„Colombia, Colombia“ – begeistert feiert die kolumbianische Community in Würzburg den zweiten WM-Sieg ihrer Mannschaft, diesmal gegen die Elfenbeinküste. Etwa 20 Fans sorgen mit Trommeln, Tröten, Rasseln und Fahnen für südamerikanisches Flair am Würzburger Stadtstrand.
Die kolumbianische Austausch-Studentin Kathleen Salazar hatte mit einem 1:0-Sieg gerechnet. Als ausgerechnet ihr Lieblingsspieler James Rodrigues trifft, kennt ihre Freude keine Grenzen. Schon beim ersten Tor merkt man, dass die Kolumbianer eine besondere Feiermentalität an den Tag legen. „Nach Siegen unserer Nationalmannschaft singt und tanzt die ganze Stadt. Wir trinken wie die Deutschen Bier, aber nach einem Sieg wird viel Aguardiente, ein kolumbianischer Schnaps aus Anis und Zuckerrohr, getrunken“, so die 30-Jährige. Kathleen drückt auch dem deutschen Team die Daumen, denkt aber, dass die Niederlande ihren ersten WM-Titel einfahren werden. Ihren Kolumbianern traut sie zumindest bei den nächsten Weltmeisterschaften eine Sensation zu.
Ganz anders sieht das Juan Martinez nach Abpfiff der Zitterpartie: „Wir werden Weltmeister!“ Der 44-jährige Besitzer eines Fotostudios in der Semmelstraße ist mit einer Deutschen verheiratet. „Ich besitze ein kolumbianisches und ein deutsches Trikot, im Finale wird Kolumbien aber knapp gewinnen.“ In seiner Heimatstadt Barranquilla fiebert er mit dem Team von Atletico Junior und in Deutschland schlägt sein Herz für Bayern München. Kathleen Salazar ist Fan des Landesmeisters Atletico Nacional aus ihrer Heimatstadt Medellín. Seit drei Monaten lebt sie in Würzburg und verbringt ihre Freizeit am liebsten am Mainufer in der Sanderau. „Ich fühle mich hier wohl, obwohl es ganz anders ist als in meiner Heimat.“
Beim 2:0 von Quintero herrscht wieder kollektives Ausrasten. Juan stimmt erneut an: „Colombia, Colombia!“ Man fühlt sich wie an einem südamerikanischen Strand mitten in Würzburg. Doch dann erzielt Gervinho den Anschlusstreffer für die Afrikaner. Ruhe, angespannte Stimmung. Kathleen zittert, als der Ivorer Kalou kurz vor Schluss zum Schuss kommt.
Kollektives Aufatmen bei den Kolumbianern, als Didier Drogba in der Nachspielzeit nicht richtig an den Ball kommt. Die Anspannung weicht der Begeisterung. Die erste Achtelfinalteilnahme seit 1990 ist so gut wie geschafft. Und wer weiß, vielleicht behält Juan mit seinem Weltmeistertipp recht, und die „Los Cafeteros“ genannte Elf von Jose Pekerman feiert am 13. Juli einen Sieg über die deutsche Nationalmannschaft. Dann wird auch in Würzburg gejubelt.