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Westheim bei Bad Kissingen
"Jeder, der Fußball spielt, kennt das": Jung-Unternehmer aus Franken machen Fußballern das Leben leichter
Pascal Kümmert und Stefan Niedermeier aus Westheim bei Bad Kissingen haben mit einer zündenden Idee ein Ärgernis für Fußballer beseitigt.
Auf dem Westheimer Sportgelände hatten Pascal Kümmert (links) und Stefan Niedermeier ihre zündende Idee. Fotos: Paste       -  Auf dem Westheimer Sportgelände hatten Pascal Kümmert (links) und Stefan Niedermeier ihre zündende Idee. Fotos: Paste
| Auf dem Westheimer Sportgelände hatten Pascal Kümmert (links) und Stefan Niedermeier ihre zündende Idee. Fotos: Paste
Sebastian Schmitt
 |  aktualisiert: 17.08.2022 10:30 Uhr

Pascal Kümmert und Stefan Niedermeier hatten ein gemeinsames Problem. Ständig rutschende Schienbeinschoner, die beim Kicken einfach nur ziemlich nervig und störend sind. "Jeder, der Fußball spielt, kennt das eigentlich", sagt Pascal Kümmert, Torhüter beim Bezirksligisten FC Westheim. Dass die beiden langjährigen Kumpels, die schon in der C-Jugend zusammen gekickt haben, daraus aber ein Geschäftsmodell machen würden, war erst Ende 2018 so richtig klar.

"Wir haben eine Idee gebraucht, auf der man ein Startup-Unternehmen aufbauen kann", blickt Kümmert zurück. Der erfahrene Keeper beim FC Westheim und sein eher offensiv ausgerichteter Kumpel Stefan Niedermeier, der hauptsächlich in der 2. Mannschaft dem runden Leder hinterherjagt, haben sich daher gemeinsam ein Produkt ausgedacht, das gegen rutschende Schienbeinschoner ein für alle Mal helfen soll. So gründeten sie das Unternehmen "PASTE", das zwar englisch ausgesprochen wird, aber gleichzeitig die verkürzte Zusammenführung der beiden Vornamen Pascal und Stefan ist. 

Innovation gegen rutschende Schienbeinschoner bei Fußballern

Schienbeinschonerhalter sind kein neues Produkt auf dem Markt, aber die Variante der beiden Westheimer Fußballer unterscheidet sich doch deutlich von den bereits länger bestehenden Produkten. Der wohl offensichtlichste Unterschied ist zunächst einmal das eingesetzte Material: Silikon. "Mit diesem Material habe ich beruflich zu tun, daher lag es irgendwie nahe", macht Pascal Kümmert klar. Die Verwendung von Silikon soll dazu dienen, dass der Schienbeinschonerhalter förmlich am Stutzen "klebt". Aufgrund der Dehnungseigenschaften des Silikons liegt der Schienbeinschonerhalter formschlüssig am Bein an. "Die Schienbeinschonerhalter haben eine konische Geometrie, sind also nach unten hin weiter und nach oben hin enger. Das hilft, dass sich das Produkt besser an das Bein anpasst", erläutert Stefan Niedermeier.

Bis zum fertigen, verkaufsfähigen Schienbeinschonerhalter war es allerdings ein weiter Weg. Entwickelt wurde das Produkt in Zusammenarbeit mit einigen Spielern des FC Westheim. So hat zum Beispiel Torjäger Yanik Pragmann den Prototypen im Echteinsatz getestet. Aber auch viele weitere Kicker des FC Westheim. Letztendlich liefen fast alle FC-Spieler mit den farbigen "Grip Tapes" des Startup-Unternehmens auf. "Unsere Mitspieler haben uns immer wieder Tipps und Ratschläge gegeben, wie das Produkt verändert werden müsste", blickt Stefan Niedermeier zurück.

Fleißig wurden von den Spielern immer wieder Feedbackbogen ausgefüllt, um Vorschläge zu Papier zu bringen. Wichtig war den beiden Unternehmensgründern auch, dass die Bänder geschlossen sind, damit man diese während de Spiels nicht verlieren kann. So sollen eher pragmatische Hilfsmittel aus früheren Tagen - wie Klebebänder und Klettverschlüsse - der Vergangenheit angehören. "Rutschende Schienbeinschoner rauben den Spielern schon vor dem Anpfiff Nerven und Konzentration. Während des Spiels wird bei fast jeder Unterbrechung, bei jedem Freistoß zum Beispiel, nachjustiert", sagt Keeper Pascal Kümmert. Selbst in der Bundesliga könne man immer wieder Spieler beobachten, die sich ständig die Schienbeinschoner richten. Aus diesem Grund hoffen Pascal Kümmert und Stefan Niedermeier, dass sie eines Tages auch im Profibereich Erfolg mit ihrem Produkt haben werden.

Erste Kontakte in den Profifußball

Erste Kontakte in den Profifußball hinein wurden bereits geknüpft. In der Frauen-Bundesliga haben die Schienbeinschonerhalter der beiden Westheimer Kicker schon Verbreitung gefunden. Um bei der Vermarktung langfristig Sicherheit zu haben, meldeten Pascal Kümmert und Stefan Niedermeier ein Patent für ihr Produkt an. Verkauft werden die "Grip Tapes" ausschließlich online. Noch ist PASTE ein reines "Familienunternehmen" zweier langjähriger Kumpels. "Wir haben zwar noch keine Angestellten, aber die Familie hilft kräftig mit, wenn viel zu tun ist. Zeitweise waren wir völlig ausverkauft und die Nachfrage ließ nicht nach. Das war fast verrückt", blickt Niedermeier zurück."

Nach der Corona-Pandemie, wenn der Ball wieder auf allen Plätzen landauf, landab rollen wird, soll das Unternehmen weiter wachsen. "Dann kann es sicherlich so kommen, dass wir Angestellte brauchen, um die Arbeit zu bewältigen", sagt Niedermeier. "Wir haben die Corona-Pause jedenfalls sinnvoll nutzen können und uns für die Zukunft noch besser aufgestellt. Auch ins Marketing haben wir investiert."

Geschäftlich ergänzen sich die beiden Amateurfußballer glänzend. Während Pascal Kümmert die technische Produktentwicklung vorantreibt, liegt der Schwerpunkt von Niedermeier auf Vertrieb und Marketing . Zur Unterstützung haben die beiden Freunde mittlerweile auch einen Fotografen engagiert, der das Produkt in Szene setzt. "Wir wollten schon lange gemeinsam ein Unternehmen gründen, aber es fehlte uns zunächst die zündende Idee", erläutert Kümmert.

Silikon macht's möglich

Auf das Thema Schienbeinschoner seien die zwei Kumpels irgendwann abends eher zufällig im Gespräch gekommen. Dass Pascal Kümmert schon seit Jahren mit dem Material Silikon arbeitet und zudem mehrere Produkteinführungen begleitet hat, kam den beiden Gründern zugute. Weil beide von dem Silikon-Band, das man weder öffnen noch schließen muss, selbst angetan waren, ging es von der Produktentwicklung bis zur Serienreife sehr schnell. Der Gang zum Patentamt war der logische nächste Schritt.

"Wir wissen nicht, ob man uns bei den großen Herstellern schon bemerkt hat. Aber wir gehen schon davon aus, dass man auch dort Startup-Unternehmen mit Neugier verfolgt", sagt Niedermeier.

Im Profibereich könnten langfristige Sponsorenverträge der Vereine möglicherweise zu einer größeren Hürde werden, denn manche Sportartikelhersteller dulden nicht, dass die Spieler Equipment von anderen Marken tragen. Dies sei vor allem bei Spitzenclubs der Fall. In den unteren Ligen gebe es solche strengen Reglementierungen nicht. Erst wenn der Amateursport flächendeckend wieder möglich wird, könne man erkennen, wie groß der Bedarf tatsächlich ist. Die Anstrengungen rund um die Gründung ihres noch kleinen Startup-Unternehmens haben das eigene Hobby Fußball zuletzt etwas in den Hintergrund geraten lassen. Doch nach der Pandemie wollen beide auch wieder selbst kicken. Dann natürlich mit den eigenen, farbigen "Grip Tapes" an den Waden.

 
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