
Einer wurde tatsächlich wiederentdeckt: Christian Ziege. Der 43-Jährige wird auf Mallorca Trainer des spanischen Drittligisten Atletico Baleares, hat einen Vertrag bis 2017 unterschrieben. „Christian ist daher nicht mehr bei uns im Trainerstab dabei“, bestätigt Markus Müller, der Pressesprecher des Talent-Projektes „(wieder)entdeckt“, das in Bad Kissingen begann und auf der Zielgeraden ist. 1000 Anmeldungen hatte es dafür gegeben, für die erste Phase an der Saale wurden mit Sponsoren-Unterstützung 500 Kicker an drei Tagen gesichtet vom zehnköpfigen Trainerteam um Michael Oenning, Richard Golz, Thomas Häßler und Uwe Scherr. Nach Höchberg zur zweiten Sichtungsphase schafften es etwa 200 Personen. In Fulda waren es nur noch 60, die an jeweils einem Tag vorspielen durften. Zum „Finale“ in Gelnhausen am 9. und 10. Dezember werden es nur die Top-25 schaffen, die abseits der sportlichen Herausforderung in den Genuss diverser Vorträge kommen inklusive einer Talkrunde mit den ehemaligen Profis. „Das kam schon in Fulda bei allen Beteiligten hervorragend an“, sagt Markus Müller. Zu den Referenten gehört unter anderem Dr. Kurt Mosetter, der Chef-Mediziner der US-amerikanischen Nationalmannschaft.
Eine hohe Leistungsdichte
Als Regionalliga-Spieler ist man nah dran am Profibereich. Und noch ein bisschen näher dran, wenn man ein so talentierter Kicker ist wie Kevin Fery. Kaum verwunderlich, dass es der 21-Jährige über Bad Kissingen und Höchberg bis nach Fulda geschafft hatte. Und jetzt hofft, in Gelnhausen dabei sein zu können beim Wiedersehen mit den Ex-Profis, die einen sympathischen Eindruck hinterlassen hatten. „Von Training zu Training wurden es immer weniger, dafür wurde die Leistungsdichte immer höher. Speziell in Fulda haben wir Übungen gemacht, die ich so noch nicht kannte. Zum Beispiel gezieltes Techniktraining auf ganz kleinem Raum“, sagt Kevin Fery, der sich im Vorfeld die Erlaubnis seines Cheftrainers Gerd Klaus eingeholt hatte. Erfahrungen, aber auch Kontakte sammeln will der Mittelfeldspieler. „Der in Aussicht gestellte Fördervertrag ist zudem eine gute Sache. Mit der Option, gezielt an den eigenen Schwächen arbeiten zu können. Es ist doch klar, dass es diese Schwächen gibt, sonst würde man nicht in der Liga kicken, in der man eben ist.“
Was natürlich auch für Shaban Rugovaj gilt, der ebenfalls auf das Ticket nach Gelnhausen hofft. „Ich lasse mich überraschen. Das Niveau war gerade in Fulda richtig hoch, ich bin aber guter Dinge“, sagt der Stürmer des Bayernligisten TSV Großbardorf, der über Freunde auf das für die Teilnehmer kostenfreie Talentprojekt aufmerksam wurde. „In Bad Kissingen war das noch mit viel Spaß verbunden. In Höchberg war das wie ein normales Training, in Fulda dagegen musste ich mich schon richtig konzentrieren. Und die Mitspieler waren richtig gut“, erzählt der 19-Jährige, dessen Ehrgeiz mit den Ansprüchen wuchs. Der aber auch seine Verbundenheit mit dem TSV Großbardorf betont. „Das war alles mit unserem Trainer Dominik Schönhöfer abgesprochen. Im Zweifelsfall hätte ein Punktspiel Vorrang gehabt.“
Den Sprung nach Fulda verpasst
Nicht für die dritte Runde gereicht hatte es für Max Schebak vom Liga-Konkurrenten TSV Aubstadt, der einem Facebook-Aufruf gefolgt war. Gemeinsam übrigens mit seinem Teamkollegen Martin Thomann. „Das war schon nicht schlecht. Man konnte Erfahrungen sammeln.
Schade, dass der persönliche Kontakt mit den Trainern etwas auf der Strecke blieb, was bei der großen Menge an Spielern natürlich nicht verwundert“, sagt der 20-Jährige, der in seiner Jugend im Nachwuchs-Leistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth stand. „Die Übungen waren ähnlich strukturiert wie damals. Die sind gut und effektiv, waren für mich aber nichts Neues. In Fulda wäre es sicher wesentlich interessanter geworden.“
Heimspiel für Baris Aktepe
Für Baris Aktepe war klar, dass er bei dieser Aktion dabei sein musste. „Das ist doch eine einmalige Chance gewesen“, sagt der Spieler des FC 06 Bad Kissingen, der im Sportpark quasi Heimvorteil genoss – zusammen mit dem Teamkollegen Vlad Ruja – und den Tipp zum Mitmachen von seinem Trainer Thomas Lutz und Kapitän Christian Heilmann bekommen hatte. „Da hat man gesehen, was andere können und auf welchem Stand man selber ist“, erzählt der 22-Jährige, der auch von den prominenten Übungsleitern angetan war. „Die Trainer waren locker drauf. Das sind alles super Typen und war für mich eine klasse Erfahrung.“ Bis in die zweite Runde nach Höchberg hatte es der Kreisliga-Kicker geschafft.
Diese Trennung konnten die Zwillinge verschmerzen. Lukas Tartler hatte es in die zweite Sichtungsphase nach Höchberg geschafft, sein Bruder Matthias nicht. „Wir spielen natürlich weiter für den FC Untererthal“, sagt der 18-Jährige augenzwinkernd. Bereut es aber keineswegs, sich dieser Herausforderung gestellt zu haben. Vereinsmitglied Peter Brunner hatte den Anstoß für das Duo gegeben als Mitarbeiter der Deutschen Vermögensberatung, die als Hauptsponsor des Talentprojektes fungiert. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir haben uns das im Vorfeld durchgelesen und gleich angemeldet“, erzählt der Kreisklassen-Kicker, der mit seinem Bruder am letzten Bad Kissinger Tag vorspielen durfte. „Der Mittwoch als Feiertag war natürlich praktisch für uns, weil wir ja noch zur Schule gehen“, sagt der angehende Abiturient, der das Klima auf dem Platz ungeachtet der Konkurrenz-Situation als angenehm empfunden hatte. „Gekannt hatte ich nur den Victor Kleinhenz vom FC Thulba. Aber auch mit den anderen hat man sich schnell angefreundet.“ 40 anstrengende Minuten dauerte die Übungseinheit bei überschaubarerer Nervosität. „Als Club-Fan habe ich den Michael Oenning gekannt. Ansonsten eigentlich nur den Thomas Häßler. Ich habe meinen Fußball gespielt und versucht, meine Stärken zu zeigen. Die Aktion kann ich nur weiterempfehlen.“

