Nicht umsonst sprach Bürgermeister Bruno Altrichter im Verlauf beim 10. Herschfeld-Lauf im Rahmen des Rhön-Grabfeld-Cups von einer „internationalen Veranstaltung“ mit einer perfekten Organisation, die heuer exakt 423 Läuferinnen und Läufer anlockte. Alleine 166 Athletinnen und Athleten gingen im Hauptlauf über neun Kilometer an den Start. „Wir haben das Meldeergebnis des Vorjahres noch einmal übertroffen“, so Hauptorganisator und Streckensprecher Albrecht Wilm, nach dessen Auskunft das Event ursprünglich zunächst als einmalige Angelegenheit gedacht war. Aufgrund des regen Zuspruchs sei der Herschfeld-Lauf inzwischen jedoch eine feste Institution geworden. „Man muss auch gar nicht mehr groß nach Helfern suchen, weil alle mitmachen, wofür ich mich nochmals bedanken möchte.“
Marcel Krieghoff als Bonbon
Beim Jubiläum konnte man als besonderes Bonbon Ausnahmesportler begrüßen.
So war nicht zuletzt dank des Engagements von Angela Bleichner der zweifache Rennsteiglaufgewinner Marcel Krieghoff nach Herschfeld gekommen, der am bevorstehenden Wochenende auch dem Berglaufteam Deutschland bei der Weltmeisterschaft im italienischen Premana angehören wird. Der 33-jährige Thüringer war im Hauptlauf zugleich das Maß aller Dinge und überquerte in 30:04 Minuten deutlich vor Marcus Enders (SV Frankenheim/32:32) sowie dem drittplatzierten Lokalmatadoren Ridwan Mahamud (SV Herschfeld/33:20) die Ziellinie.
Bei den Frauen musste die im Vorfeld favorisierte zweimalige Triathlon-Europameisterin Laura Zimmermann vom SV 05 Würzburg (35:12) derweil einer anderen Läuferin den Vortritt lassen. Und zwar der 25-jährigen Kenianerin Brendah Kebeya (LAC Quelle Fürth/34:29), die heuer unter anderem in der neuen Streckenrekordzeit von 1:20:36 Stunden schon den Bamberger Weltkulturerbelauf-Halbmarathon für sich entschieden hatte.
„Was sie zu einem Start bei uns animiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis“, berichtet Albrecht Wilm, der dafür über seinen „Freund Alex Weber aus Österreich“ zu berichten wusste, dass der frühere Mediziner am hiesigen Rhön-Klinikum einst einer der Pioniere der immer größer werdenden und inzwischen auf über 50 Aktive angewachsenen „grün-weißen“ Laufgruppe gewesen sei.
Weiterhelfen zur Person von Brendah Kebeya konnte indes deren Forchheimer Ehemann Christian Bareiss, der die Ostafrikanerin aus der Laufhochburg Eldoret im Rahmen eines Laufcamps in deren Heimat kennenlernte und unlängst heiratete. Am Wochenende habe man Bareiss‘ in Ramsthal wohnende Schwester besucht. „Und ich habe mich nach einem Rennen in der Nähe umgeschaut, das in den Formaufbau passt, so Bareiss, dessen Gattin den Herschfeld-Lauf hernach mit „ein bisschen Up and Down, aber fürs Training sehr gut“ bewertete.
Für mexikanischen Touch sorgte die für den SV Herschfeld startende Alicia Garcia, die 2011 nach Deutschland übersiedelte. Auch sie traf Amors Pfeil, als sie ihren für ein Bad Neustädter Unternehmen beruflich in Mexiko engagierten Ehemann Thomas Lindenberg kennenlernte, der im Ziel sichtlich stolz auf seine bessere Hälfte war.
Unter anderem 160 Höhenmeter galt es im anspruchsvollen Hauptlauf zu meistern, der den finalen Höhepunkt der Veranstaltung darstellte. Zunächst war der Nachwuchs an der Reihe, wo auch die örtlichen Fußballer stark vertreten waren.
Von einem Kuraufenthalt in Bad Königshofen machte derweil Blandine Schmidiger mit ihren beiden Kindern Anais (6) und Arthur (9) einen Abstecher nach Herschfeld. „Weil wir Dario und dessen Eltern kennen“, berichtet die als Dolmetscherin in Leipzig lebende Französin, der das Motto „Hand in Hand gegen Tay-Sachs und Sandhoff“ mehr als den meisten anderen gesagt haben dürfte. Schließlich ist auch ihr elfjähriger Sohn Louis an Morbus Sandhoff erkrankt. So wie der siebenjährige Höchberger Dario Quack, dessen Eltern Birgit Hardt und Folker Quack 2015 den Selbsthilfeverein „Hand in Hand gegen Tay-Sachs und Sandhoff in Deutschland e.
V.“ gründeten, der sich über den Spendenerlös des Events freuen darf. Eine Beziehung zum Ausrichterverein besteht insoweit vor allem über Darios Cousine Anne Bötsch, die früher das SV-Lauftrikot trug.
„Das ist eine schlimme Krankheit, bei der durch einen Gendefekt das Gehirn bis zum Tod schrumpft. Irgendwann wird nicht mehr gelacht und man verliert alles. Egal ob Essen, Kauen, Schlucken, Laufen oder Reden. Am Ende steht die Pflegebedürftigkeit und betroffene Kinder sterben wie der dreijährige Gaspard sehr früh“, so Schmidiger, deren Filius von der schwereren GM1-Variante betroffen ist. Gerade zwölf Fälle sind von dieser in Deutschland bekannt. Schlussendlich könne man – zumindest bislang – beispielsweise durch intensives Bewegungstraining nur die Symptome der Krankheit lindern. Selbst habe man die Diagnose schlussendlich erst nach sieben Jahren erhalten. Und im Falle Dario sei es durchaus „ein Wunder, dass er noch läuft“ wie beim Start über die Stadionrunde der Bambinis.
Zu den ältesten Teilnehmern zählte der für den TV Bad Brückenau startende Retzbacher Heinz Sitzmann. Mit seinen 76 Lenzen trainiert er regelmäßig dreimal pro Woche, wobei ihn zu seiner Teilnahme in Herschfeld vor allem animierte, „dass unser früherer Teamkamerad Winfried Endres jetzt hier ist und ich an diesem Freitagabend nichts Besseres vor hatte“. Sitzmann war der sogenannte „Methusalem“ im Hobbylauf über vier Kilometer, bei dem auch all seine Routine nicht verhinderte, „dass ich den Berg unterschätzt habe. Schließlich ist der erste Anstieg wenigstens 500 Meter lang“. Dabei erwartete das Feld aufgrund der Regenfälle der vorangegangenen Tage ein durchaus schmieriges Terrain, wobei Verletzungen erfreulicherweise ausblieben.