Die hohen Wellen, die der Rückzug des SV Euerbach/ Kützberg aus der Landesliga aufgrund ausbleibender Sponsorengelder schlägt (wir berichteten), sind bis hoch auf den Kohlenberg geschwappt. "Man hat immer mal wieder was in diese Richtung gehört. Ich selbst hätte aber nicht gedacht, dass es dort so weit kommt. Das wünscht man keinem", sagt Martin Halbig . Vor allem auf diesem Liga-Niveau sei ein solcher Akt ungewöhnlich. "Dass sich mitten in der Saison eine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückzieht, kennt man doch meistens nur, wenn eine Reserve aufgrund von Personalmangel aufgeben muss. Das alles hat schon einen faden Beigeschmack", so Fuchsstadts Trainer .
In der zweigeteilten Landesliga Nordwest hatten die Euerbach/Kützberger mit ihrem zumindest auf dem Papier starken Kader die Aufstiegsrunde verpasst. Im Gegensatz zum FC Fuchsstadt , der in der Parallelgruppe einen nicht erwarteten dritten Platz belegte, damit den Klassenerhalt als ausgegebenes Minimalziel bereits in der Tasche hat. Dass die Fuchsstädter nur fünf Punkte mit in die Aufstiegsrunde nehmen, ist für Verein, Trainer und Spieler daher kein Beinbruch.
Weil Spiele mit Euerbacher Beteiligung aus der Wertung genommen werden, dürfen sich allerdings jene Vereine ärgern, denen gewonnene Punkte wieder abgezogen werden. Größter Verlierer wäre der SC Sylvia Ebersdorf, der vier Punkte verlieren würde. Damit hätte er genauso viele Punkte auf dem Konto wie der größte Gewinner, der SV Friesen (je 7), der wegen der beiden Niederlagen gegen Euerbach keine Punkte abgeben würde. Groß wäre der Verlust auch für den SV Memmelsdorf, dem drei Zähler wegfallen würden und der mit dem TSV Gochsheim und dem TSV Unterpleichfeld (je 10) auf dem vierten Rang stehen würde. Wird der sportliche Rückzug von Verbandsseite offiziell bestätigt, wovon auszugehen ist, steht der SV Euerbach/Kützberg als erster Absteiger fest. Somit würden nur noch zwei Absteiger und zwei Releganten ausgespielt werden.
Gebürtige Hammelburger
Dass mit Christoph und Steffen Schmidt zwei gebürtige Hammelburger mit Fuchsstädter Vergangenheit zuletzt beim SV Euerbach/Kützberg kickten, hat bei Martin Halbig selbstredend Überlegungen ausgelöst: "Ich bin mit beiden gut befreundet und wir stehen im regelmäßigen Kontakt. Das wäre ja schlimm, wenn wir uns nicht mit diesen Personalien beschäftigen würden. Logisch ist auch, dass bei den Spielern die Drähte heißlaufen."
Ein Engagement der Brüder auf dem Kohlenberg schließt Halbig zumindest nicht aus, der die 27-jährigen Zwillinge bereits gemeinsam trainiert hatte: als Trainer der U23 des FC 05 Schweinfurt . Steffen Schmidt, gewöhnlich im defensiven Mittelfeld beheimatet, wechselte im Juli 2018 zum TSV Aubstadt , ein Jahr später zum FC Fuchsstadt , ehe in der Winterpause der Saison 20/21 der Wechsel zum SV Euerbach/Kützberg vollzogen wurde. Christoph Schmidt stand sogar im Kader der 1. Mannschaft des FC 05, als der Stürmer im Juli 2017 zum TSV Aubstadt und im Juli 2020 ebenfalls zum SV Euerbach/Kützberg wechselte.
Der Trainer würde sich freuen
"Die Zwillinge wollten zusammen spielen. Bei uns gäbe es die Möglichkeit, dass sogar alle drei Geschwister gemeinsam auflaufen", weiß Martin Halbig . Mit Dennis Schmidt spielt schließlich der zwei Jahre ältere Bruder aktuell beim FC Fuchsstadt . "Was dabei heraus kommt, muss man abwarten. Ich würde mich freuen, wenn das klappen würde, dann wären wir qualitativ und quantitativ besser aufgestellt. Für mich als Trainer ist jede Verstärkung belebend", sagt Martin Halbig .
Die Brüder selbst stehen einer "Fuchsstädter Lösung" offensichtlich sehr aufgeschlossen gegenüber. "Wir beraten uns zu dritt, weil es vielleicht die letzte Chance ist, auf diesem Niveau gemeinsam auf dem Platz zu stehen", sagt Steffen Schmidt, der davon ausgeht, "dass wir ab dem 1. Januar von Euerbacher Seite die Freigabe für einen Wechsel bekommen. Vor Weihnachten erhoffen wir uns Klarheit".
Privat wie beruflich gäbe es keine Probleme: Steffen Schmidt lebt und arbeitet in Hammelburg, Christoph wohnt in Bad Kissingen und studiert in Schweinfurt. "Wir wollen zeitnah eine Entscheidung. Es kann alles passieren", sagt Martin Halbig .