Der englische Fußball-Rekordmeister Manchester United verpflichtet den fünfjährigen Charlie Jackson. Der spanische Champions-League-Sieger FC Barcelona will nicht nachstehen und sichert sich den elfjährigen Japaner Takefusa Kubo. Und – ein paar Stufen drunter – war die Scouting-Abteilung des deutschen Fußball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth vom ebenfalls elfjährigen FC-05-Torwart Lucas Zahachewski so begeistert, dass der Junge noch in der Winterpause von Schweinfurt nach Fürth wechseln wird.
Fast könnte man glauben, der Zweitligist habe sich vom Jugendwahn der europäischen Spitzenvereine anstecken lassen. In der Tat war der Torhüter den Fürther Talentspähern um Enzo Vitale schon vor einigen Monaten bei einem Turnier aufgefallen. „Wir waren begeistert von seinem Talent, denn das, was der Junge gezeigt hat, geht enorm weit über die Fähigkeit von gleichaltrigen Torhütern hinaus“, sagt Vitale. Die Sichter nahmen Lucas Zahaczewski bei weiteren Spielen und Turnieren unter die Lupe, luden ihn zum Probetraining und schließlich zu einem Gastauftritt bei einem Freundschaftsspiel der Fürther. Spätestens seit Letzterem waren Vitale, auch Trainer der Greuther U12, und die SpVgg-Verantwortlichen überzeugt, „dass er sehr gut in unser spielerisches Konzept passt, deshalb haben wir ihn zu uns geholt“, sagt Vitale, „und zwar früher als geplant. Wir wollten ihn, er selber wollte auch, die Eltern auch – also haben wir Nägel mit Köpfen gemacht“.
Vorgesehen war der Wechsel erst in der nächsten Sommer- und nicht schon mit Beginn dieser Winterpause. Das Talent des Elfjährigen, seine Art sich ins Spiel einzubinden und sich problemlos in das soziale Gefüge der Jugendmannschaft einzufügen – das alles brachte die Fürther dazu, mit ihrer eigenen Philosophie zu brechen. Normalerweise werden Spieler aus überregionalen Mannschaften erst ab der U14 nach Fürth geholt. „Mit Lucas machen wir eine Ausnahme“, sagt Enzo Vitale.
Die Eltern Ilona und Torsten Zahaczewski unterstützen das Vorhaben nach Leibeskräften. Der Vater fährt seinen Sohn ohnehin zum Training und zu den Spielen, und ab nächster Woche stehen pro Woche mindestens zwei Fahrten nach Fürth an, abwechselnd mit dem Vater eines anderen Nachwuchsspielers aus der Region. Mittwochs und freitags ist Training bei der SpVgg, an den Wochenenden stehen Turniere auf dem Programm, und jeden Montag trainiert Lucas im BFV-Stützpunkt Bad Kissingen.
Nicht nur die Greuther sind auf den jungen Torwart aufmerksam geworden. Auch der Bundesligist FC Kaiserslautern bekundete reges Interesse, nachdem Lucas an einem Lehrgang in der Gerry-Ehrmann-Torwartschule teilgenommen und vom Namensgeber selbst beobachtet worden war. „Der hat das Oliver-Kahn-Syndrom“, zitiert Vater Torsten die Torwart-Legende Ehrmann. Allerdings handle es sich nicht um eine Krankheit, sondern um den kämpferischen und spielerischen Einsatz, mit der Lucas zu Werke geht. Mut, Furchtlosigkeit, ein sehr guter Überblick und absolutes Spielverständnis – von diesen Tugenden war auch Enzo Vitale begeistert. „Im modernen Fußball muss ein Torwart nicht nur sein Tor möglichst sauber halten, sondern mitspielen können und auch ein sehr guter Feldspieler sein. Das ist Lucas definitiv.“
Sein Vorbild ist übrigens nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, der „Titan“. „Den mag ich nicht, weil er bei den Bayern gespielt hat“, sagt der Elfjährige mit einem verschmitzten Lächeln. Sein Vorbild ist der ungarische Nationaltorwart Gábor Kiraly, in Diensten beim TSV 1860 München. Irgendwann mal will Lucas auch im Trikot mit dem Adler auflaufen. „Das Zeug hat er dazu durchaus“, sagt Vitale, „er ist lernwillig, selbstbewusst und sehr gut in der Lage, seine Abwehr zu dirigieren. Aber die Schule ist für uns mindestens genauso wichtig wie der Sport“.
Der Fürther Talentspäher Enzo Vitale über Lucas Zahaczewski
Da dem Verein ein guter Schulabschluss sehr wichtig ist, steht er im ständigen Kontakt mit der Hauptschule in Oberthulba, die der Junge weiterhin besuchen wird. Schulabbrüche wegen Fußball werden in Fürth nicht gern gesehen, und diese Gefahr besteht für Lucas auch gar nicht, sagt sein Vater. „Er ist schulisch zwar nicht supergut, aber ernsthafte Sorgen müssen wir uns nicht wirklich machen“, sagt er. Sollte es dennoch Probleme geben oder sich in irgendeinem Fach wegen des Fußballs Lücken auftun, stehen ihm die Schule, die Eltern und der Verein helfend zur Seite.
Spielberechtigt für die Greuther ist Lucas noch nicht, in Rundenspielen darf er erst nach Ablauf der Sperrfrist eingesetzt werden. Doch schon bei den nächsten Hallenturnieren, die spielrechtlich als Freundschaftsspiele gelten, darf er im Tor bei den Kleeblättern stehen. Allein schon bei der Auflistung der potenziellen gegnerischen Mannschaften läuft dem Elfjährigen das Wasser im Mund zusammen. „Bayern München, der Club, VfB Stuttgart . . .“
Und was wird mal sein, wenn diese tollen Namen in ein paar Jahren nur noch vom Fan Lucas Zahaczewski ausgesprochen werden, und nicht mehr vom potenziellen Profifußballer? Immerhin ist er ja erst elf. Nun, dann hat der Nachwuchskicker aber zumindest mal eine große Chance bekommen – und sie fürs Erste auch genutzt.
und vieleicht mit 18/19 wechseln.
Wenn er schon jetzt nicht sehr gut in der Schule ist, wird das durch den zeitlichen Aufwand den
der Junge jetzt betreiben muss nicht besser.
Sicherlich würde ich als Vater auch sehr stolz auf das Talent meines Sohnes sein.
Aber man sollte die Kirche im Dorf bzw. in Schweinfurt lassen.