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Fußball:
„Schalke-Fan sein ist wie eine Ehe!“
Ein aktiver Schalker und ein ganz aktiver Schalker: Fan Reinhard Feser und Profi Marco Höger
Foto: Rinke | Ein aktiver Schalker und ein ganz aktiver Schalker: Fan Reinhard Feser und Profi Marco Höger
Von unserem Mitarbeiter Stephan Rinke
 |  aktualisiert: 07.09.2017 21:36 Uhr

Ein bisschen verrückt kommt er ja schon daher, der Reinhard Feser. Hastig kramt er ein paar Dutzend Fotos aus der Fahrerkabine seines Transporters hervor und berichtet dabei stolz von seiner großen Liebe – dem FC Schalke 04. Den 53-jährigen Berufskraftfahrer kennt in der hiesigen blau-weißen Fanszene jeder. Sein Haus in Maidbronn ist natürlich in den Vereinsfarben angestrichen, sein Hund wurde nach Stan Libuda benannt und sein jüngster Sohn nach Ingo Anderbrügge. Feser lebt den FC Schalke 04 – und verkörpert dabei genau die Leidenschaft, die man sich von den sportlichen Hauptdarstellern öfter wünschen würde.

Es wäre unfair, dem Ehrengast Marco Höger nach nur einem Treffen beim Fanclub-Treffen der „Schalker Mainknappen Würzburg“, dass am vergangenen Sonntag im „Labyrinth“ veranstaltet wurde, eine fehlende Vereinsidentifikation vorzuwerfen. Doch irgendwie blieb nach der Frage- und Autogrammstunde der fade Beigeschmack, dass man gerade einen Profi-Fußballer seines angehimmelten Vereins getroffen hat, der kaum mehr tat, als seine Pflicht zu erledigen – ohne große Emotionen, ohne Überzeugung und stets darauf bedacht, in der heutzutage glattgebügelten Welt der Sportinterviews bloß nichts kontroverses zu sagen.

Das Höger eine Stunde zu spät erschien, lag freilich nicht an ihm, sondern am Verkehr. Als er aber mit der 28-stündigen Busfahrt der Schalker Fans zum Euroleague-Spiel nach Valencia konfrontiert wurde, die trotz eines passablen Spiels für die Anhänger dennoch enttäuschend endete, da sich nach der Partie keiner der Spieler an die Fans wandte, da hätte sich der ein oder andere Fan sicherlich über eine Entschuldigung gefreut. „Unser Trainer-Team hat mit uns darüber gesprochen und wir werden es in Zukunft besser machen“, lautete Högers kühle Antwort. Schade – denn eine Einsicht, was die Fans für ihren Verein für Opfer bringen, sieht anders aus. Ein Beispiel von vielen. Ähnlich emotionslos waren Högers Antworten auf die Fragen, wie er einen Wechsel des Ur-Schalkers Manuel Neuer zum FC Bayern München und seine Treue zum FC Schalke 04 bewerten würde. Pflicht erfüllt – mehr nicht.

Etwas enttäuscht zeigten sich die Veranstalter ob der mäßigen Teilnehmerzahl. Gut 50 blau-weiße Fans hatten ihren Weg in die liebevoll geschmückte Würzburger Diskothek gefunden. Unter ihnen eben auch Feser, Ehrenpräsident des im Mai 2010 gegründeten Fanclubs. „Seit ich sechs Jahre alt bin, bin ich Schalke-Fan, vor allem wegen den Erzählungen meines Vaters, der in Russland in Gefangenschaft war und dort mit den anderen nur über den legendären FC Schalke gesprochen hat“, gerät der gebürtige Maidbronner ins Schwärmen. „Mein erstes Spiel habe ich mit elf Jahren auf der Glück-auf-Kampfbahn gesehen. Seitdem ist Schalke für mich eine Religion, ein Mythos, der mich anzieht und nicht wieder loslässt. Es ist wie eine Ehe, die ewig hält.“

Besonders stolz ist Feser über seinen Sohn Ingo, der genau wie sein Namensgeber natürlich Linksfuß ist und der bei Greuther Fürth für die U17 in der Bundesliga Süd/Südwest spielt. Dass Ingo Feser jedoch genau einen Tag vor Ingo Anderbrügge Geburtstag hat, sei jedoch ein Zufall gewesen. Wie groß die Bedeutung dieses Fußballvereins für Feser senior aber ist, verdeutlicht eine seiner vielen Anekdoten: „Vor mehr als zwanzig Jahren hab ich mal in Gelsenkirchen gelebt und hatte dort auch eine Freundin. Als sie aber heiraten wollte und ich ihr sagte, dass machen wir dann, wenn Schalke Meister wird, da antwortete sie nur, dass sie dann ja noch ewig warten müsste. Da habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen.“

Jetzt ist er seit vielen Jahren glücklich mit seiner Frau Martina verheiratet, nachdem sich beide zuvor natürlich „auf Schalke“ verlobt hatten. „Am Anfang war sie gar kein Schalke-Fan, aber es gab nie Probleme. Sie hat immer alles mitgemacht.“ – In guten wie in schlechten Zeiten, möchte man hinzufügen. „Einer der schönsten Momente war der UEFA-Pokal-Sieg 1997 in Mailand. Der bitterste ganz klar die verlorene Meisterschaft 2001. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einmal weinen sehen wie damals im Parkstadion“, so Feser.

Es ist genau diese aufrichtige Leidenschaft, die solche Fans – auch wenn man selbst einem anderen Verein gewogen ist – sympathisch machen. Sehr gewogen ist übrigens auch der Rapper Joel Hong dem FC Schalke 04, was er nach Högers Autogrammstunde im Labyrinth musikalisch belegte. Gemein hatte er mit den anderen Fans dabei wohl die aufrichtige und anhaltende Liebe zu ihrem blau-weißen Verein, die Höger an diesem Nachmittag nicht verkörperte.

 
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