45 Jahre alt wird Steven Fürsch in diesem Jahr, aber anstatt seine Motorsport-Karriere so langsam ausklingen zu lassen, nimmt diese heuer nochmal so richtig Fahrt auf. Nicht nur mit seinem langjährigen Team Racing4Friends nimmt er mit einem Mini Coupé an der Langstrecken-Meisterschaft (VLN) teil, sondern er bekam auch ein Angebot für einen Platz im renommierten Team AutoArenA Motorsport (eine Marke von Mercedes Assenheimer und Mulfinger) aus Heilbronn. Das Team schickt zwei Fahrzeugtypen ins Rennen, einen Mercedes C 63 AMG Coupé Black Series mit rund 610 PS und einen Mercedes C 230 V 6 mit 250 PS. Die Leistung seines Mini Coupés wurde mittlerweile auf 307 PS gesteigert.
AutoArenA kam schon Ende 2014 auf Steven Fürsch zu, da das Team auf der Suche nach einem neuen Fahrer für 2015 war und bat ihn um Sichtungsmaterial wie Telemetriedaten und Videomaterial. „Hoffnung machte ich mir damals keine, da meine jetzigen Fahrerkollegen Patrick Assenheimer und Marc Marbach 23 und 29 Jahre jung sind. Außerdem habe ich mich gefragt, ob die etwa eine Seniorenquote einhalten müssen“, fügt er lachend hinzu. Zudem war zu dem Zeitpunkt längst klar, dass er die Saison 2015 für Racing4Friends mit seinem langjährigen Fahrerkollegen Jürgen Bretschneider fährt.
Doch nach der Auswertung aller Bewerbungen wollte AutoArenA den 44-Jährigen verpflichten. Auf der einen Seite stand also eine einmalige Chance bei einem Team mit einem großen Etat, auf der anderen Seite das klare Bekenntnis zu seinem Team Racing4Friends. Fürsch und sein Teamchef Lothar Sausemuth wurden zu einem Team-Meeting eingeladen – und man fand eine Lösung. Steven Fürsch wird für beide Teams fahren. Da die VLN-Meisterschaft aus zehn Rennen besteht und Racing4Friends auch keinen passenden Ersatzfahrer gefunden hat, wird es zwangsweise Überschneidungen geben. „Im schlimmsten Fall muss ich bei dem einen oder anderen Rennen für beide Teams fahren“, halst sich Fürsch ein mehr als anstrengendes Programm auf. „Ganz ehrlich, die Nummer habe ich schon mal in einem 24-Stunden-Rennen in Barcelona gemacht, danach wollte ich nur noch ein Sauerstoffzelt und ab ins Bett“, nimmt er die Belastung locker. An diesem Freitag und Samstag ist er zu Testfahrten mit den beiden Mercedes-Varianten von AutoArenA auf dem Nürburgring. „An Hand der da gewonnenen Daten wird dann entschieden, in welchem Wagen ich eingesetzt werde.“ Hinzu kommt auf jeden Fall noch das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring am Wochenende 14. bis 17. Mai, bei dem vor über 200 000 Fans auch reichlich Prominenz wie Nick Heidfeld am Start sein wird. Steven Fürsch ist sich bewusst, dass der Druck bei AutoArenA größer ist. „Da erwarten die Sponsoren einen Platz auf dem Podium.“
Die Rennen der VLN-Meisterschaft, die zwischen vier und sechs Stunden dauern, werden ausschließlich auf dem Nürburgring ausgetragen. „Da auf der Grand-Prix-Strecke und der Nordschleife (der legendären grünen Hölle) gefahren wird, kommen die Piloten und Teams teilweise sogar aus Japan“, erzählt Steven Fürsch. „180 bis 240 Fahrzeuge gehen da zeitgleich an den Start, auch wenn sie in unterschiedlichen Klassen gewertet werden. Die Startaufstellung ist rund zweieinhalb Kilometer lang“, ergänzt der Waizenbacher.
Auf die Frage, wie er denn bei Doppel-Stints mit so unterschiedlichen Fahrzeugen wie einem Mini und einem Mercedes zurechtkommen wolle, hat er eine ganz simple Antwort parat. „Ob Front- oder Heckantrieb, da kann ich mich voll und ganz auf meinen 'Popometer' verlassen.“
Vor der Entscheidung für die Doppelbelastung musste Steven Fürsch „noch einige heftige, aber letztendlich positive Diskussionen in der Familie“ führen. Obwohl er schon einige schwere Verletzungen nach Unfällen auskurieren musste, bleibt der Motorsport seine große Leidenschaft. „Die Angst fährt bei mir nicht mit.“