Sich zu bewegen, ist und bleibt für Markus Unsleber ein Lebenselexier. Sport in seinen verschiedensten Variationen betreibt der 46-Jährige immer noch, aber eben nur noch selten in Wettkampf-Form. Was durchaus beachtlich ist, gehört der gebürtige Langendorfer, der seit vielen Jahren im Wasserlosener Ortsteil Wülfershausen lebt, als Hawaii-Finisher doch zu den bekanntesten Triathleten der Region. Zu den Gründen für seinen sportlichen "Rückzug" spricht der gelernte Industriemechaniker, der auch gerne Musik hört oder Konzerte besucht, ausführlich im großen Steilpass-Interview.
Wer hat Sie angespielt?
Markus Unsleber:
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Triathlon hatte mich schon zu Beginn der 90er Jahre fasziniert. In meiner Ausbildungszeit war mir die Startgebühr für den Hammelburger Dreikampf, den es leider schon lange nicht mehr gibt, allerdings noch zu teuer. So war mein erster Triathlon erst 1997 in Gerolzhofen, ohne wirkliches spezielles Training zuvor. Morgens bin ich den Volkstriathlon gelaufen, am Nachmittag habe ich dann 90 Minuten Fußball gespielt. Ich war nie unbedingt der begnadetste Fußballer, wenn auch trainingsfleißig. Meine Stärken lagen eher im läuferischen Bereich. Im Jahr 2000 habe ich mir das Ziel gesetzt, mal einen Marathon zu laufen. Diese Erfahrung sollte relativ schmerzhaft sein. Einige Wochen später startete ich erstmals für den TV/DJK bei den unterfränkischen Berglaufmeisterschaften in Lohr und überraschte die Etablierten. Ab da beschränkte ich mich auf den Ausdauersport mit einigen Triathlon-Wettkämpfen, einfach zum Spaß. Aufgrund einer schweren Knieverletzung 2005 musste ich längere Zeit aufs Laufen verzichten. Mit mäßigem Erfolg versuchte ich mich am Schwimmen. 2006 folgte der erste Versuch über die Langdistanz, bei dem ich mich auf Anhieb für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifizieren konnte. So kamen im Lauf der Zeit ein Deutscher und mehrere bayerische Titel zusammen. Außer den vier Hawaii-Teilnahmen, bei denen ich mein Potenzial leider nie richtig abrufen konnte, war der 2. Gesamt-Platz beim Ostseeman 2017 sicher das Highlight bei meiner letzten Langdistanz. Es gab allerdings sicher auch andere Rennen , die für mich persönlich sehr wertvoll waren, insbesondere, wenn man nicht mit einem Erfolg gerechnet hat.
Wann war denn Ihr letzter Wettkampf?
Das war am 9. November 2019 beim Zeiler Waldmarathon, den ich gewinnen konnte und sogar nah an meinen Streckenrekord kam, obwohl der Marathon in Frankfurt zwei Wochen zuvor total daneben ging.
Es gab ja vor geraumer Zeit Nachwuchs im Hause Unsleber. Ist das der Grund für die "Auszeit"?
Ja, auf jeden Fall. Im Voraus war klar, dass ich mir zunächst keine sportlichen Ziele setzen wollte. Aber nach fast 20 Jahren leistungsorientiertem Training, war der Kopf etwas müde und die Motivation fiel schwer. Corona hat sicher auch einen Teil dazu beigetragen.
Trainieren Sie noch die Triathlon-Disziplinen? Man kann es sich ja kaum vorstellen, dass Sie sich nicht bewegen?
Es tut mittlerweile einfach gut, nur das zu machen, worauf man Lust hat. Bis ich soweit war, hat es aber einige Zeit gedauert. Das muss ja nicht heißen, dass man nichts mehr macht. Ich denke schon, dass die allgemeine Fitness nicht so schlecht ist. Allerdings war ich bis vor kurzem zwei Jahre lang überhaupt nicht schwimmen, was aber Corona geschuldet war.
Ist vielleicht sogar mal wieder ein Wettkampf geplant?
Das schließe ich nicht aus, aber dazu muss ich wirklich Lust haben. Wenn, dann wohl ohne einen Leistungsgedanken.
Als ihren Verein geben Sie den TV/DJK Hammelburg an. Sind Sie aktuell noch in anderen Vereinen Mitglied, zum Beispiel in Würzburg?
Ich habe mich 2020 als Mitglied beim SV 05 Würzburg verabschiedet, aber mich in der vergangenen Saison als Teamleiter um unsere Bundesliga-Jungs gekümmert. Nach dem Relegations-Wettkampf im Dezember, bei dem wir leider den Aufstieg in die erste Bundesliga verpasst haben, endete dieses Kapitel.
A propos Triathlon. Da haben Sie sich in der Vergangenheit sehr kritisch zu manchen Entwicklungen geäußert. Was waren das für Entwicklungen und hat sich da inzwischen etwas verändert?
Mit etwas Abstand denkt man vielleicht nicht mehr so emotional. Aber ich bin froh, den Sport noch zu kennen, wo es vielleicht etwas entspannter bei den Rennen zuging und der Leistungsgedanke nicht alles überragte. Der Ironman auf Hawaii hat mittlerweile sehr an Reiz eingebüßt, er verliert seinen Ursprung. Klar ist es schwierig für den Veranstalter, die ausgefallenen Rennen zu kompensieren Aber ich denke, es spielt ihnen zumindest in die Karten, dass durch den zweigeteilten Wettkampf mehr Starter und Starterinnen teilnehmen können und mehr zu verdienen ist.
Rückblickend: Hat es sich gelohnt, soviel dem Sport unterzuordnen?
So lange man ohne größere Verpflichtungen ist, lässt sich das einigermaßen im Alltag integrieren. Je älter man wird, desto schwieriger wird dies, da man sich nicht mehr so auf den Sport konzentrieren kann. Es kommen einfach viele äußere Einflüsse dazu, der Kopf ist nicht mehr frei. Aber insgesamt bin ich froh, das so gemacht zu haben und muss meiner Frau sehr dafür danken, mir die Freiheiten gegeben zu haben. Durch den Sport habe ich sicher einiges für andere Situationen im Leben gelernt, war an vielen schönen Orten und habe interessante Menschen getroffen, wodurch Freundschaften weltweit entstanden sind.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Auf unsere Tochter.
Kennen Sie eigentlich Stars der Triathlon-Szene näher?
Davon gibt es hierzulande einige. Zum Beispiel meine ehemaligen Vereinskolleginnen Carolin Lehrieder und Laura Zimmermann (lacht). In der Triathlon- oder auch Laufszene ist oder war das etwas entspannter, was den Hype um Stars betrifft. Da sitzt man in Hawaii nach dem Zieleinlauf auch schon mal mit Faris & Co. in einer kleinen Runde zusammen auf dem Rasen. Mit dem/der ein oder anderen hat man auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Mein ehemaliger Trainer ist mittlerweile einer der begehrtesten in der (Profi-) Szene: Dan Lorang, der unter anderem Jan Frodeno und Anne Haug coachte.
Jetzt zu einer anderen Facette Ihres Sportgeschehens? Sie sind großer Sympathisant des FC 05 Schweinfurt . Wie beurteilen Sie die abgelaufene Saison?
Zufrieden konnte nach dieser Runde wohl niemand sein, dem der FC am Herzen liegt. Seit der Entlassung von Tobi Strobl wurde viel kaputt gemacht. Das zu "reparieren", wird Zeit brauchen. Etwas mehr Understatement vor der Runde seitens der Verantwortlichen wäre sicher nicht verkehrt gewesen, um die Erwartungen etwas im Rahmen zu halten. Allerdings muss man schon sagen, dass das "Schweinfurter Volk" nicht einfach ist und schnell anfängt zu meckern.
Wie viele Spiele haben Sie in dieser Runde live im Sachs-Stadion gesehen?
Das kann ich gar nicht genau sagen. Aber es waren sicher weniger, als ich mir ursprünglich vorgenommen hatte.
Konditionstrainer bei den Schnüdeln - das wäre doch was für Sie - und die Spieler?
Ich glaube, das wäre kein Spaß für die Spieler. Natürlich weiß ich, dass es nicht nur auf das Läuferische ankommt. Aber die Physis ist sicher ein mit entscheidender Faktor für den Erfolg.
An wen spielen Sie weiter?
An Samuel Kraatz aus Westheim. Er ist der Sohn von guten Bekannten. Dadurch verfolge ich seinen Werdegang. Er ist Biathlet und verfolgt seine Ziele trotz seines jungen Alters bemerkenswert konsequent, um seine Träume zu verwirklichen. Hier verzichtet er sicher auf einiges, was in seinem Alter "normal" wäre.