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Bad Kissingen
Klaus Wüscher im Steilpass-Interview: Golf ist nichts für Lackschuhsportler
Klaus Wüscher bespielt seit 20 Jahren die Golfplätze der Region. Warum seine Sportart für ihn zu Unrecht ein bestimmtes negatives Image besitzt.
Klaus Wüscher spielt seit 20 Jahren Golf im GC Bad Kissingen. Foto: GC Bad Kissingen       -  Klaus Wüscher spielt seit 20 Jahren Golf im GC Bad Kissingen. Foto: GC Bad Kissingen
| Klaus Wüscher spielt seit 20 Jahren Golf im GC Bad Kissingen. Foto: GC Bad Kissingen
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 07:20 Uhr

Nachdem der "Ball" in unserem letzten Interview ein Eishockey-Puck war und eher einer Scheibe glich, kehren wir zur Kugelform zurück - auch wenn das Spielgerät klein bleibt: Ex-Kissinger-Wolf Pascal Kröber spielt weiter auf Golfer Klaus Wüscher aus Bad Kissingen . Sein Sport wird oft als Zeitvertreib gelangweilter "Lacksportler" gesehen. Der 61-jährige Mitarbeiter im Vermögensanlagemanagement der Deutschen Bank erzählt, warum das nicht mehr stimmt, warum Golf anstrengend sein kann, sein Golfclub Bad Kissingen von der Corona-Krise profitiert und was mit "19. Loch" gemeint ist.

Wer hat Sie angespielt?

Klaus Wüscher: Das Anspiel kam auf Vermittlung meiner Tochter Johanna über deren Netzwerk zustande. Als aktive Volleyballerin und Freundin eines Fußballers pflegt sie weitreichende Kontakte in die verschiedensten Sportvereinigungen.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Golf spiele ich seit fast 20 Jahren mit anhaltendem Enthusiasmus im GC Bad Kissingen - Zugegebenermaßen mit wechselndem Erfolg. Sportliche Ursprünge habe ich beim Volleyball in Hammelburg. Andere Sportarten wie Tennis, Fußball , Squash, Skifahren und Mountainbiken habe ich parallel betrieben. Irgendwann bin ich hauptsächlich beim Golf gelandet. Erfreulicherweise kann man sein individuelles Spiel neben dem Erlernen der Technik und einem gut aufgebauten Training als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Performance auch durch Erfahrung permanent weiterentwickeln. Und Erfahrungen macht jeder Golfer im Laufe seines Golferdaseins eine Menge.

Golf ist doch ein Sport für Reiche, oder?

Nicht mehr - zumindest nicht beim GC Bad Kissingen . Unsere Mitglieder sind Unternehmer, Handwerker, Lehrer, Beamte oder auch Schüler. Mit 1200 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr sind sie dabei. Das bezahlen sie in manchem Fitnessstudio auch.

Was sagen sie Menschen, die behaupten, Golf sei gar kein Sport?

Da widerspreche ich. Blutdruck und Puls erreichen zwar selten die Höchstgrenzen - außer bei Fehlschlägen und anderen Missgeschicken. Aber man geht bei zügigem Tempo durchaus eine Strecke von sieben bis zehn Kilometern je Runde und der Kalorienverbrauch liegt zwischen 1.500 und 2.500 kcal. Dennoch oder gerade deshalb lässt sich Golf erwiesenermaßen bis ins hohe Alter spielen.

Worin fasziniert Sie persönlich am Golf?

Es ist eine Sportart, die zu nahezu jeder Tageszeit und beinahe das ganze Jahr betrieben werden kann. Der Aufenthalt in der freien Natur, umgeben vom Grün des Grases und dem schattenspendenden Blätterwerk hundert Jahre alter Bäume trägt zu einer tiefen Entspannung bei. Der Golfplatz Bad Kissingen ist wie eine riesige Parklandschaft, durchzogen von der Fränkischen Saale, angelegt. Sie stellt in vielen Fällen ein natürliches Hindernis dar. Manch Ball verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Wasser und wird so zum ungewollten Opfer für den Wassergott. Je nachdem, wie groß das Erfolgserlebnis am Ende einer Runde ausfällt, besteht die Möglichkeit, dies im Anschluss im Restaurant des Clubhaus zu begießen oder Trost zu suchen. Gemeinhin wird der Ort als 19. Loch bezeichnet.

Und aus sportlicher Sicht?

Das faszinierende an diesem Spiel ist seine hohe Variabilität. Tagesform, Wetter und Platzverhältnisse haben großen Einfluss. Winston Churchill meinte einmal: 'Golf ist ein Spiel, bei dem man einen zu kleinen Ball in ein viel zu kleines Loch schlagen muss, und das mit Geräten, die für diesen Zweck denkbar ungeeignet sind.' Wer sich diesen Herausforderungen einmal gestellt hat, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder tun.

Viele kennen Golf als Freizeitsportart. Kann man es auch professionell betreiben, sprich: in einer Liga antreten, Heim- oder Auswärtsspiele bestreiten?

Wer mag, nimmt an Golfturnieren teil. Dabei gibt es sowohl Formate, die dem entspannten Miteinander dienen als auch jene, die Wettkampfcharakter besitzen. Da ist höchste Konzentration gefordert. Es gibt mehrere Ligen, in denen nach den Regeln des Deutschen Golfverbandes gespielt wird, bis hin zu Profiligen. Daneben finden Spieltage in freizeitorientierten Amateurligen statt. Motto: Sport, Spiel, Spannung und vor allem Spaß. Ein möglicher Flüssigkeitsverlust darf, gerne in Gesellschaft, danach freilich wieder ausgeglichen werden.

Wie sieht denn das Training bei Wettkampf-Golfern aus?

Die Mannschaften trainieren unter Anleitung eines Golflehrers , dem "Pro" gemeinsam Technik, Taktik und Strategie. Ergänzt wird das durch individuelle Trainingseinheiten. Kondition und Konstitution spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer Golf immer noch als Sportart für Lackschuhsportler belächelt, möge sich einmal die Oberkörper der Deutschen Nationalmannschaft im Internet ansehen. Allem liegt das Ziel zugrunde, den Ball irgendwann so zu treffen, dass er mit möglichst wenig Schlägen im Loch verschwindet. Die individuelle Spielstärke drückt sich im Handicap aus. Grob beschrieben gibt es einen Hinweis, wie viele Schläge man mehr braucht als der Standard es vorgibt, um einzulochen. Je weniger, umso kleiner und besser das Handicap.

Gibt es beim Golf Regeln zu beachten?

Für die Sicherheit und für einen erwünschten Spielfluss gibt es Regeln, welche einzuhalten sind und im Vorfeld erlernt werden müssen. Ist aber kein Hexenwerk. Die sogenannte Etikette gilt als Orientierung um den Platz, das Auge und die Einrichtung zu schonen. Im Unterschied zu anderen Sportarten ist jeder Spieler ist in erster Linie selbst für die Einhaltung der Regeln verantwortlich. Bei kaum einer anderen Sportart ist es üblich, dass der Spieler sich selbst Strafschläge bei einem Regelverstoß erteilt.

In der Corona-Krise erlebten Sportarten wie Tennis einen Boom. Viele Fußballer spielten und trainierten dort, weil sie nicht auf den grünen Rasen durften. Haben Sie im Golfclub Bad Kissingen Ähnliches erlebt?

Tatsächlich haben die einschränkenden Maßnahmen dazu geführt, dass viele Sportler, die ihre Sportart nicht ausüben konnten, den Weg auf den Golfplatz gefunden haben. Erfreulicherweise auch Menschen jüngeren Alters, was dem Gesamtbild im Golfclub zuträglich ist. Ich bin sicher, die meisten bleiben dabei und begeistern viele ihrer Altersgenossen.

Mussten Sie im GC Bad Kissingen wegen Corona überhaupt mit dem Sport aussetzen?

Obwohl man sich während des Spiels ausschließlich im Freien aufhält, körperliche Kontaktvermeidung sehr einfach ist, und bei Einhaltung der hygienischen Grundregeln eine Ansteckung äußerst unwahrscheinlich wäre, war das Golfen für einige Zeit bedauerlicherweise nicht erlaubt. Die Nachvollziehbarkeit der Spielverbote fällt deshalb nicht jedem leicht und erscheint wenig differenziert.

An wen spielen Sie weiter?

I ch spiele weiter an Florian Baumgartner. Er stammt zwar nicht aus dem Landkreis, sondern aus Lohr, arbeitet aber seit Jahren als Therapeut in einer Bad Brückenauer Klinik und betreibt als Trainer Spinning und Fitness.

Steilpass-Regeln: Das Spielfeld haben wir deutlich breiter gesteckt. Der Spieler muss lediglich aus dem Landkreis Bad Kissingen kommen oder dort aktiv sein. Und zwar nicht zwangsläufig als Fußballer . Jeder Sportler und jede Sportlerin darf angespielt werden. Abwechslung ist angesagt!

 
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