Mit Moritz Karlitzek hat Hammelburg ja schon einen Volleyball-Nationalspieler , der sich aktuell bei der Weltmeisterschaft in Polen und Slowenien bewähren muss. Dass am Wochenende dennoch eine nationale Auswahl an der Saale weilt, ist den Sitzvolleyballern zu verdanken, die von Freitag bis Sonntag in der Saaletalhalle einen Lehrgang abhalten: mit 16 Spielern der Nationalmannschaft um Bundestrainer Michael Merten als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft Anfang November in Sarajevo. Die Trainingseinheiten der Nationalspieler sind alle öffentlich. Am Freitag sind die Sitzvolleyballer um 16 Uhr und 19 Uhr zu sehen, am Samstag um 9.30 Uhr und am späten Nachmittag.
Öffentliche Einheiten
Am Sonntag steht um 12 Uhr bei freiem Antritt ein kleines Showevent auf dem Programm mit einem internen Trainingsspiel. Im Anschluss daran nutzen die Zweitliga-Volleyballer des TV/DJK Hammelburg die Bühne, um ihr umstrukturiertes Team der Öffentlichkeit vorzustellen. "Wir würden uns freuen, wenn der ein oder andere Zuschauer den Weg in die Halle findet und sich sowohl vom Thema Sitzvolleyball als auch von der bald beginnenden Bundesligasaison anstecken ließe", sagt Teammanager Olly Wendt. Am Sonntag besteht zudem die Möglichkeit, eine Saisonkarte für das Bundesliga- Team zu erwerben, um Verein und Team zu unterstützen.
Olly Wendt ist auch die Person, die die Sitzvolleyballer in die Saalestadt lotsen konnte. "Der Kontakt zu Michael Merten kam zustande, als wir vor zwei Jahren einen Trainer gesucht hatten. Da wir beide witzigerweise Fans der amerikanischen Burgerkette Wendys sind, intensivierte sich der Kontakt. Ich bot Michael an, aufgrund der zentralen Lage von Hammelburg , gerne mal ein Länderspiel oder Trainingslager hier bei uns auszurichten", sagt Wendt.
Der perfekte Zeitpunkt
Für den Bundestrainer war der Zeitpunkt perfekt, "zumal das Gesamtpaket richtig gut ist. Hammelburg liegt zentral, sodass zum Beispiel unsere Sportler aus dem Stuttgarter Raum mal nicht hoch in den Norden fahren müssen. Außerdem erhoffe ich mir einen Werbeeffekt für unseren Sport. Es gibt in Bayern nämlich keinen einzigen Verein, der Sitzvolleyball anbietet. Da blutet mir das Herz", sagt der 53-Jährige, gebürtig aus Planegg nahe München. Michael Merten ist ein Tausendsassa in Sachen Volleyball, der unter anderem Nationaltrainer der Liechtensteiner Männermannschaft war, aber auch schon diverse Frauen-Teams unter seinen Fittichen hatte.
Die deutschen Sitzvolleyballer gehören übrigens zur Weltspitze. Bei den Olympischen Spielen in Tokyo wurde das Team im erlesenen Starterfeld Sechster. Vor kurzem gelang ein Sieg beim stark besetzten Turnier im niederländischen Assen mit dem 3:0-Finalsieg über Kasachstan, das international ebenso zu den Schwergewichten dieser Sportart gehört wie China, Brasilien, Russland, den USA oder dem Iran mit ihrem 2,47 Meter großen Nationalhelden. "In diesen Ländern sind die Sitzvolleyballer oft Profis oder Staats-Amateure. Von solchen Bedingungen können wir nur träumen. Unsere Sportler studieren oder haben einen ganz normalen Beruf und bekommen eine Unterstützung durch die Sporthilfe, wenn sie für Lehrgänge oder Turniere Urlaub nehmen müssen", sagt Michael Merten.
Umso wichtiger ist für den Bundestrainer die medizinische Betreuung, weshalb zum Trainerstaff auch Physiotherapeuten und eine Mentaltrainerin gehören. Etwa die Hälfte des Teams hatte schon Volleyball gespielt, ehe ein Unfall oder eine Krankheit beispielsweise zum Verlust eines Beines führten. Andere haben ihre Behinderung von Geburt an oder seit dem Kindesalter. Der jüngste Spieler ist 19, der älteste 47. "Auch als Mitvierziger kann man bei uns noch weltspitze sein", weiß Merten.
Private Anreise
Nach Hammelburg kommen die Sportler privat angereist, teils mit Fahrgemeinschaften oder mit der Bahn. Equipment wie die vom Weltverband vorgeschriebenen Bälle oder die Netzanlage mit einer Zwischenspann-Einrichtung für das 1,15 Meter hohe Netz wird vom Trainerteam mitgebracht. Gespielt wird auf einer fünf Meter tiefen und sechs Meter breiten Fläche, mit sechs Spielern pro Team. "Der Boden muss sauber sein, darf nicht stumpf aber auch nicht zu rutschig sein. Die Spieler haben ja ständig Kontakt mit dem Boden", erklärt Merten.
Untergebracht sind die Sportler zentral im Altstadt-Hotel. "Das passt für die Jungs. Das sind Hochleistungssportler, die gut alleine zurecht kommen" sagt Michael Merten, der in mit seinem Stab in den Tagen von Hammelburg auch viele organisatorische Sachen für die Zukunft angehen wird.