Bei den Hammelburg Volleys geht so etwas wie eine Ära zu Ende. Oscar Benner verlässt das Zweitliga-Team nach dieser Saison. Mit erst 23 Jahren. Im Steilpass-Interview spricht der Bachelorand bei einem SAP-Beratungshaus, der in Würzburg lebt, über seine Beweggründe. Er berichtet, wie er seine Karriere empfunden hat, was er jetzt vorhat und ob es wirklich keine Rückkehr zum Volleyball geben kann.
Herr Benner, wer hat Sie angespielt?
Oscar Benner:
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
In der Jugend habe ich die Unterfranken- und Bayernauswahl sowie die Nationalmannschaft durchlebt. Ich bin Bayerischer Meister mit Hammelburg und Deutscher Meister mit Unterhaching geworden, war bei der U21-Weltmeisterschaft in Argentinien dabei. Dann habe ich mich aber bewusst, als die Entscheidung anfiel, gegen den Profivolleyball und die 1. Liga entschieden. Stattdessen bin ich in Hammelburg in der 2. Bundesliga geblieben und habe in Würzburg mit 17 das Studieren angefangen. Mittlerweile habe ich mein Studium fertig und die siebte Saison in der 2. Liga in Hammelburg gespielt.
Sie haben angekündigt, dass Sie nach dieser Saison den Hammelburg Volleys nicht mehr zur Verfügung stehen. Ist es das Karriereende oder eine Auszeit?
Erstmal ist das ein Karriereende. Durch mein abgeschlossenes Studium kommen neue Herausforderungen auf mich zu und ich werde in meinem Beruf viel unterwegs sein. Somit kann ich nicht mehr meinen vollen Fokus auf Volleyball legen. Natürlich sage ich niemals nie und weiß nicht, ob es mir nicht in einem halben Jahr so in den Fingern juckt, dass ich wieder Bock bekomme. Aber gerade sehe ich das als unwahrscheinlich an.
Gibt es weitere Gründe für Ihren Ausstieg?
Ich brauche mal eine Auszeit vom Volleyball, den langen Fahrten, dem Zeitaufwand und möchte mich mal nur auf mich fokussieren und auch mal am Wochenende das machen können, worauf ich gerade spontan Lust habe.
Und an Ihrer Entscheidung ist nichts zu rütteln?
Das Kapitel Volleyball ist für mich abgeschlossen. Es waren sehr schöne, aber auch schwierige Zeiten und ich bin mit mir im Reinen, wenn das jetzt meine letzte Saison sein wird. Ich freue mich bei den letzten Spielen der Saison nochmal die Zuschauer und alle Hammelburger zu sehen, sodass ich mich ordentlich von allen nach dieser langen Zeit verabschieden kann.
Jetzt, wo der Abschied feststeht: Ist es nicht ein komisches Gefühl, bei Heimspielen in der Saaletalhalle aufzulaufen?
Ja, es ist schon ein komisches Gefühl. Ich habe mein Leben lang immer Volleyball gespielt und einerseits freue ich mich auf die ganze Freizeit, die ich bekommen werde. Aber anderseits muss ich erstmal schauen, was ich damit überhaupt anfangen möchte (lacht).
Falls Sie doch wieder anfangen sollten: dann bei den Hammelburg Volleys oder einem anderen Verein?
Vielleicht fange ich irgendwann auch in der 2. Herren an und spiele da ein bisschen zum Spaß. Ich würde es auf jeden Fall nicht ausschließen, dass ich nach meiner Pause vom Volleyball noch mal nach Hammelburg in den Verein zurückkehre.
In dieser Saison mussten Sie als Spieler sehr variabel sein, haben weniger als Diagonalangreifer und mehr als Mittelblocker gespielt. Konnten Sie sich mit dieser Rolle anfreunden?
Wo ich lieber spiele? Ganz klar Diagonal. Angreifen macht mir einfach mehr Spaß und als Diagonalspieler bekommt man einfach mehr Bälle. Aber ich habe von Anfang der Saison an gesagt, dass ich gerne den Universalspieler beziehungsweise Mittelblocker mache, wenn ich damit dem Team weiterhelfen kann und hab' somit meine eigenen Bedürfnisse hintenan gestellt. Außerdem spielen wir die beste Saison, die Hammelburg jemals hatte. Also denke ich, dass meine Entscheidung die richtige war.
Wie Sie sagen, spielt die Mannschaft die erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte . Hätte da der Weg, besonders Ihr persönlicher, nicht noch ein Stück höher gehen können?
Meister werden ist schön und gut. Aber ich finde es wichtiger, eine gute Saison mit Spaß und Freude am Sport zu spielen. Persönlich frage ich mich öfters, was wäre, wenn ich damals den Schritt in die 1. Liga gemacht hätte. Aber bereuen tue ich nichts. Ich bin sehr zufrieden mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe.
Wenn Sie auf Ihre Karriere schauen: Welches Ereignis ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Da sind zwei Sachen: Die Weltmeisterschaft in Argentinien war auf jeden Fall etwas, das ich niemals vergessen werde. Ebenfalls das Spiel gegen Eltmann in der Brose Baskets Arena in Bamberg, in dem mehr als 1000 Zuschauer da waren und es allgemein ein Klassespiel war.
Und welcher Trainer hat Sie besonders geprägt?
Ich habe von jedem Trainer, den ich hatte, viel gelernt und mich ständig durch den Input weiterentwickelt. Aber ich würde sagen, dass Tado Karlovic und Papa Karlitzek am meisten Einfluss auf mich und den Hammelburger Verein als solches hatten.
Neben Ihnen verlassen drei weitere Spieler und der Trainer die Hammelburg Volleys. Kann der Verein diesen Substanzverlust auffangen?
Ich denke, dass sich Hammelburg noch lange in der 2. Bundesliga halten wird. Olly Wendt und Frank Jansen, sowie alle anderen im Hintergrund, machen einen super Job und holen jede Saison talentierte junge Spieler in den Verein. Und auch unsere Jugendstars wie Finn Jansen und Lukas Greinwald etablieren und steigern sich jedes Jahr mehr.
Wird man Sie künftig überhaupt noch in der Saaletalhalle sehen?
Ich freue mich auf jeden Fall sehr, nächste Saison mal ein Spiel von der Hammelburger 1. Mannschaft anschauen zu dürfen und das Ganze mal von außen zu betrachten.
An wen spielen Sie weiter?
Ich spiele weiter an Tabea Lang. Sie ist Mannschaftskapitänin der 1. Damenmannschaft in Hammelburg .