Bad Kissingen
Die Kissinger Runde ist eine Diva im Verborgenen
Die Kissinger Runde führt über 27 Kilometer und überrascht mit wunderbaren Aussichten auf abwechslungsreichen Wegen.
Sie ist eine Diva. Eine Schönheit, die Zuneigung verlangt. Keine, die sich mal so im Vorübergehen erobern lässt. Die für Natürlichkeit und Glamour gleichermaßen steht. Mal exotisch, mal geheimnisvoll. Einfach hinreißend, diese Kissinger Runde.
Einmal rund um Bad Kissingen. 27 Kilometer. Ein Höhenweg, dessen Name Programm ist. Mit knackigen Anstiegen auf die Hügel der Kurstadt. Eine Wohltat nach unserer fünfeinhalb Stunden langen Tour ist das Kneipp-Becken am Gradierbau an der Unteren Saline. Dort, wo unsere kleine Gruppe ihren Startpunkt gesetzt hatte. Leichtes Gepäck, lockeres Lauftempo. Und jede Menge Neugierde auf das, was uns erwarten würde. Weil: Die Kissinger Runde ist irgendwie auch ein Mysterium.
Spärliche Informationen
Die Internet-Recherche im Vorfeld hatte sich schwierig gestaltet. Auf der Homepage der Stadt Bad Kissingen sind die Informationen spärlich, mit einer groben Karte. Und einer trivialen Wegbeschreibung, die zwangsläufig in die Irre führen würde. Der kleine Telefon-Marathon soll sich später auszahlen. "Die Teilstrecken kenne ich fast alle, komplett die Runde bin ich aber noch nicht gelaufen", sagt beispielsweise Horst Hippler vom Rhönklub Garitz. Wolfram Bold bietet geführte Wanderungen in und um Bad Kissingen an, wusste zur Kissinger Runde aber keine konkreten Hintergründe. Gab aber den wertvollen Tipp mit der Wanderkarte, inklusive einer detaillierten Weg-Beschreibung. Zu bekommen in der Tourist-Information im Arkadenbau. Diesen Plan hatten wir nicht zur Hand bei unserer Tour, die zum kleinen und sehr feinen Abenteuer wurde. Stets mit wachem Auge für das nächste Hinweisschild.
Der vermisste Wegweiser
Verfranzt hatten wir uns nur einmal. Standen von Arnshausen kommend am verschlossenen Hintereingang des Terrassen bades. Und wollten doch auf vorgesehenen Umwegen zur Ruine Botenlauben. Also Kommando zurück, eine andere Biegung nehmend. Dort im Nichts stand der vermisste Wegweiser.
"Da kann man auf alle Fälle noch ein Schild aufstellen. Das macht Sinn", sagt Wochen später Camillo Floth. Exakt an der unscheinbaren Feldweg-Gabelung, die in die Irre geleitet hatte. Der Angestellte der Kurgärtnerei kümmert sich um 120 Kilometer Wanderwege. "Die braunen Holzschilder sind von uns. Alles in Handarbeit gefräst, geschnitten und lackiert", erklärt der 44-Jährige, der mit seinem Hansa-Schmalspur-Fahrzeug quasi täglich unterwegs ist. Und in Sachen Beschilderung von Problemen erzählt, die eben nur der Insider kennt. Von Vandalismus beispielsweise. Oder von nicht immer einfachen Zuständigkeiten. "Führt ein Wanderweg über Privatgrund, müssen wir fragen, ob wir ein Schild aufstellen oder zumindest die kleine Kunststoff-Platte mit dem KR-Symbol anbringen dürfen", sagt Floth. Und ist jenen Landwirten nicht böse, die bei der Arbeit hin und wieder einen Wegweiser fällen. "Das passiert. Das bekommen wir aber nicht immer mit. Bis halt wieder eine Beschwerde bei uns eingeht, wir hätten nicht vernünftig beschildert."
Jahre der Stagnation
Entsprechendes Schriftwerk landet regelmäßig auf dem Schreibtisch von Martin Christ. "Auch wenn wir gar nicht zuständig sind. Das kann mal die Stadt Bad Kissingen, mal das Forstamt oder der Freistaat sein", erklärt der Chef der Kurgärtnerei, der auf einmal einen Zeitungs-Artikel aus dem Jahr 2006 zur Hand hat. Bereits in jenem Jahr sollte die Kissinger Runde umgesetzt werden. "Die Schilder waren längst fertig, wurden aber erst 2012 aufgestellt", weiß Camillo Floth, der mit Hubertus Wehner, seinem damaligen Vorgesetzten, die Strecke abgefahren war, um an den passenden Orten die Markierungen zu setzen. "Wir haben die Holzschilder mit den kleinen Kunststoff-Platten erweitert, die auch die Richtung anzeigen", sagt Floth.
Ausbaubare Vermarktung
Die Idee zur Kissinger Runde wurde bereits im Jahr 2000 im Rahmen des Projekts "Format Bad Kissingen" geboren, um einen Rundweg mit verschiedenen Sichtbeziehungen in die Stadt anzubieten. Treibende Kräfte waren Prof. Peter Schuck, Hubertus Wehner und Wolfgang Russ vom Referat Stadt- und Verkehrsplanung, das für Bad Kissinger Wander- und Radwege zuständig ist. "Die Vermarktung der Kissinger Runde könnte durchaus verbessert werden. Wir werden versuchen, dies mit der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH umzusetzen", sagt Stadtplanerin Christine Schwind.
Potentielle Liebhaber stehen mit Sicherheit Schlange. Charme hat die Kissinger Runde nämlich, und Klasse. Wie den Blick auf Bad Kissingen von der Maxruhe oder der Ruine Botenlauben aus. Ein Augenschmaus sind die gemächlich fließenden Wasser im pittoresken Kaskadental. Für Gemütsruhe stehen der Katzengrund über den Dächern von Garitz und der sich anschließende Weg der Besinnung. Noch ist Bad Kissingens Diva ein Star im Verborgenen.
Strecke Die Kissinger Runde führt über 27 Kilometer rund um die Kurstadt. Ein Großteil der Wege geht durch Waldgebiet, mit zum Teil anspruchsvollen Steigungen. Für den Ortsunkundigen ist eine Wanderkarte zu empfehlen. Ein idealer Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Gradierbau. Mit dem Kneippbecken in unmittelbarer Nähe für die Entspannung danach. Problemlos kann man sich über Etappen an die Gesamtstrecke herantasten. Das Symbol auf den Schildern der Kissinger Runde ist: KR.
Erfahrung Wir hatten den Weg entgegengesetzt zur Grafik unter die Füße genommen. Mit der langen Steigung im Kaskadental als der ersten Herausforderung. Der Schatten spendende Wald ist ein großer Pluspunkt bei höheren Temperaturen. Ordentlich in die Beine geht auch der Weg hoch zur Ruine Botenlauben und das finale Teilstück über den Sinnberg. Kunst und Kultur hat die Kissinger Runde ebenfalls zu bieten mit dem Weg der Besinnung oberhalb der KissSalis-Therme, den Wichtelhöhlen oberhalb des Golfplatzes oder dem Ehrenfriedhof. Wer sich zu Fuß an die Kissinger Runde heranwagt, sollte eines in jedem Fall mitbringen: Zeit.
Einmal rund um Bad Kissingen. 27 Kilometer. Ein Höhenweg, dessen Name Programm ist. Mit knackigen Anstiegen auf die Hügel der Kurstadt. Eine Wohltat nach unserer fünfeinhalb Stunden langen Tour ist das Kneipp-Becken am Gradierbau an der Unteren Saline. Dort, wo unsere kleine Gruppe ihren Startpunkt gesetzt hatte. Leichtes Gepäck, lockeres Lauftempo. Und jede Menge Neugierde auf das, was uns erwarten würde. Weil: Die Kissinger Runde ist irgendwie auch ein Mysterium.
Spärliche Informationen
Die Internet-Recherche im Vorfeld hatte sich schwierig gestaltet. Auf der Homepage der Stadt Bad Kissingen sind die Informationen spärlich, mit einer groben Karte. Und einer trivialen Wegbeschreibung, die zwangsläufig in die Irre führen würde. Der kleine Telefon-Marathon soll sich später auszahlen. "Die Teilstrecken kenne ich fast alle, komplett die Runde bin ich aber noch nicht gelaufen", sagt beispielsweise Horst Hippler vom Rhönklub Garitz. Wolfram Bold bietet geführte Wanderungen in und um Bad Kissingen an, wusste zur Kissinger Runde aber keine konkreten Hintergründe. Gab aber den wertvollen Tipp mit der Wanderkarte, inklusive einer detaillierten Weg-Beschreibung. Zu bekommen in der Tourist-Information im Arkadenbau. Diesen Plan hatten wir nicht zur Hand bei unserer Tour, die zum kleinen und sehr feinen Abenteuer wurde. Stets mit wachem Auge für das nächste Hinweisschild.
Der vermisste Wegweiser
Verfranzt hatten wir uns nur einmal. Standen von Arnshausen kommend am verschlossenen Hintereingang des Terrassen bades. Und wollten doch auf vorgesehenen Umwegen zur Ruine Botenlauben. Also Kommando zurück, eine andere Biegung nehmend. Dort im Nichts stand der vermisste Wegweiser.
"Da kann man auf alle Fälle noch ein Schild aufstellen. Das macht Sinn", sagt Wochen später Camillo Floth. Exakt an der unscheinbaren Feldweg-Gabelung, die in die Irre geleitet hatte. Der Angestellte der Kurgärtnerei kümmert sich um 120 Kilometer Wanderwege. "Die braunen Holzschilder sind von uns. Alles in Handarbeit gefräst, geschnitten und lackiert", erklärt der 44-Jährige, der mit seinem Hansa-Schmalspur-Fahrzeug quasi täglich unterwegs ist. Und in Sachen Beschilderung von Problemen erzählt, die eben nur der Insider kennt. Von Vandalismus beispielsweise. Oder von nicht immer einfachen Zuständigkeiten. "Führt ein Wanderweg über Privatgrund, müssen wir fragen, ob wir ein Schild aufstellen oder zumindest die kleine Kunststoff-Platte mit dem KR-Symbol anbringen dürfen", sagt Floth. Und ist jenen Landwirten nicht böse, die bei der Arbeit hin und wieder einen Wegweiser fällen. "Das passiert. Das bekommen wir aber nicht immer mit. Bis halt wieder eine Beschwerde bei uns eingeht, wir hätten nicht vernünftig beschildert."
Jahre der Stagnation
Entsprechendes Schriftwerk landet regelmäßig auf dem Schreibtisch von Martin Christ. "Auch wenn wir gar nicht zuständig sind. Das kann mal die Stadt Bad Kissingen, mal das Forstamt oder der Freistaat sein", erklärt der Chef der Kurgärtnerei, der auf einmal einen Zeitungs-Artikel aus dem Jahr 2006 zur Hand hat. Bereits in jenem Jahr sollte die Kissinger Runde umgesetzt werden. "Die Schilder waren längst fertig, wurden aber erst 2012 aufgestellt", weiß Camillo Floth, der mit Hubertus Wehner, seinem damaligen Vorgesetzten, die Strecke abgefahren war, um an den passenden Orten die Markierungen zu setzen. "Wir haben die Holzschilder mit den kleinen Kunststoff-Platten erweitert, die auch die Richtung anzeigen", sagt Floth.
Ausbaubare Vermarktung
Die Idee zur Kissinger Runde wurde bereits im Jahr 2000 im Rahmen des Projekts "Format Bad Kissingen" geboren, um einen Rundweg mit verschiedenen Sichtbeziehungen in die Stadt anzubieten. Treibende Kräfte waren Prof. Peter Schuck, Hubertus Wehner und Wolfgang Russ vom Referat Stadt- und Verkehrsplanung, das für Bad Kissinger Wander- und Radwege zuständig ist. "Die Vermarktung der Kissinger Runde könnte durchaus verbessert werden. Wir werden versuchen, dies mit der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH umzusetzen", sagt Stadtplanerin Christine Schwind.
Potentielle Liebhaber stehen mit Sicherheit Schlange. Charme hat die Kissinger Runde nämlich, und Klasse. Wie den Blick auf Bad Kissingen von der Maxruhe oder der Ruine Botenlauben aus. Ein Augenschmaus sind die gemächlich fließenden Wasser im pittoresken Kaskadental. Für Gemütsruhe stehen der Katzengrund über den Dächern von Garitz und der sich anschließende Weg der Besinnung. Noch ist Bad Kissingens Diva ein Star im Verborgenen.
Strecke Die Kissinger Runde führt über 27 Kilometer rund um die Kurstadt. Ein Großteil der Wege geht durch Waldgebiet, mit zum Teil anspruchsvollen Steigungen. Für den Ortsunkundigen ist eine Wanderkarte zu empfehlen. Ein idealer Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Gradierbau. Mit dem Kneippbecken in unmittelbarer Nähe für die Entspannung danach. Problemlos kann man sich über Etappen an die Gesamtstrecke herantasten. Das Symbol auf den Schildern der Kissinger Runde ist: KR.
Erfahrung Wir hatten den Weg entgegengesetzt zur Grafik unter die Füße genommen. Mit der langen Steigung im Kaskadental als der ersten Herausforderung. Der Schatten spendende Wald ist ein großer Pluspunkt bei höheren Temperaturen. Ordentlich in die Beine geht auch der Weg hoch zur Ruine Botenlauben und das finale Teilstück über den Sinnberg. Kunst und Kultur hat die Kissinger Runde ebenfalls zu bieten mit dem Weg der Besinnung oberhalb der KissSalis-Therme, den Wichtelhöhlen oberhalb des Golfplatzes oder dem Ehrenfriedhof. Wer sich zu Fuß an die Kissinger Runde heranwagt, sollte eines in jedem Fall mitbringen: Zeit.
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