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FUßBALL: REGIONALLIGA BAYERN
FC 05 erst mit Raffinesse, dann mit Wille
„Seht her, ich habe getroffen“: Der 05er Adam Jabiri (links) lässt sich von Philip Messingschlager für sein 1:0 feiern.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | „Seht her, ich habe getroffen“: Der 05er Adam Jabiri (links) lässt sich von Philip Messingschlager für sein 1:0 feiern.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:24 Uhr

Na, wenn das mal nicht der beste Schweinfurter Saisonstart seit gefühlt 1905 Jahren ist: Viertes Spiel, vierter Sieg, langsam aber sicher gewinnt die Tabellenführung des FC 05 kleine Konturen. Vor allem aber war der 2:1-(2:0)-Sieg gegen den hoch gehandelten FC Augsburg II eine Standortbestimmung mit Wert – selbst mit drei gestandenen Erstliga-Profis in der Startelf schafften es die Schwaben erst in der Schlussphase, die dann nachlassenden Nullfünfer in Gefahr zu bringen.

„Schweinfurt hat eine individuell sehr gute Mannschaft, die auch robust im Zweikampf ist“, spendete FCA-Coach Christian Wörns dem Sieger Lob. „Daran hatte der ein oder andere meiner Spieler zu knabbern“, so der Ex-Nationalspieler. Zu knabbern hatten auch Markus Feulner, Shawn Parker und Julian Günther-Schmidt – am Vorabend wurden alle drei aus dem Bundesliga-Kader aussortiert, ihnen nahegelegt, sich ausleihen zu lassen. Da war der Ausflug nach Schweinfurt für das Trio wahrlich kein netter Provinz-Trip. Gerissen haben sie nichts, Parker vergab nach Jelisic-Handspiel mit einem von 05-Keeper Alexander Eiban parierten Elfmeter die größte Augsburger Chance der ersten 80 Minuten.

„Das war nicht der erste gehaltene Elfer meiner Laufbahn und ich hoffe es kommen noch welche dazu, wenn es entscheidend ist“, wollte Eiban nichts wissen von „Held des Tages“.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schweinfurter bereits mit 1:0 vorn gelegen. Es war ein Traumtor: Marius Willsch bediente mit der Hacke Philip Messingschlager, der Adam Jabiri – und der Mittelstürmer drosch den Ball fulminant unter die Latte zu seinem vierten Treffer im vierten Spiel (10.). Zuvor schon war nach Willsch-Hereingabe Nikola Jelisic am überragend parierenden Flemming Niemann gescheitert (6.). Erstmals in dieser Saison hatte also nicht Steffen Krautschneider das 1:0 besorgt, dafür war der Mann von der linken Außenbahn am 2:0 beteiligt: Sein Freistoß sollte Herbert Paul finden, doch der Augsburger Tim Rieder war dran – Eigentor (35.). Ein hoch verdienter Zwischenstand, weil die Schweinfurter das richtig gut machten: sich zurückziehen, defensiv das Spiel in Ruhe ausloten, dann überfallartig nach vorne kombinieren und dann entweder eiskalt abschließen, oder einen Standard provozieren – das hat System. „Wir haben eine wahnsinnig gute erste Halbzeit gespielt“, befand 05-Coach Gerd Klaus.

„Unser Ziel war es, nichts zuzulassen, das haben wir bis zum Gegentor geschafft. Wir wussten schließlich, was da für eine Gewalt auf uns zukommt.“

Krautschneider war indes nicht so ganz zufrieden: „Uns hat dann nach der Pause die Entlastung gefehlt, wir haben nur lange Bälle gespielt und die kamen schnell zurück. Wir müssen gegen so einen Gegner den Ball besser laufen lassen.“ Der lief aber mit fortschreitender Dauer besser beim FCA, der nun untermauerte, warum ihn Klaus für „eine Top-Drei-Mannschaft, einen absoluten Geheimfavoriten“ hält. Die Schwaben drängten den lange so dominierenden und abgeklärten FC 05 ein der Schlussviertelstunde mehr und mehr nach hinten, insbesondere nach dem Anschlusstor durch Jonathan Scherzers Kopfball (80.). „Beim Gegner war auch viel Qualität auf dem Platz, das war nicht irgendeine Mannschaft.

Für eine U-Mannschaft war Augsburg extrem robust in den Zweikämpfen“, sah Eiban zwar noch einmal den Sieg in Gefahr – für sein Tor gab's solche jedoch nicht mehr, auch nicht, als Schweinfurt nach Gelb-Rot gegen Paul (erst Foul, dann Meckern) die vier Nachspielminuten in Unterzahl überstehen musste.

Im Gegenteil: Da hatte der FC 05 sogar noch einen Drei-gegen-Einen-Konter. Den schloss Krautschneider überhastet ab. „Da hätte ich noch einmal in die Mitte zu Marco Fritscher spielen müssen“, nahm der Schütze Fritschers Kritik an. Dass Krautschneider gegen Ende die spielerische Lösung einiger Probleme fehlte, war für Klaus nicht überraschend: „Steffen will halt immer fußballen. Aber manchmal muss man auch arbeiten.“ Das haben die Schweinfurter dann getan. In den Schlussminuten warfen sich Techniker wie Willsch, Fritscher oder eben Krautschneider in Laufwege und Pässe – als wäre es ihnen wichtig, gerade jetzt, vor dem am Freitag (19 Uhr) anstehenden Spitzenspiel beim FC Bayern München II noch einmal sämtliche Tugenden einer aufstiegswilligen Mannschaft zu präsentieren: Spielstärke, mannschaftliche Geschlossenheit und Kampfkraft.

Dass die kleinen Bayern zusammen mit den Nullfünfern der am höchsten gehandelte Konkurrent von Topfavorit 1860 München sind, konnten diese wegen ihrer Trainingslager-Reise mit den Profis noch nicht so oft beweisen. So treffen die Schweinfurter auf einen Gegner mit weniger Spielpraxis, wollen das aber nicht selbstverständlich als Vorteil gewertet wissen. Krautschneider: „Wenn die jungen Spieler mit den Profis trainieren können, bringt sie das während des Trainingslagers um gut und gerne zehn Prozent weiter.“ Klaus: „Die Bayern sind frischer als wir. Bei uns wollten vier, fünf Spieler heute früher raus, die englische Woche hat Kraft gekostet, uns ist heute am Ende der Saft ausgegangen.“

Die Statistik des Spiels

Fußball: Regionalliga Bayern FC 05 Schweinfurt – FC Augsburg II 2:1 (2:0)

Schweinfurt: Eiban – Messingschlager, Strohmaier, Wolf, Paul – Fery, Kracun (84. Janz) – Willsch, Jelisic (68. Fritscher), Krautschneider – Jabiri (74. Pieper).

Augsburg: Niemann – Della Schiava (84. Stowasser), Friedrich, Rieder, Scherzer – Ramser, Bekiroglu – Günther-Schmidt, Feulner (56. Lannert), Greisel (46. Mergel) – Parker.

Schiedsrichter: Eduard Beitinger (DJK Regensburg). Zuschauer: 1669. Tore: 1:0 Jabiri (10.), 2:0 Riedner (36., Eigentor), 2:1 Scherzer (80.). Gelb-Rot: Paul (Schweinfurt, 90.). Gelb: Jelisic, Kracun, Fritscher, Pieper, Paul – Bekiroglu, Feulner, Mergel, Ramser.

ONLINE-TIPP

Viele Bilder vom Spiel unter www.mainpost.de/sport/schweinfurt

 
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