kann heute mit weiteren Medaillen im Keirin die Bilanz retten.