Maximilian Ertz ist nicht der Mann fürs Grobe. Wenn der 27-Jährige beim SV Detter-Weißenbach die Kickstiefel schnürt, dann überzeugt er vor allem durch Leichtigkeit, Schnelligkeit und eine elegante Ballführung. Dass Maximilian beim SV Detter-Weißenbach allerdings häufiger trainiert als mitspielt, liegt daran, dass er mittlerweile zur europäischen Elite der Springreiter gehört und daher an Wochenenden von Turnier zu Turnier reist. Als Pferdewirt und Bereiter arbeitet der Badener auf dem Reiterhof der Familie Müller und startet bei Turnieren für die Reitsportgemeinschaft (RSG) Reiterhof Rhön Detter-Weißenbach.
"Im Moment ist erst einmal Winterpause in Sachen Springturniere. Ab Februar, März kann man für die nächste Saison planen", sagt der Profi-Reiter. Trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen angesichts der Corona-Pandemie ist der Badener aus sportlicher Sicht durchaus zufrieden mit dem zurückliegenden Jahr. In der bayerischen Rangliste der Springreiter liegt Maximilian Ertz aktuell auf dem sechsten Platz und damit vor so arrivierten Reitern wie Wolfgang Puschak, Hans-Peter Konle oder auch Lawrence Greene. "Die zurückliegenden Monate waren bei den Turnieren natürlich nicht ganz einfach. Es gab deutlich weniger Zuschauer. Die Bewirtung war teilweise stark eingeschränkt oder gar nicht möglich gewesen. Für die Veranstalter waren die Rahmenbedingungen sehr schwierig", macht Maximilian Ertz deutlich.
Auch wenn Springturniere in der Regel unter freiem Himmel stattfinden, so mussten doch umfangreiche Hygienekonzepte auf die Beine gestellt und beachtet werden. Der Pferdesport unterliegt grundsätzlich den jeweils aktuell vor Ort gültigen Bestimmungen für Sportstätten, Sportveranstaltungen und Zuschauerkapazitäten. "Dass die meisten Reitsportler mittlerweile in ihren Transportfahrzeugen wohnen, erleichtert die Aufenthalte unter Pandemie-Bedingungen."
Als einziger Teilnehmer fehlerfrei
Beim equitron-pro Grand Prix im Nachbarland Österreich machte Maximilian Ertz im Jahr 2021 gleich zweimal auf sich aufmerksam. Dieser Wettbewerb gilt in Österreich als Bundesliga der Springpferde mit nicht weniger als fünf international besetzten Turnieren binnen eines Jahres in Serie. Beim Auftakt in Lamprechtshausen feierte der Badener mit Lexus im Mai seinen ersten Grand Prix-Sieg über die Hindernis-Höhe von 1,5 Metern und ließ damit die gesamte europäische Reitsport-Elite hinter sich.
Auf dem 550 Meter langen Parcours mit 13 Hindernissen und 16 Sprüngen blieb Maximilian Ertz als einziger Teilnehmer fehlerfrei und landete so unangefochten auf dem Siegerpodest. "So viel besser als die anderen war ich eigentlich nicht. Ich hatte bei dem ein oder anderen Sprung vielleicht ein wenig Glück", resümiert Maximilian Ertz bescheiden. "Der Knackpunkt war die dreifache Kombination, die hat den Pferden noch einmal richtig viel Kraft abverlangt am Ende des Parcours. Da gab es den ein oder anderen Fehler. Trotzdem gab es genug Pferde mit nur einem Fehler oder einem halben Zeitfehler. Da wäre sicherlich noch eine weitere Nullrunde möglich gewesen."
Auf dem Podest beim Superfinale
Beim Superfinale des equitron-pro Grand Prix am Reiterhof Stückler in Sankt Margarethen, für das sich nur die besten 16 Reiter aus den vier vorherigen Etappen qualifizierten, erkämpfte sich der Rhöner Reiter auf Lexus einen dritten Platz, bekam dafür ein Preisgeld in Höhe von 1900 Euro. Der für Oberösterreich startende Grieche Angelos Touloupis, der im ersten Durchgang und im Stechen als einziger Teilnehmer fehlerfrei geblieben war, durfte sich mit seinem Sieg über ein Therapie-Gerät im Wert von 31 080 Euro als Prämie freuen. "Ich bin eigentlich gar nicht so gut in den Parcours gestartet, hatte im ersten Durchgang gleich am ersten Sprung einen Fehler", blickt Maximilian Ertz zurück. "In der Siegerrunde habe ich dann ein bisschen was riskiert, hatte einen Abwurf und war am Ende glücklicher Dritter. Ich war mit mir und meinem Pferd sehr zufrieden."
Beim Großen Preis von Illertissen stellten sich 14 Paare den großen Herausforderungen des schweren S***-Springens mit 1,5 Meter hohen Hindernissen. Es gab tatsächlich keinen einzigen fehlerfreien Ritt. Fünf Reiter hatten jeweils einen Abwurf beziehungsweise einen Fehler am Wassergraben. Maximilian Ertz landete mit Pferd Lexus auf dem zweiten Platz. Nur Andreas Brenner war schneller und holte sich am Ende den Sieg. Noch besser lief es für Maximilian Ertz beim traditionellen Turnier des RFV Sonnefeld, als er im abschließenden S*-Springen mit Stechen nichts anbrennen ließ und sich einen Doppelsieg holte mit zwei furiosen und blitzschnellen Runden auf Quno K und Curli Su. Insgesamt hatten sich 19 Paare auf die Starterliste setzen lassen.
Ein eleganter Reitstil
Dass ein 27-jähriger Reiter bei internationalen Turnieren schon derart erfolgreich unterwegs ist, gilt im Pferdesport der Springreiter durchaus als kleine Sensation. Denn die hochklassig besetzten Turniere werden von routinierten Reitern auf etablierten Pferden dominiert. Das Geheimnis seines Erfolges sieht der Badener im guten Team auf dem Reiterhof Rhön. Außerdem baut Maximilian nach wie vor auf den Rat seines Vaters Michael Ertz, der immer wieder Trainingseinheiten mit seinem Junior auf dem Reiterhof Rhön bestreitet. Maximilian Ertz pflegt einen eleganten und von Leichtigkeit geprägten Reitstil, hat ein sehr feines Gespür für die Tagesform seiner Pferde und weiß genau, wann Höchstleistungen möglich sind und wann das Tier zu schonen ist.
Podcast Wer noch mehr über die außergewöhnliche sportliche Karriere zwischen Rhöner B-Klasse 1 im Fußballsport und internationalen Springturnieren in ganz Europa wissen will, der sollte einfach mal in die Episode von "Du Holz - Der Rhöner Fußballpodcast" reinhören. Als Gast im Sternenzeltstudio erzählt Maximilian Ertz unter anderem von seiner Jugendzeit bei Waldhof Mannheim und beim Karlsruher SC , als er mit dem türkischen Nationalspieler Hakan Calhanoglu in einer Mannschaft kickte.