Die Hammelburger Talentschmiede bringt immer wieder gute Volleyballer hervor: Jüngstes Beispiel ist der 16-jährige Moritz Karlitzek. Um ein Haar wäre er jetzt A-Jugend-Nationalspieler geworden. Doch vor Weihnachten platzte sein Traum. Zumindest vorerst: Denn das Talent des TV/DJK Hammelburg wird eine zweite Chance bekommen.
Moritz Karlitzek wurde der Sport und insbesondere der Volleyball in die Wiege gelegt. Schon von frühester Kindheit an hatte das Ausnahmetalent einen Ball in der Hand. „Das ging im Garten los, sobald er laufen konnte“, erinnert sich Vater Hartmut. „Basteln und Brettspiele standen weit hinten an“, ergänzt Mutter Eva: „Es musste schon immer irgendein Ball dabei sein.“ Selbiges gilt für den jüngeren Bruder Lorenz, der ebenfalls eine Volleyballkarriere vor sich zu haben scheint. Natürlich reichte das elterliche Sportangebot zunächst von Leichtathletik bis Fußball. Logisch beinahe, denn der Papa war Mittelschullehrer und Fachberater Sport, selbst Handballer, Volleyballer und Leichtathletik, Trainer und als solcher bis heute für die TV/DJK-Jugend zuständig. Mutter Eva Schwaiger ist Sportlehrerin am Gymnasium und im Tennis erfolgreich. Schon bald kristallisierte sich in der jungen Familie die Liebe zum Volleyball heraus. Während andere Kinder im Badeurlaub in Frankreich eifrig Sandburgen bauten, waren die kleinen Karlitzeks am Netz: „Ich habe da am Strand kleine Netze gebastelt und so etwas wie Kinderbeachvolleyball kreiert“ so Hartmut Karlitzek.
Bald wurde das Talent von Moritz erkannt, dessen Weg über die Unterfrankenauswahl bis zu Bayernauswahl ging. Mit Ersterer wurde er auch mal bayerischer Meister. Allerdings hatte er bereits seinerzeit auch schon Pech. Eine Verletzung im Sprunggelenk kam dazwischen und damit war zunächst einmal der Kontakt zur Bayernauswahl verloren. Doch in der Saalestadt schmetterte sich das Talent weiter nach oben. Gerade in den letzten Jahren legte der Hammelburger Junge einen Entwicklungsschub hin – bis hin zur ersten Männer-Mannschaft in der Regionalliga. „Er ist absolut talentiert“, so Trainer Tado Lehmann, der auch Förderer ist. Neben den sportlichen Qualitäten, lässt der Coach auch nichts über die menschlichen Seite seines Schützlings kommen: „Ein absolut netter Junge.“ Ehrgeizig noch dazu, denn sein Trainingseifer ist beispielhaft.
So geschah es auch, dass Moritz über seinen Trainer wieder ins „Auswahl-Rennen“ geworfen wurde. Die erste Sichtung war ein viertägiger Lehrgang in Frankfurt, in der sich der Hammelburger behaupten konnte und somit auf der Liste der Top 16 von Deutschland stand. Der zweite Lehrgang war schließlich vor kurzem in Blankenburg, an dem die Nationalmannschaft endgültig aufgestellt wurde. Nach drei Tagen schließlich musste dort Moritz wegen gesundheitlicher Probleme in Schulter, Arm und Knie passen. Sportlich hatte er durchaus gegen die an Körpergröße weit überlegenen Kameraden mitgehalten. Immerhin war er unter allen Angreifern mit seinen 1,90 Metern der kleinste Spieler, jedoch auch der mit der größten Sprungkraft. Seine Teamkollegen mit einer Größe von 2,10 Metern mussten nie so hoch springen wie er, um die absolute Höhe zu erreichen. Mit ein Grund weshalb Moritz Karlitzek seine Leistungsgrenze überstieg. Außerdem war für ihn das Trainingspensum weit ab von dem, was er zu Hause als Regionalligaspieler und ganz nebenbei auch normaler Gymnasiast bewältigt. „Für ihn war das eine Steigerung von Null auf 100“, so der Vater.
TV/DJK-Talent Moritz Karlitzek
Die Jungs aus dem Sportinternat sind es gewohnt, am Tag zwei Trainingseinheiten hinzulegen, während es in Hammelburg drei in der Woche sind. Da fehlt Kraft in Verbindung mit Ausdauer. Schnellkraft, mit der er seine körperliche Unterlegenheit am Netz kompensiert, war da: „Das geht auf Dauer auf Sehnen und Gelenke“, so Hartmut Karlitzek. Für Bundestrainer Matus Kalny war das Risiko zu hoch, dass Moritz wegen einer Verletzung während der EM-Qualifikation ausfällt und somit nominierte er ihn nicht für das anstehende Spiel gegen Frankreich. Allerdings gab er ihm eine Hausaufgabe mit auf dem Weg: kontinuierliches Kraft- sowie hochklassiges Volleyball-Training. Letzteres bekommt er von Lehmann, das Krafttraining legt er in jede freie Minute, die ihm bleibt. Schließlich hat er ja noch schulische Verpflichtungen und will 2014 sein Abitur ablegen. Das Scheitern im letzten Moment trägt der junge Hammelburger mit Fassung: „Der Nationaltrainer hat mir eine zweite Chance eingeräumt“. Er habe ihn einen „interessanten Spieler“ genannt und wolle ihn bei einem Ligaspiel des TV/DJK noch mal unter die Lupe nehmen. Auch Mutter Eva sieht es positiv: „Es war gut, dass er diesen Schritt gegangen ist und es nicht von vornherein als eine Nummer zu groß abgetan hat.“
Moritz Karlitzek ist weiter zuversichtlich: „Egal, was ich auch später mache, Sport ist immer dabei. Das kann ich am besten und macht mir am meisten Spaß.“ Es müsse ja nicht gleich eine Bundesligakarriere sein, doch wenn das Angebot komme, „werde ich es nicht ausschlagen“.
Im Moment fühlt er sich jedenfalls in Hammelburg sehr gut aufgehoben: „Das ist für mich eine ganz große Nummer, da bin ich jedes Mal aufgeregt“. Obwohl er mit Abstand der jüngste Spieler der Truppe ist, genießt er Anerkennung und fühlt sich selbst pudelwohl im Team. Mit 13 Jahren wurde er von Lehmann berufen, der größtes Vertrauen in ihn hat. Vor kurzem wurde Moritz eingewechselt, als der TV/DJK gegen Nittenau mit 0:2 Sätzen hinten lag – am Ende stand ein 3:2-Sieg. Auf der TV/DJK-Homepage beantwortete Moritz Karlitzek zuletzt die Frage, was Volleyball in Hammelburg für ihn bedeute: „Das ist Teil meines Lebens“.