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Bischofsheim
Erinnerungen an den WM-Helden Horst Eckel
Wie der Bischofsheimer Hanns-Gernot Schonder den Weltmeister von 1954 kennengelernt und warum er als Junge beim Endspiel in Bern den Kopf fast in das Radio "gesteckt" hat.
Ein ganz besonderer Moment für Hanns-Gernot Schonder (links), als er im Jahr 2009 Horst Eckel (rechts), den letzten jetzt verstorbenen 54er Weltmeister, traf. Das Bild versah Eckel später mit einer persönlichen Widmung 'Für Hanns-Gernot zur freundlichen Erinnerung. Horst Eckel'.  Foto: Matthias Schonder       -  Ein ganz besonderer Moment für Hanns-Gernot Schonder (links), als er im Jahr 2009 Horst Eckel (rechts), den letzten jetzt verstorbenen 54er Weltmeister, traf. Das Bild versah Eckel später mit einer persönlichen Widmung 'Für Hanns-Gernot zur freundlichen Erinnerung. Horst Eckel'.  Foto: Matthias Schonder
| Ein ganz besonderer Moment für Hanns-Gernot Schonder (links), als er im Jahr 2009 Horst Eckel (rechts), den letzten jetzt verstorbenen 54er Weltmeister, traf.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 00:00 Uhr

An den 4. Juli 1954 erinnert sich Hanns-Gernot Schonder, damals elf Jahre jung, noch genau. Wie er am Radio mitfieberte, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im WM-Finale im Wankdorf-Stadion die als unschlagbar geltenden Ungarn mit 3:2 in die Knie zwang. Ein Spiel, das als das "Wunder von Bern" in die Geschichte einging. Am 3. Dezember ist Horst Eckel als letzter dieser legendären Mannschaft im Alter von 89 Jahren gestorben. "Das hat mich sehr traurig gemacht", sagt Schonder. Und hat bei ihm zugleich die Erinnerung an eine persönliche Begegnung mit Eckel im Jahr 2009 geweckt.

Damals war Schonder, großer Fan des 1. FC Kaiserslautern , für 50-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet und zum Ehrenmitglied ernannt worden. Im VIP-Bereich des Fritz-Walter-Stadions (früher Stadion am Betzenberg) ging's den Geehrten richtig gut. Sie waren zum Spiel der "Roten Teufel", damals Zweite Liga, eingeladen. Nach der Partie kam es zu der "Zufallsbegegnung", wie Schonder es nennt. Dass einem ein Weltmeister über den Weg läuft, kommt ja nicht alle Tage vor. Schonder nutzte die Gelegenheit, ging auf Eckel zu und sprach ihn an. Bei dem Smalltalk habe er Eckel als "bescheidenen, bodenständigen Menschen" kennengelernt, "einer wie du und ich, überhaupt nicht abgehoben". Wie gut, dass Sohn Matthias seinen Vater begleitete. Er hielt diesen besonderen Moment im Foto fest. Hanns-Gernot Schonder schickte das Bild zu Horst Eckel - und bekam es mit der persönlichen Widmung "Für Hanns-Gernot zur freundlichen Erinnerung" zurück.

Wie ist seine Liebe zum 1. FC Kaiserslautern entbrannt? "Mein Idol und Vorbild war und ist bis zum heutigen Tag Fritz Walter ." Der spielte für Lautern, errang 1951 und 1953 die Deutsche Meisterschaft. Damals war Hanns-Gernot, Jahrgang 1943, ein Bub und "einfach fasziniert" von Walter und vom FCK. Die Begeisterung habe sich durch die WM 1954 noch verstärkt.

Vorrundenspiel in Oberwildflecken geguckt

Er erinnert sich gerne an die Klassenwanderung von Bischofsheim über den Kreuzberg nach Oberwildflecken, um dort in einem Gasthaus das Vorrundenspiel der Deutschen gegen die Türkei anzuschauen. Das hat sein Fußball-Feuer noch mehr entfacht und mündete in der Mitgliedschaft beim FCK im Jahr 1959. "Das Geld dafür habe ich von meinem Lehrlingslohn, damals 50 Mark im Monat, bezahlt."

Und der Finaltag? "Ich bin ins Sportheim in Bischofsheim gegangen; wir haben das Spiel dort am Radio verfolgt. Fernseher gab's keinen; die waren damals noch rar." Der Trubel sei ihm dann aber zu viel geworden. Also ging's in der Halbzeit schnell nach Hause. Mit Papa Hans in der Küche wurde die Reportage von Herbert Zimmermann , die Berühmtheit erlangte, weiter verfolgt. "Ich habe den Kopf fast in das Radio gesteckt", sagt Schonder mit einem Schmunzeln. Als Zimmermann voller Begeisterung rief "Aus, aus, aus. Aus. Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister ", hat der kleine Hanns-Gernot "vor lauter Freude getanzt". Das Radio steht noch heute im Keller des 78-Jährigen.

In dieser Zeit begann auch seine Sammelleidenschaft. Akribisch führte er Buch, hat zahllose Artikel aus vielen Zeitungen ausgeschnitten und archiviert. Ein Glück, dass er in der elterlichen Buchhandlung am Marktplatz, wo auch Zeitungen verkauft wurden, an der Quelle saß. Ordner, Bücher, Gläser mit dem Konterfei der WM-Helden, eine Schallplatte mit der Übertragung des WM-Endspiels und vieles mehr schmücken sein Museum - ein kleines, feines über die WM 1954 und den 1. FC Kaiserslautern . Sein Wissen über die WM beschreibt er mit einem Augenzwinkern so: "Ich könnte bei jedem Quiz mitmachen, wüsste fast alles, wenn man mich nicht gerade nach dem linken Verteidiger von Südkorea fragt."

Wegen Heimweh daheim geblieben

Zimmermann, aber auch der Journalist, Regisseur und Sportreporter Sammy Drechsel und dessen Fußballroman für die Jugend "Elf Freunde müsst ihr sein" weckten in dem heranwachsenden Hanns-Gernot den Wunsch, Reporter zu werden. Er schrieb einen Brief an Drechsel und bekam zu seiner Überraschung Antwort - eine ganze Seite lang. Eventuelle berufliche Veränderungen zerschlugen sich aber schnell: Den gelernten Einzelhandelskaufmann, der später das elterliche Geschäft übernahm, hätten keine zehn Pferde aus Bischofsheim weggebracht, weil ihn das Heimweh geplagt hätte. "Das war während meiner Bundeswehrzeit schon groß genug."

Seine eigenen fußballerischen Qualitäten sah er realistisch: "Die Leidenschaft war größer als das Talent." So hing er mit 21 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel. "Da habe ich meine große Liebe und spätere Ehefrau Rosemarie kennengelernt. Das war mir wichtiger als jeden Sonntag auf den Fußballplatz zu gehen."

Umso größer seine Freude, dass das Kaiserslautern-Gen auch in seinem Sohn Matthias und dessen älterem Spross Henri steckt. Opa, Sohn und Enkel - sie alle sind Mitglied beim FCK. Sein anderer Sohn Ralph hat mit Fußball eher wenig am Hut. Natürlich verfolgt Hanns-Gernot Schonder nach wie vor den Werdegang des 1. FC Kaiserslautern , der 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga war, aber nur noch Drittligist ist. "Einmal Fan, immer Fan.". Sein besonderer Stolz bleibt das über viele Jahre angelegte Album zur WM 1954. "Das wird mit dem Tod von Horst Eckel geschlossen."

 
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